Pumpen, Kochen, Führen: Am 13. September begann der mehr als drei Wochen andauernde Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) beim Moorbrand in Meppen. Zehn Tage zuvor war das Moor auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle (WTD) 91 im niedersächsischen Meppen bei einem Raketentest in Brand geraten. In 200 000 Einsatzstunden pumpten die Ehrenamtlichen Löschwasser zu den Brandherden, übernahmen Führungsaufgaben und sicherten die technischen Kommunikationswege. Zur Versorgung der Einsatzkräfte errichtete das THW im Einsatz erstmalig den standardisierten Bereitstellungsraum 500 (BR 500).
Mehr als 3250 ehrenamtliche Frauen und Männer des THW aus dem gesamten Bundesgebiet unterstützten die Einsatzkräfte von Bundeswehr, Bundesfeuerwehr und Feuerwehr bei den Löscharbeiten des teilweise unterirdisch liegenden Moorbrands. Um sicherzustellen, dass alle Einsatzkräfte sowie die benötigte Ausstattung optimal koordiniert und eingesetzt wurden, übernahmen Expertinnen und Experten des THW während des gesamten Einsatzes zentrale Führungsaufgaben.
„Der Einsatz in Meppen hat gezeigt, wie wichtig der Bereich Führung und Kommunikation in Einsatzlagen ist“, sagte THW-Präsident Albrecht Broemme.
Da es auf dem Gelände der Bundeswehr, besonders im Bereich der Einsatzleitung, zu Beginn des Moorbrand-Einsatzes weder Telefon- noch Internetverbindung gab, richtete das THW diese grundlegenden Kommunikationswege ein. Die THW-Fachkräfte des Weitverkehrstrupps, von denen es bundesweit nur fünf Einheiten gibt, installierten eine Richtfunkverbindung zwischen der Einsatzstelle und dem THW-Ortsverband in Meppen. Diese wirkte wie eine Verlängerung des Netzes über die drei Kilometer lange Strecke und versorgte die Einsatzleitung mit einem Internet- und Telefonzugang. Gehalten wurde die Verbindung über zwei Mastkraftwagen, von denen einer auf dem Gelände der Bundeswehr und einer beim THW-Ortsverband Meppen stand. Die eingesetzten Mastkraftwagen des THW können auf eine Höhe von bis zu 40 Meter ausgefahren werden und ein Behelfsnetz über Entfernungen von bis zu 100 Kilometer herstellen. Die Expertinnen und Experten der THW-Weitverkehrstrupps haben spezielle Zusatzausbildungen wie die zum Maschinisten für Mastkraftwagen, um die Spezialtechnik zu bedienen.
Kontrolle über das Löschwasser
Spezielle Technik setzen die THW-Helferinnen und -Helfer in Meppen auch bei der Überwachung der Löschwasserreserven ein. Mit mobilen Hochwasserpegeln beobachten ehrenamtliche Fachkräfte an 20 Pegelmessstationen die Wasserstände der umliegenden Flüsse, aus denen THW-Einsatzkräfte das Löschwasser pumpten. Damit bot das THW eine „relativ hohe Dichte an Messpunkten für dieses Einsatzgebiet“, so Christoph Schedl vom THW-Ortsverband Donauwörth, einer der THW-Experten vor Ort. Die Messstationen verfügen über spezielle Sensoren, welche die Messwerte zu den Wasserständen erheben und automatisch auswerten. Neben der Wassermenge maßen THW-Helferinnen und -Helfer auch die Temperatur der Gewässer und des Grundwassers. Dadurch sicherten sie die Löschwasserzufuhr, ohne die
Wasserversorgung in der Region zu gefährden. Tag und Nacht förderten die Hochleistungspumpen des THW bis zu 20 000 Liter Wasser pro Minute aus umliegenden Seen und Flüssen. Für den Transport des Löschwassers zum Moorbrand installierten die Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen drei Förderstrecken über eine Länge von insgesamt 18 Kilometern. Im Schichtdienst sicherten THW-Helferinnen und -Helfer die Löschwasserzufuhr und sorgten für die einwandfreie Funktion der 18 Großpumpen in Meppen.
