Bundeswehr trainiert Corona-Spürhunde

PantherMedia / gamjai

Das Forschungsprojekt an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen geht weiter: In Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover versuchen Forscher herauszufinden, ob Hunde dazu in der Lage sind, das neuartige Corona-Virus SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2 anhand des Geruchs von Speichelproben zu identifizieren. Erste Erfolge sind in greifbarer Nähe. 

Die Forschung geht auch in Ulmen weiter: Hier wird bereits seit mehreren Wochen fieberhaft daran gearbeitet, mehreren Diensthunden der Bundeswehr das "Erschnüffeln" des neuartigen Corona-Virus COVID-19Coronavirus Disease 2019 beizubringen. Das Prinzip ist einfach: "Erschnüffeln" die Vierbeiner eine positive Probe, dann zeigen sie dies an und es gibt eine Belohnung. "Diese Form der Konditionierung ist bei Hunden nur möglich, weil sie extrem sensibel auf kleinste Geruchsunterschiede reagieren", sagt Oberstabsveterinär Dr. med. vet. Esther Schalke, die das Projekt seit Mai 2020 von Anfang an begleitet. Auch Oberfeldveterinär Dr. med. vet. Stefan Hampel ist fasziniert von diesem Forschungsprojekt. Als Kommandeur der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen ist er verantwortlich für Mensch und Tier an seinem Standort. "Die Zusammenarbeit mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei diesem Forschungsprojekt ist eine gewinnbringende Kooperation. Neben der Lehre gehört auch die Forschung zum Auftrag der Schule", führt Oberfeldveterinär Hampel aus.

Hund steckt seine Nase in ein Loch einer speziellen Vorrichtung
Erst wenn der Hund eine positive Probe erschnüffelt, gibt es als Belohnung ein "Leckerli" oder einen kleinen Spielball. So werden die Spürhunde darauf konditioniert, bei bestimmten Geruchswahrnehmungen zu reagieren.
Quelle: Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Unterstützung aus Hannover

Die Kooperation zwischen Bundeswehr und Hochschule ist für Beteiligten eine Win-Win-Situation. Das sieht auch Prof. Dr. Holger Volk von der Tierärztlichen Hochschule Hannover: "Wir stellen einen großen Anteil der Forschungsexpertise zur Verfügung und finden im Gegenzug ein sehr motiviertes Team der Bundeswehr in einer Dienststelle vor, die ideale Forschungsmöglichkeiten bietet." Prof. Dr. Volk ist Doktorvater von Paula Jendrny, die Ergebnisse der Studien mit in ihre Doktorarbeit zum Thema Spürhunde einfließen lassen möchte. Das Forscherteam um den Professor und seiner Doktorandin veröffentlichte dazu die weltweit erste Studie über Hunde, die darauf trainiert werden, SARSSchweres Akutes Respiratorisches Syndrom-CoV-2-infizierte Patienten zu detektieren. 

Die Forscherinnen und Forscher sind schon relativ weit mit ihrem Projekt. Derzeit wird daran gearbeitet, festzustellen, ob es möglich ist, Diensthunde so zu trainieren, dass sie verschiedene Atemwegserkrankungen unterscheiden können. Das bedeutet, dass die Hunde zum Beispiel zwischen Influenzaviren und Coronaviren unterscheiden können. "Im nächsten Schritt wird dann geprüft, ab welchen Zeitpunkt vor Ausbruch der Krankheit, die Hunde die Geruchsveränderung wahrnehmen können", sagt Professor Dr. Volk, der den Medienvertretern zur Beantwortung von Fachfragen beim Pressetermin am 24. Juli zur Verfügung stand.

