Digitale Konvergenz im Sicherheitsbereich

Melanie Prüser

© Bildagentur PantherMedia / weerapat

Kriminalhauptkommissar Peter Vahrenhorst sprach mit CP Online über die digitale Konvergenz im Sicherheitsbereich. Die Zusammenarbeit des LKA NRW mit der Wirtschaft spielt in diesem Bereich bereits eine große Rolle, die in den nächsten Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.

CP: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen LKA NRW und dem VOICE-Bundesverband aus?


Peter Vahrenhorst:

Wir haben einen bestehenden, vom Ministerium genehmigten Vertrag, der diese Kooperation im Detail regelt. Dieser Vertrag regelt die Modalitäten, aber auch die grundsätzlichen Aufgaben und Ziele, die wir gemeinsam erreichen wollen. Es geht zum Beispiel um den Wissenstransfer, den Expertenaustausch, zwischen Unternehmen und uns dem LKA. In Situationen, wo wir mit einer Thematik konfrontiert werden, wo wir keinen Experten haben, kann durch die Zusammenarbeit das Wissen von außen beschafft werden. So ist es möglich, das Dunkelfeld Stück für Stück zu erhellen. 

Generell wissen wir, als Polizei, eigentlich nur das was angezeigt wird und das entspricht nicht immer dem was draußen wirklich passiert. Dadurch, dass wir mit Unternehmen sprechen, oder bei Gesprächen dabei sind, erhalten wir Kenntnisse über Dinge, die sonst nicht an uns herangetragen werden würden. Damit der Austausch funktioniert ist es jedoch notwendig ein gewisses Vertrauensverhältnis zu haben.

Da wir einen Strafverfolgungszwang haben, gibt es einiges zu beachten.

Handschellen liegen auf einer Tastatur
Cyberkriminalität betrifft meist mehr als ein Unternehmen.
Quelle: © Bildagentur PantherMedia / scanrail

Zum Beispiel wenn ich, als Kriminalhauptkommissar, an einem Meeting teilnehme, und jemand erzählt mir etwas und nennt auch den Namen, wäre ich vom Gesetz her verpflichtet, eine Anzeige zu schreiben. Das wollen die Firmen natürlich nicht, also müssen bereits im Vorfeld Absprachen getroffen werden. Denn wir können über alles reden aber im Konjunktiv, das heißt es werden keine Namen dezidiert besprochen. Ist diese Basis für die Zusammenarbeit einmal geklärt, entsteht auch das benötigte Vertrauensverhältnis. Wenn dann wirklich einmal Probleme auftauchen, kommen die Unternehmen auch zur Polizei. 

Das ist eine der Ideen, warum wir solche Zusammenarbeiten machen, es sind vertrauensbildende Maßnahmen, um ein Umfeld schaffen, wo man weiß wie man über bestimmte Sachen reden kann. Wenn dann ein Schadensfall eintritt, sind bereits viele Sachen geklärt.


CP: Welche Vorteile bringt eine digitale Konvergenz im Sicherheitsbereich mit sich?


Vahrenhorst:

Also grundsätzlich glaube ich, man kann das nicht nur auf einen Punkt zusammenfassen. Wir werden oft von anderen Landeskriminalämtern gefragt, wie viel Mehrwert in Euro aus so einer Kooperation entsteht. Wir können das aber nicht in Beträge berechnen, weil wir nicht sagen können am Ende des Jahres hat das LKA durch die Zusammenarbeit fiktiv 10.000€ gespart. Es geht viel um in Vorleistungen treten, das heißt, wir bringen etwas ein wo wir noch gar nicht wissen wann es uns helfen wird. 

Am Ende muss man in einer digitalen Welt ganz klar erkennen, dass die technische Digitalisierung alles miteinander verbindet. Das schaffen wir, technisch ist das kein Problem aber wir müssen nebenbei auch die menschliche Komponente miteinander vernetzten. Als Sicherheitsbehörde müssen wir uns genauso frühzeitig in Prozesse einbringen, um nicht am Ende außen vor zu stehen.

