IGNIS-Plus im Einsatz bei der Feuerwehr Köln

Andreas Bierfert, Dennis Richmann, Christian Miller

Feuerwehr Köln

Das Aufgabenspektrum in der Notfallversorgung unterliegt äußeren und inneren Veränderungsprozessen: Veränderungen im Einsatzspektrum und die zunehmende Digitalisierung (All-IP, eCall, IoT etc.) führen zu einer wachsenden Komplexität im Aufgabenspektrum der Leitstelle. Parallel zu diesen Transformationsprozessen führen das stetig steigende Notrufaufkommen, die steigenden Anforderungen an die Koordination (intensiv) medizinischer Interhospitaltransporte und die Ausweitung von Servicedienstleistungen zu einer hohen Auslastung der Leitstelle Köln. Mit diesen Entwicklungen steigen auch die Anforderungen an moderne Assistenzsysteme in der Leitstelle.

Mit der Modernisierung der Leitstelle Köln werden drei Ziele mit strategischer Bedeutung umgesetzt: Erstens, die Umsetzung einer neuen Alarmierungsstrategie zur schnelleren und effizienteren Alarmierung und die Errichtung einer Lehrleitstelle zur Kapazitätserweiterung der Hauptleitstelle. Zweitens, die Erneuerung aller IT-Prozesse auf den Stand der Technik und die Erhöhung der Ergonomie für die Leitstellenmitarbeiter. Drittens, die Erhöhung der Sicherheit aller Systeme im Verbund und der entsprechenden Serviceprozesse. Im Rahmen eines integralen Veränderungsmanagements werden die Auswirkungen auf die Bereiche Technik, Organisation, Personal und Prozesse im Kontext des ­Einsatzdienstes ganzheitlich betrachtet. Somit werden alle Veränderungsschritte aufgenommen, bewertet und im Kontext der strategischen Wirkziele umgesetzt.

Steigende Anforderungen an die Leitstelle der Feuerwehr Köln

Das Aufgabenspektrum der integrierten Leitstelle der Feuerwehr Köln umfasst neben den Standardaufgaben einer Leitstelle auch das gesamte Einsatzspektrum einer Millionenstadt. Im Zuständigkeitsbereich leben rund 1,092 Mio. Menschen. Der Innenstadtbereich zählt mit einer Einwohnerdichte von über 10.000 Einwohner pro km2 zu den hochverdichteten Ballungsräumen. Mit rund 3.000 km Straßennetz, als Drehkreuz im Schienenverkehr mit dem Flughafen Köln-Bonn und mit dem Rhein als Bundeswasserstraße, bildet Köln eine Verkehrsdrehscheibe von europäischer Bedeutung. Der Chemiestandort Köln bildet zusammen mit den Standorten benachbarter Städte und Kreise ein europäisches Zentrum. 

Köln ist auch eine Veranstaltungsstadt. Viele Großveranstaltungen ziehen mehre 100.000 Besucher zusätzlich in die Kölner Innenstadt. Über die gesamte Karneval-Session (2017/2018) waren einer Studie der Rheinischen Fachhochschule mit der Boston Consulting Group zufolge, rund 2.1 Mio. Besucher bei Karnevalsumzügen, sowie rund 835.000 Menschen beim Sitzungskarneval in der Stadt. Diese Vielfalt der Millionenstadt Köln spiegelt sich direkt im Aufgabenspektrum der Leitstelle Köln wieder. Neben der Notrufbearbeitung und der Einsatzlenkung von Boden-, Wasser- und Luftrettungsmitteln, koordiniert die Leistelle Köln Interhospitaltransporte. Dazu gehören insbesondere Intensivtransporte mit unterschiedlichen Anforderungsprofilen bis hin zu ECMO-Transporten im regionalen und überregionalen Kontext. 

Die Koordination der Intensivtransporte wird durch einen leitenden Notarzt und einen Intensivtransportkoordinator – jeweils als 24/7-Funktion in der Leitstelle – wahrgenommen. Insgesamt sind 87 Mitarbeitende in der Leitstelle beschäftigt. Der Leitstelle zugeordnet ist der Lagedienst als 24/7 Funktion des Einsatzführungsdienstes. Insgesamt wurden in 2019 rund 380.000 Notrufe bearbeitet und rund 210.000 Einsätze disponiert. Hinzu kommt die Bearbeitung weiterer rund 475.000 Telefonanrufe, aus Direktleitungen der Polizei und der umliegenden Leistellen, sowie aus den weiteren Servicetelefonnummern. Die Einsatzzahlen steigen jedes Jahr stetig um 1,8 % bis 7 %. Gegenüber dem Bezugsjahr 2010 steigerte sich das Einsatzaufkommen um rund 55 %. Aufgrund der stetig steigenden Anforderungen an das Aufgabenspektrum der Leitstelle Köln durch die hohen Zuwachsraten in der Notruf- und Anrufbearbeitung steigen auch die Anforderungen an das Leistellenpersonal und damit auch der Optimierungsdruck an die technischen Systeme.

Tabelle zu den Eckdaten der Leitstelle Köln


Einwohnerinnen und Einwohner (2019)

1,092 Mio.

Stadtgebiet (Fläche)

404,89 km2

Durchschnittliche Einwohnerdichte

2.692 Einwohner pro km2

Hochverdichtung im Innenstadtbereich

>10.000 Einwohner pro km2

Straßennetz

2.990 km

Rhein Uferlänge

40 km

Binnenhafen Köln, Güterumschlag

12,8 Mio. Tonnen

Güter-Terminal Köln-Eifeltor (Deutsche Bahn), Jahres-Umschlagskapazität

360.000 LE/p.a.

Flughafen Köln-Bonn – Flugbewegungen (2019)

142.500

Flughafen Köln-Bonn – Fluggäste (2019)

12,4 Mio.

