KIRMin - Kritische Infrastrukturen-Resilienz als Mindestversorgungskonzept

Melanie Prüser

© Bildagentur PantherMedia / photkas

Was ist notwendig, um in Krisensituationen eine Mindestversorgung bewerkstelligen zu können?

Mit dieser Problemstellung hat sich das KIRMin-Projekt ausführlich beschäftigt. Wie sieht zum Beispiel ein möglicher Lösungsansatz für einen flächendeckenden Stromausfall aus? Wer sind die wichtigsten Organisationen und Handlungsträger, die in Krisensituationen unbedingt mit einbezogen werden müssen? 

Forschungsprojekt KIRMin Kritische Infrastruktur – Resilienz als Mindestversorgungskonzept

Das KIRMin-Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Einen generellen Überblick gab bereits die entsprechende Pressemitteilung. Das Projekt für Kritische Infrastrukturen-Resilienz als Mindestversorgungskonzept bietet noch viel Potenzial für zukünftige Forschungen. Aus diesem Grund haben wir dem Verbundkoordinator für KIRMin Prof. Dr.-Ing. Alexander Fekete ein paar Fragen gestellt.

Notfallmanagement mit mobilem Stromaggregator
Mobiler Stromaggregator für Notsituationen
Quelle: © Bildagentur PantherMedia / Baloncici

CP:

Welche zukünftigen Forschungsbedarfe wurden durch das KIRMin-Projekt festgestellt?


Prof. Dr.-Ing. Alexander Fekete:

Forschungsbedarfe gibt es vor allem für die Praxis, die angesichts der Vielzahl ungelöster Aufgaben im Krisen- und Katastrophenmanagement bei der Thematik KRITIS von der Kooperation mit forschenden Einrichtungen profitieren kann. Mindestversorgung ist aber auch eine Lücke in vielen wissenschaftlichen Studien zu Kritischen Infrastrukturen, auch mit Fokus auf Resilienz. 

Es gibt zwar Studien zur Notstromversorgung oder vereinzelt Projekte zur Wasserversorgung, jedoch wird dies bislang punktuell untersucht und es fehlt ein übergreifendes Konzept. Der Schwerpunkt liegt noch immer auf einer Risikobetrachtung mit möglichen Schadensszenarien und nicht auf der Resilienz mit Blickpunkt auf die Frage, wie man aus einer Krisenlage wieder herauskommt. Außerdem fehlt eine weitergehende Unterscheidung der Bandbreite zwischen Beeinträchtigung und Totalausfall, also Normalversorgung, Teilversorgung, Minimalversorgung und Totalausfall.


Risikoanalyse der Bevölkerung und Infrastruktur am Szenario Extremhochwasser

Die Sektoren müssen kooperieren und eng verzahnt zusammenarbeiten.
Die enge Zusammenarbeit der einzelnen Sektoren ist erforderlich.
Quelle: © panthermedia.net / sheela2010

CP:

Inwiefern hat sich durch das Projekt die Zusammenarbeit zwischen den Sektoren der kritischen Infrastrukturen verändert? 


Prof. Dr.-Ing. Alexander Fekete:

Die Projektpartner auf kommunaler Ebene in der Region Köln und dem benachbarten Rhein-Erft-Kreis und in Mühlheim an der Ruhr haben durch das Projekt ihre gegenseitigen Abhängigkeiten besser erkannt und Dialoge zwischen Nachbarn und Sektoren aufgebaut. Die Interdependenzen haben sich dabei in Einzelfällen bereits durch konkrete Maßnahmen der einzelnen Organisationen reduzieren oder verbessern lassen.

Insgesamt ist vor allem das Bewusstsein um das Thema und die Kenntnis der Grenzen der eigenen und fremden Kapazitäten bei einem Ausfall gewachsen.


CP: 

Was sind die größten Fortschritte, die durch das KIRMin-Projekt erreicht wurden?


Prof. Dr.-Ing. Alexander Fekete:

Die Partner der Region haben sich stärker vernetzt und Vertrauen wurde weiter aufgebaut. Konzeptionell wurde das Konzept zum Schutz Kritischer Infrastrukturen um den Bereich Resilienz und Mindestversorgung erweitert. Produkte wie die DIN SPEC zeigen auf, wie Risikoanalyse- und mangement-Ansätze besser integriert werden können. Empirische Untersuchungen zu Vorbereitungsgraden der Bevölkerung, Einschätzungen seitens der Behörden und Betreiber KRITIS, sowie Beispiele zur Kartierung von Risiken wie Resilienzmaßnahmen liegen teilweise erstmalig für die Untersuchungsgebiete vor.


CP: 

Schlussendlich, wie kann nun ein Konzept für die Mindestversorgung im Falle eines lang anhaltenden, flächendeckenden Stromausfalls aussehen?


Prof. Dr.-Ing. Alexander Fekete:

Ein Konzept für die Mindestversorgung zeigt die Phasen bei der Verschärfung von Krisen auf; von der Normal über die Teil- zur Minimalversorgung und lenkt den Untersuchungsfokus auf die Befähigung der Wiederherstellungsfähigkeit.

Dabei wird auch versucht, jenen Bereich der Versorgungsinfrastruktur zu identifizieren, der minimal noch erhalten werden muss, damit ein Wiederaufbau möglich ist, und unumkehrbare Verluste vermieden werden.

Das Mindestversorgungskonzept umfasst organisatorische, planerische wie technische Aspekte wie z. B. Bevorratung, Logistik, Nachbetankung, Versorgungsstandorte, usw. und beachtet die dynamische Entwicklung der Lage.


Maßnahmen und Konzepte zur Mindestversorgung

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