Wir müssen uns für digitale Zusammenarbeiten im Sicherheitsbereich öffnen.

Denn wir sind in der digitalen Welt unterwegs, wir haben digitale Techniken, aber wir müssen auch genauso Bestandteil dieses Netzwerkes der realen Welt sein und uns als Behörde dementsprechend ein bisschen anders aufstellen. Wir müssen vielleicht auch mal andere Verhaltensweisen ausprobieren, weil wir selbst die gleiche Technik nutzen, wie die Unternehmen. 

Das ist ein Aspekt, welchen wir in NRW sehr offensiv betreiben. Wir haben Bitcom, Voice, Eco-Verband oder auch Hochschulen, mit denen wir zusammenarbeiten. Unser Ziel ist es ein großes Netzwerk aufzustellen, um alle Player zusammenzukriegen und am Ende das Ganze als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen. Auch wir als Polizei sind ein Teil dieser Gesellschaft und wollen natürlich auch unseren Teil dazu beitragen.


Verzahnte Personen
Vernetzung ist essenziell um weiterhin einen Schutz vor Cyberkriminalität leisten zu können.
Quelle: PantherMedia / sheela2010

CP: Warum ist Vernetzung ein wirksames Instrument bei der Bekämpfung und Prävention von Cybercrime?


Vahrenhorst:

Wir sind für die Prävention, für Wirtschaftsunternehmen, in NRW zuständig. In Nordrhein-Westfalen haben wir ungefähr um die 850.000 Unternehmen. Wenn ich jetzt in meiner Lebensarbeitszeit versuchen würde jedes einzelne Unternehmen einmal aufzusuchen, dann würde ich das gar nicht schaffen können. Geschweige denn vielleicht ein Unternehmen zweimal aufzusuchen, oder wenn es ein großes Unternehmen ist vielleicht sogar noch häufiger. Das heißt, wir können es logistisch gar nicht schaffen, jedes einzelne Unternehmen zu bedienen. 

Daher versuchen wir Multiplikatoren-Plattformen zu schaffen, indem wir zum Beispiel mit einer IHK zusammenarbeiten, wo mehrere Unternehmen zusammenkommen. Durch die Arbeit in diesen Verbänden, kann diese Botschaften immer wieder geteilt und über die Multiplikatoren vervielfältigen werden. 

Als wirtschafts-lastiger Standort NRW sind Wirtschaftsunternehmen das Kerngeschäft und die Hauptzielgruppe. Daher bieten wir auch die Präventionsmaßnahmen auf diese Art und Weise an um effizient handeln zu können. Also sind wir über Kooperationen, Vernetzungen sehr dankbar, die uns zu Veranstaltungen einladen, wo wir dann Multiplikatoren nutzen können.


CP: Wo liegen die Schwierigkeiten einer Share-Economy, im Hinblick auf die IT-Sicherheit?


Vahrenhorst:

Eine Share-Economy ist genau das, was wir erreichen wollen. Gerade im Bereich der IT-Sicherheit hängt viel mit Vertraulichkeit zusammen. Wenn man sich kennt und weiß welche Vertrauensbasis da ist, dann kann man auch sehr viele Details besprechen, die man sonst vielleicht nicht besprechen würde. 


CP: Was denken Sie, wie wird sich die Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden und Wirtschaft entwickeln?


Vahrenhorst:

Wir haben in diesem Themenfeld jetzt seit 8 Jahren mit den verschiedensten Kooperationen sehr gute Erfahrungen gemacht. Daher sind wir guter Hoffnung das die Zusammenarbeit noch weiterwachsen wird. 

Wir sind da sehr zuversichtlich das wir mit dem was wir angefangen haben auf dem richtigen Weg sind. Das zeigen auch die Ergebnisse, wobei immer noch Luft nach oben ist. Es gibt noch einige Bereiche, wo wir noch nicht so gut aufgestellt sind, wo wir aber mit unseren Partnern zusammen besser werden können. 


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