Flexible Logistik
So ein Dauereinsatz macht hungrig: Von Beginn an verpflegten THW-Helferinnen und -Helfer die Einsatzkräfte mit Essen und stellten Unterbringungsmöglichkeiten bereit. Dafür baute das THW erstmalig in einem Einsatz einen standardisierten Bereitstellungsraum 500 (BR 500) auf. Dieses THW-eigene System gibt es deutschlandweit zweimal. Es ist dafür ausgelegt, 500 Einsatzkräfte über längere Zeiträume unterzubringen und deren Einsatzmaterial instand zu setzen. In den großen weißen Zelten mit Stromversorgung und Feldbetten konnten sich die Einsatzkräfte in Meppen zwischen ihren Einsätzen erholen – viele arbeiteten Tag und Nacht im Schichtdienst. Neben den beheizten Schlafzelten bietet der Bereitstellungsraum auch mehrere Waschzelte. Die Aufbereitung des benötigten Trinkwassers und die Entsorgung der Abwässer aus den sanitären Anlagen gehören zum Leistungsspektrum des BR 500. „Die Einsatzbereitschaft der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, um diese besondere Lage zu bewältigen, zeigt mir, wie hervorragend sie ausgebildet sind“, betonte THW-Vizepräsident Gerd Friedsam bei einem Besuch in Meppen.
„Sie können quasi aus dem Nichts heraus einen Logistik-Stützpunkt aufbauen, um die hohe Anzahl an Kräften zu versorgen und unterzubringen.“
Rückhalt aus der Bevölkerung
Unterirdische Glutnester, kaum Regen und starker Wind: Je länger die Löscharbeiten am Moor andauerten, desto mehr Einsatzkräfte von Bundeswehr, Bundesfeuerwehr, Feuerwehr und THW benötigten Schlafplätze und warme Mahlzeiten. Dank der kompatiblen Ausstattung des Bereitstellungsraums vergrößerten die THW-Helferinnen und -Helfer das Feldlager, indem sie die vorhandenen BR 500 Systeme miteinander kombinierten. Im so entstandenen BR 1500 kochten Ehrenamtliche der THW- Fachgruppe Verpflegung viermal am Tag rund 1 700 Mahlzeiten und gaben mehr als 10 000 Liter Getränke an die Einsatzkräfte aus. 6 000 Brötchen, 4 000 Schokoriegel und 100 Liter Kaffee pro Stunde sorgten für zusätzliche Energie im Einsatz. Auch eine Vielzahl von Spenden in Form von Lebensmitteln und Kuchen aus der Bevölkerung erreichten die Einsatzkräfte.
Ohne diese Spenden war die Versorgung vor Ort dauerhaft sichergestellt. „Trotzdem tut es gut, einen derartigen Rückhalt aus der Bevölkerung zu spüren. Es geht nicht um den Kuchen, sondern um die Wertschätzung, die damit verbunden ist“, berichtete Kathrin Becker, eine THW-Helferin aus dem Saarland.
Nach mehr als drei Wochen ehrenamtlichem Einsatz übergaben die Helferinnen und Helfer ihre Aufgaben Schritt für Schritt an das Personal der Bundeswehr. THW-Präsident Albrecht Broemme reiste nach Meppen, um den Männern und Frauen des THW für ihren Einsatz zu danken und sich ein Bild von den umfangreichen Rückbaumaßnahmen zu machen. Am 7. Oktober traten die letzten Einsatzkräfte des THW ihre Heimreise an. Wieder zuhause, ging es für die THW-Ortsverbände an die Wartung und Instandsetzung ihrer Ausstattung, um auch für den nächsten Einsatz wieder gut vorbereitet zu sein. Wenige Tage später beendete die Bundeswehr die Löscharbeiten – der Moorbrand gilt offiziell als gelöscht.
Crisis Prevention 4/2018
Meike Michelmann
gen. Lohmann
Technisches Hilfswerk
Referat EA2 Medienund
Öffentlichkeitsarbeit
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