Porträt eines zivilen Mannes
Professor Dr. Holger Volk begleitet das Forschungsprojekt im rheinland-pfälzischen Ulmen als Doktorvater. Seine Doktorandin Paula Jendrny schreibt ihre Doktorarbeit an der Tierärztlichen Hochschule Hannover zum Thema Spürhunde.
Quelle: Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Von Berlin in die Eifel nach Ulmen

Beim Dienstaufsichtsbesuch am 24. Juli informierte sich Verteidigungsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer über die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen. Sie nutzte die Gelegenheit, sich dort einen Überblick über die Aufgaben der Dienststelle zu machen und anschließend der Presse ein Statement zu geben. "Diese Schule ist für uns in der Bundeswehr absolut einzigartig, sie ist aber auch im internationalen Vergleich ein besonderes Asset, das wir anbieten können", sagte die Ministerin, die zum ersten Mal ins rheinland-pfälzischen Ulmen zum Truppenbesuch reiste. "Es gibt hier unglaublich viel Expertise und wissenschaftliche Kompetenz", ergänzte Kramp-Karrenbauer, die sehr beeindruckt war von den Fähigkeiten der Diensthunde und von den Leistungen, die an der Schule in Ulmen angeboten werden.

Hundeführerin als Berufung

Am Forschungsprojekt zur Detektion von Corona-infizierte Menschen anhand von Speichelproben nimmt auch die Diensthundeführerin Stabsunteroffizier Sina Knisel mit Ihren beiden Diensthunden Lotta und Coyote teil. Die dreijährige Labrador-Hündin Lotta hat bereits zwei Ausbildungen absolviert: Nach der fertigen Ausbildung zum Kampfmittelspürhund wurde sie zusätzlich als Begleithund für PTBS-erkrankte Menschen ausgebildet. "Einmal pro Woche fahren wir für ein paar Stunden in ein Krankenhaus und begleiten erkrankte Patienten", sagt Hundeführerin Knisel. 

Ihr zweiter Diensthund Coyote ist ein neunjähriger Holländischer Schäferhund, der ebenfalls bereits zum Kampfmittelspürhund ausgebildet wurde und nun auch am Forschungsprojekt beteiligt ist. Für Stabsunteroffizier Knisel ist die Tätigkeit als Hundeführerin ihr absoluter Traumjob. Für die 30-Jährige "gibt es nichts Besseres, als mit Hunden zu arbeiten." Mit ihren Hunden würde sie auch sofort in den Einsatz gehen, wenn das erforderlich wird. Dazu sagt sie: "Da wächst das Team Hundeführerin und Diensthund noch enger zusammen, weil sich gerade im Einsatz jeder auf den Anderen total verlassen muss." Doch zunächst geht es weiter mit dem Forschungsprojekt.

Hund auf einem Laufband in einem großen gläsernen Wasserbehälter.
In der zentralen Diensthundeklinik der Schule für Diensthundewesen gibt es auch Spezialgeräte, wie das Wasserlaufband für Hunde. Alles, was die Hunde wieder auf die Beine bringt ist in der Klinik vorhanden.
Quelle: Bundeswehr/Tobias Koch

Von der Aufzucht bis zum Gnadenbrot

Auf dem Gelände der Dienststelle in Ulmen befinden sich noch zahlreiche Munitionsbunker. Nach der Nutzung des Geländes durch die Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr wurden die Bunker so umgebaut, dass dort realitätsnahe "Szenerien" entstehen konnten, die als Trainingsumgebung für die Ausbildung der Diensthunde genutzt werden. So können die Hunde zum Beispiel an Bahngleisen genauso ausgebildet werden wie in nachgebauten Wohnräumen oder Lagerhallen. 

An der Dienststelle findet jedoch nicht nur die Ausbildung von Hundeführern und Diensthunden statt. Auch die zentrale Diensthundeklinik der Bundeswehr mit ausgebildetem Fachpersonal befindet sich auf dem Gelände, genauso wie eine eigene Aufzuchtstation und Gnadenbrotzwinger für Hunde, die aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind und nicht bei ihrem Hundeführer bleiben können. 

Damit bildet die Dienststelle der Streitkräftebasis eine umfassende Kompetenz in allen Bereichen des Diensthundewesens ab. "Wir sind stolz, dass die Bundeswehr auch so ein wichtiges Forschungsprojekt unterstützen kann", sagt Oberfeldveterinär Hampel, der Kommandeur der Schule für Diensthundewasen der Bundeswehr.

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