Frachtdiebstähle erfolgreich verhindern

Neuartige Möglichkeiten zur effizienten Absicherung von Lagerflächen und Parkplätzen

Michael Grau

Novatec

Die Zahl der Frachtdiebstähle steigt rasant an. Logistikzentren, insbesondere deren Außenlager, aber auch LKW-Parkplätze werden von gut organisierten Banden heimgesucht. Vor allem eine wirkungsvolle Diebstahl­sicherung am Außengelände verhindert existenzbedrohende Sach- und Imageschäden. Sie lässt sich dank innovativer Technik heute kostengünstig installieren und bietet handfeste Wettbewerbsvorteile.

Die Zahlen sind alarmierend: 2016 gab es im Vergleich zum Vorjahr dramatische 72,3 Prozent mehr Frachtdiebstähle in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten und Afrika), meldet die Transported Asset Protection Association (Tapa). Die Vereinigung für internationale Transportsicherheit verzeichnete im vergangenen Jahr 2.611 Diebstähle von transportierten Gütern. Die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher sein, räumt die Tapa ein[1].

Dabei sind in Deutschland nicht nur Gelegenheitsdiebe am Werk: Etwa 15 Prozent aller Ermittlungsverfahren im Bereich der organisierten Kriminalität betrafen im Jahr 2015 Eigentums­delikte, so der der Lagebericht des Bundeskriminalamts[2].



Hohe Sachwerte, niedriges Sicherheits­niveau

Dass gerade die Logistikzentren ins Visier von Ganoven geraten, kommt nicht von ungefähr: Hier lagern wertvolle Waren im ­Außenbereich – und sind denkbar nachlässig gesichert. Oft muss lediglich ein Zaun überklettert oder ein Vorhängeschloss geknackt werden, um an die zwischengelagerten Güter zu gelangen. Zuweilen geht es sogar ganz ohne Bolzenschneider oder Brecheisen, wenn Mitarbeiter und Lieferanten – absichtlich oder unabsichtlich – ein Tor offenstehen lassen. Geparkte LKWs sind laut Tapa besonders gefährdet: In 40,7 Prozent aller Fälle schlugen die Täter bei Fahrzeugen auf unbewachten Parkplätzen zu.[3]

Dabei winkt reiche Beute: Auf mehr als 68.000 Euro belief sich 2016 der durchschnittliche Schaden allein für einen Diebstahl, rechnet die Tapa vor. Dabei kommen die Angreifer nicht immer von außen: Rekordhalter im Tapa-Jahresbericht ist ein Mitarbeiter einer Transportfirma in Arezzo, der 2016 überraschend seinen Dienst quittierte – zusammen mit einem gepanzerten Lieferwagen, der Juwelen und Edelmetall im Wert von vier Millionen Euro enthielt.[4] Aber es müssen nicht immer Preziosen sein: Sogar der Diesel im Lkw-Tank ist so manchem Ganoven noch eine Straftat wert.

Eine wirkungsvolle Diebstahlsicherung ist daher wichtiger denn je – und sie sollte unmittelbar an der Grundstücksgrenze beginnen. Denn die transportierten Güter sind zwar in aller Regel versichert. Aber hier gilt, wie bei einer Brandversicherung: Die Police ersetzt nur unmittelbare Schäden. Mittelbare Nachteile, zum Beispiel der Imageschaden durch den Lieferausfall, gehen immer zu Lasten des Spediteurs – und können im kompetitiven Konkurrenzumfeld schnell existenzbedrohend werden. 

Umgekehrt betrachtet: Jeder Kunde macht sich Sorgen um die Sicherheit seiner Güter. Daher lässt sich natürlich mit zuverlässiger Lieferung und Lagerung auch gut werben – wenn man in ein stimmiges Sicherheitskonzept investiert.


Zaunsicherung mit RFID-Technik

Eine wirkungsvolle Alarmsicherung ist also in jedem Fall anzuraten. Sie war aber grade bei Außenflächen bislang schwierig umzusetzen: Durch die langen Zaunstrecken entstand ein hoher Verkabelungsaufwand, der auch mit teuren Erdarbeiten verbunden war.

Deutlich preisgünstiger geht es mit innovativen kabellosen Sicherungssystemen auf RFID-Basis, zum Beispiel mit dem PerimeterLocator von Novatec. Das kabellose System sichert Zäune, Tore und mobile Güter, und das komplett ohne Erdarbeiten. Hierzu werden spezielle Sensoren auf die Zaunfelder montiert. Die Sensoren können dabei auf nahezu allen Zauntypen jeglicher Größe angebracht werden. 

Die Maße des jeweiligen Zaunsegments spielen dabei keine Rolle. Die Geräte sind nach IP68 geschützt und verfügen über eine speziell für den Outdoor-Einsatz ausgelegte Batterie, die für mindestens acht Jahre Strom liefert. Die Einzeldetektoren kommunizieren drahtlos miteinander und überwachen sich gegenseitig, wodurch Sabotageversuche sofort gemeldet werden. Die empfindlichen Beschleunigungssensoren registrieren typische Bewegungen und Vibrationen, wie sie beim Durchschneiden oder Überklettern auftreten. 

Eine zentrale Auswertungs-Software filtert nicht sicherheitsrelevante Meldungen aus, damit es nicht zu Fehlalarmen kommt, etwa wenn der Zaun durch einen Windstoß bewegt wird. Und die Detektion funktioniert in beiden Richtungen gleichermaßen gut – wichtig, denn Diebstahl ist auch ein internes Problem.

