1. Allgemeine Hinweise
Bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden handelt es sich im Regelfall um einen Einsatz zum Erhalt der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion von Wäldern, Buschbzw. Heideflächen oder landwirtschaftlichen Nutzflächen. Vor allem der Wald dient als Trinkwasserreservoir, Sauerstofflieferant, CO2-Verbraucher, Holzlieferant, Extremminderer (Starkregen [Hochwasserschutz!], Hitze, Sturm und anderes) und nicht zuletzt als Erholungsraum der Industriegesellschaft.
Grundsätzlich wird der Vegetationsbrandschutz fachlich in den vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz unterteilt. Beim vorbeugenden Vegetationsbrandschutz, der vor allem in die Zuständigkeit der Länderforstministerien bzw. jeweiligen Eigentümer fällt, stehen die präventiven Maßnahmen im Vordergrund. Dazu gehören das Anlegen und Unterhalten von Löschwasserentnahmestellen, befahrbarer Wege sowie die (Wald-) Brandfrüherkennung und nicht zuletzt gezielte Informationskampagnen über zum Beispiel die aktuelle Wald- oder Graslandbrandgefährdung in den Medien etc.
Der abwehrende Vegetationsbrandschutz, der in die Zuständigkeit der Landesinnenministerien fällt, zeichnet sich dagegen durch die klassischen boden- und luftgebundenen Brandbekämpfungsmethoden aus. Bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden ist grundsätzlich der Sicherheit der Einsatzkräfte die höchste Priorität bei der Einsatzplanung einzuräumen. Das heißt, bei allen Maßnahmen muss die Gefährdung der Einsatzkräfte äußerst gering gehalten werden.
Größere Vegetationsbrände bestehen aus einem charakteristischen Erscheinungsbild (Ellipse bzw. Eierform), die von einem Feuersaum, der Feuerfront und Flanken charakterisiert wird. Bei Waldbränden wird dazu noch zwischen Boden-, Wipfel- und Vollfeuer unterschieden. Die Art des Brandes hängt dabei von der Vegetation (Bestandverhältnissen, Bestockungsgraden, Baumarten, Altersklassen), den topographischen Geländeverhältnissen und den meteorologischen Verhältnissen (Temperatur, Wind und Luftfeuchtigkeit) ab.
1.1 Einfluss der Vegetation
Betrachtet man den Einfluss der Vegetation hinsichtlich des Waldbrandschutzes, so lassen sich einige wichtige Merkmale auflisten:
- Nadelbäume (Kiefer, Fichte, Tanne, Lärche etc.) sind wesentlich brandgefährdeter als Laubbäume (Buche, Eiche, Ahorn, Kastanie, Esche etc.).
- Laubbäume werden in der heutigen Forstwirtschaft in besonders waldbrandgefährdeten Gebieten als natürliche „brandresistente“ Riegelstellungen gepflanzt.
- Vor allem Nadelbäume junger Altersklassen (Dickungen, Stangenhölzer) sind aufgrund ihrer bis zum Boden reichenden Verastung besonders brandgefährdet.
- Sandige Böden sind aufgrund ihres geringen Wasserhaltevermögens insgesamt für das Risiko schlechter als wasserhaltige lehmige Böden.
- In den Frühjahrsmonaten ist die Waldbrandgefahr (Anzahl der Waldbrände) aufgrund der „ausgetrockneten Vegetation“ besonders hoch.
- Dagegen treten sich mit dem Wind sehr schnell ausbreitendende Brände von trockenen Feldbeständen (Getreide) naturgemäß eher zum Ende des Sommers oder im Herbst auf.
- In den kontinental getönten Gebieten Ost-Deutschlands (heiße und niederschlagsarme Klimagebiete) ist die Waldbrandgefahr meist höher als in den übrigen Teilen Deutschlands, gleichwohl zeigt die Erfahrung, dass in nahezu allen deutschen Bundesländern in den letzten Jahrzehnten ebenfalls große Vegetationsbrände zu verzeichnen waren.
Im Rahmen der Einsatztaktik sollte immer beachtet werden, dass die Brandausbreitung in Bereiche mit dieser Vegetation vermieden wird. Im Einsatzfall sind diese Bereiche vorzugsweise abzuriegeln, da ein wirksamer Löschangriff große Mengen an Wasser erfordern wird.
1.2 Einfluss des Geländes
Obwohl die Gebiete mit hoher Waldbrandgefährdung in Deutschland eher Ebenen (Tiefland) sind (Lüneburger Heide, Brandenburg), können Brände in hügeliger oder bergiger Umgebung eine besondere Gefahr darstellen. Brände breiten sich mit der Wärmestrahlung und ggf. dem Aufwind hangaufwärts besonders schnell aus, daher ist ein Löschangriff oder das Legen von Schneisen oberhalb von Feuersäumen äußerst kritisch. Häufig wird die Brandausbreitungsgeschwindigkeit deutlich unterschätzt! Dazu kommt gegebenenfalls noch die Absturzgefahr im bergigen Gebiet!
1.3 Einfluss der Meteorologie
Neben den biotopischen Voraussetzungen eines Waldbestandes (Baumart, Alter, Bestockung, Bodenbewuchs etc.) und der geographischen Lage sind die meteorologischen Verhältnisse (Windstärke bzw. Windrichtung, Luftfeuchtigkeit und in Teilen auch die Temperatur) wesentlich für die Ausbreitung bzw. den Bekämpfungserfolg. Vor allem zur Bestimmung und Voraussage der Windverhältnisse sollte bei größeren Waldbränden ein Meteorologe in die Einsatzleitung einbezogen werden.
Aussagen zur Wald- und Graslandbrandgefahrenprognose finden Sie zum Beispiel mit dem Waldbrand-Gefahrenindex (WBI) und dem Grasland-Feuerindex (GLFI) unter: http://www.wettergefahren.de/warnungen/indizes.html
Beachten Sie die Unterschiede und bedenken Sie, dass insbesondere trockene Getreidefelder eine große Branddynamik entwickeln können!
1.4 Taktische Prioritäten
Im Gegensatz zur Bekämpfung von Gebäudebränden liegt die erste Priorität bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden in der schnellst möglichen Eingrenzung des Brandes. Ein komplettes sofortiges Ablöschen der gesamten Fläche ist in den seltensten Fällen möglich und zunächst auch nicht von oberster Priorität. Die Eingrenzung des Brandes sollte mit der Bekämpfung der Feuerfront bzw. Aufrollen der Flanken beginnen, sofern dies wegen der Brandintensität ohne Eigengefährdung möglich ist.
Andernfalls muss an einer taktisch günstigen Stelle (günstig bzgl. Vegetation und Gelände) versucht werden, die Feuerfront anzuhalten. Der Schutz von Objekten (Gebäude, Installationen etc.) hat Vorrang. Bei Gebäuden sind vor Eintreffen einer Feuerfront alle Fenster und Türen zu verschließen, besondere Brandlasten um die Gebäude (Büsche, Kaminholz, Fahrzeuge) sind zu entfernen.
Wenn das nicht möglich ist, kann durch laufende Benetzung mit Wasser oder das Auflegen einer Schaum- oder Gelschicht versucht werden, einen gewissen Schutz vor Entzündung zu erreichen.