Um Diebstähle zu verhindern rentiert sich ein professioneller Perimeterschutz,...
Professioneller Perimeterschutz ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, der sich durchaus lohnt, wenn dadurch Diebstähle zuverlässig erschwert werden.
Quelle: Novatec

Flexibel einsetzbar – bei niedrigen Kosten

Die flexiblen RFID-Tags eignen sich auch für die Sicherung mobiler Güter, zum Beispiel abgestellte Auflieger, Container oder Gitterboxen – und sogar für Tankdeckel. Auf diese Weise können auch bei mobilen Gütern Sabotageversuche oder Abtransporte verhindert werden. Eine besondere Variante ist zusätzlich mit berührungslos arbeitenden Reed-Kontakten ausgerüstet. Diese Geräte werden paarweise an Torflügeln angebracht und melden den Öffnungszustand, und zwar auch dann, wenn der Rest der Anlage gerade nicht scharfgeschaltet ist.

Eine solche drahtlose Zaunsicherung bietet sowohl bei der Neuanlage als auch bei der Nachrüstung deutliche Kostenvorteile. Durch ihren geringeren Installations- und Wartungsaufwand ist die Total Cost of Ownership (TCO) im Vergleich zu klassischen kabelgebundenen Anlagen um 30 Prozent geringer. Damit wird das wirkungsvolle Alarmsystem nicht nur für Wertelager interessant, sondern auch für Massengüter wie Lebensmittel und Getränke, die besonders häufig entwendet werden.

Aufschaltung und Videoüberwachung

Das RFID-Alarmsystem kann problemlos mit anderen Systemen vernetzt werden, etwa mit einer Einbruchmeldeanlage, die direkt auf eine Polizeileitstelle aufgeschaltet ist. Aber auch Warnungen bei sicherheitsrelevanten Vorfällen sind möglich. Die Anlage kann zum Beispiel so errichtet werden, dass sie bei zu lange offenstehenden Toren eine Benachrichtigung an die Smartphones ausgewählter Mitarbeiter sendet.

Ebenso kann die Zaunsicherung mit (bestehenden) Videosystemen zusammenwirken, die das Sicherheitskonzept ergänzen und erweitern. Die Anlage arbeitet dabei mit allen gängigen Kameramodellen zusammen und kann sie problemlos ansteuern. Hochauflösende Kameras haben das Betriebsgelände jederzeit im Blick und richten sich bei einer Alarmmeldung automatisch auf den Ort einer möglichen Sicherheitsverletzung. Auch hier steigert zeitgemäße Technik die Effektivität und senkt die Kosten: HD-, Infrarot- und IP-Systeme sind heute Standard. Praktisch bei der Auf- und Umrüstung: HDCVI-Kameras (High Definition Composite Video Interface) lassen sich sogar in bestehenden Koaxial-Netzen, zum Beispiel RG59, weiter betreiben.

Anonymisierung erforderlich

Gerade bei öffentlichen Flächen gilt allerdings: Nicht alles, was bei der Überwachung technisch möglich ist, ist auch erlaubt. Die Datenschutzbestimmungen lassen im Normalfall keine ­Erhebung personenbezogener Daten oder Profile zu. Hier ­empfiehlt sich der Einsatz einer Software, die auf dem Überwachungs-Stream sämtliche Gesichter verpixelt und damit unkenntlich macht. Wird eine verdächtige Aktivität erkannt, kann man mit einer speziellen Keycard auf eine verschlüsselt gespeicherte Aufzeichnung zurückgreifen, auf der alles hochauflösend zu erkennen ist. Dabei stößt man nicht selten auf bekannte Gesichter, denn gerade die gefürchteten Wiederholungstäter stammen so manches Mal aus den Reihen der eigenen Belegschaft.

Statistiken und Analysen zeigen es deutlich: Die Supply Chain ist verwundbar. Vor allem bei der Sicherung von Logistikzentren, LKW-Parkplätzen und weiteren Außenanlagen gibt es Nachholbedarf. Ein Werkschutzleiter eines Industrieunternehmens bestätigt: „Materialdiebstähle waren ein immer größer werdendes Problem in unserem Unternehmen, da galt es eine zuverlässige, kostengünstige und sehr flexible Lösung zu finden. Seit mehreren Jahren haben wir das PerimeterLocator System im Einsatz und sichern heute sehr erfolgreich mehr als 13 km unseres Außengeländes.“

Es gilt, die richtigen Komponenten zu einem maßgeschneiderten, integrativen System zusammenzufügen. Dabei lohnt es sich in jedem Fall, einen erfahrenen und vor allem herstellerunabhängigen Partner zu beauftragen. Das Leistungsportfolio eines guten Systemintegrators reicht dabei von der umfassenden Bestandsanalyse über die Auswahl spezifischer Sicherheitstechnologien von Qualitätslieferanten bis zur Implementierung. Ebenso wichtig ist ein guter After-Sales-Service, der bei Anpassungen oder Änderungswünschen sofort zur Stelle ist. 


[1] Quelle: Logistik heute, 15. März 2017

[2] Fact Sheet Bundeslagebild Organisierte Kriminalität (OK) 2015

[3] Quelle: Logistik heute, 15. März 2017

[4] Quelle: Logistik heute, 15. März 2017

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