Flughafen Köln-Bonn – Luftfracht (2019)

814.600 Tonnen


Leitstelle Köln in Zahlen:


Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

87

Anzahl der Notrufe pro Jahr (2019)

379.918

Anzahl der Anrufe in der Leitstelle (Direktleitungen,

Serviceanrufe etc.) (Bezugsjahr 2015)

475.184

Durchschnittliche Notrufbearbeitung (bei theoretisch

gleichmäßiger Lastverteilung über 24h)

43 Notrufe pro Stunde

Anzahl der Einsätze pro Jahr (2019)

210.341

Steigerung gegenüber 2010

+ 54,9 %

Telefonreanimationen pro Jahr

355

Ziele der Modernisierung

Mit der umfassenden Modernisierung der Leitstelle Köln wird der zunehmenden Komplexität und den stetig steigenden Einsatzzahlen Rechnung getragen. Die Ausweitung der technischen Assistenzsysteme und der zugehörigen IT-Prozesse ist mit dem bisher verwendeten IT-System nicht mehr möglich. Aufgrund des komplexen Aufgabenspektrums in der Millionenstadt Köln wurde entschieden, ein auf Geodateninformationssystemen (GIS) basierte Einsatzleitsoftware einzuführen, welches die Komplexität eines urbanen Ballungsraumes abbildet und auch die Prozessanbindung aller relevanter Subsysteme und Prozesse in den assoziierten Bereichen erlaubt.

Schnellere und effizientere Alarmierung

Das bisherige Einsatzleitsystem basierte auf statischen Ausrückfolgen bzw. Wachbezirken. Diese Systematik geht von dem Idealzustand aus, dass sich alle Rettungsmittel auf der Wache befinden. Dieses tendenziell statische Dispositionssystem berücksichtigt allerdings nicht die hohe Auslastung des Kölner Rettungsdienstes und die daraus resultierende hohe Anzahl zu disponierender Rettungsdienstressourcen, die sich einsatzbereit oftmals nicht an ihrem festen Standort befinden. Ebenfalls blieb die hohe Verkehrsdichte in Köln, die zu hohen Abwesenheitszeiten vom eigentlichen Fahrzeugstandort führt, unberücksichtigt. Mit der Anpassung der Alarmierungsstrategie wird das Ziel verfolgt, das am ­schnellsten verfügbare und geeignetste Einsatzmittel zu alarmieren. 

Voraussetzung dafür ist die konsequente Einbindung von statischen und dynamischen Geodaten in den Leitstellenprozessen. Die Disposition berücksichtigt die systemgestützte Einsatzmittelsuche unter Maßgabe der optimalen Eintreffzeit z. B. unter Berücksichtigung des aktuellen Fahrzeugstandort und der tagesaktuellen Ereignisse (Baustellen, Verkehr, Großevents). Dies setzt ein potentes sog. „Blaulicht“-Routing voraus. Die neue geodatenbasierte Einsatzleitsoftware bringt entsprechende Schnittstellen mit, um sowohl vorberechnete Routen als auch „Live“-Routing zu unterstützen. Der entsprechende Routingserver wurde projektbegleitend durch die Feuerwehr Köln erstellt und parametriert.

Anordnung der Einsatzleitplätze (ELP) in der Hauptleitstelle der Feuerwehr...
Anordnung der Einsatzleitplätze (ELP) in der Hauptleitstelle der Feuerwehr Köln.
Quelle: Feuerwehr Köln

Technische Erneuerungen auf den Stand der Technik

Als neue Einsatzleitsoftware der Feuerwehr Köln wurde IGNIS-Plus im Rahmen des Modernisierungsprojektes ausgewählt. IGNIS-Plus basiert auf einer modernen Softwarearchitektur. Neben JAVA Enterprise Komponenten auf der Serverseite werden auf Clientseite Standard Windows Komponenten, hier C#, verwendet. Als Datenbank kommt in Köln die freie Datenbank PostgreSQL in einer hochverfügbaren Konfiguration zum Einsatz. Technisch werden von IGNIS-Plus ein Großteil der vorgenannten Anforderungen erfüllt. Aufgrund der modernen Plattform ist es ebenfalls ohne große Aufwände möglich, die Anforderungen der IT-Sicherheit zu erfüllen. Die Systemarchitektur von IGNIS-Plus erlaubt neben der Anbindung von Subsystemen auch die Möglichkeit, flexible Skalierungen und Systemanpassungen durchzuführen. 

Aufgrund des modularen Aufbaus und der Verwendung von Gateways, als Vermittlung von IGNIS-Plus zu Subsystemen, ist es möglich neben den im Umfeld der Einsatzleittechnik bereits vorhandenen Schnittstellen, auch weitere heute noch unbekannte Systeme zukünftig zu adaptieren. Gleichzeitigt wurde bei der Feuerwehr Köln ein Prozess etabliert, in dem Änderungen einen Qualitäts- und Freigabeprozess durchlaufen, sodass gesicherte Daten und Veränderungen über ein Labor-/Testsystem eingespielt, überprüft und freigegeben werden, bevor sie in das Produktivsystem überführt werden. Mit dieser Systemarchitektur können getestete und freigegebene Releases und Datenbestände unterbrechungsfrei im laufenden Betrieb der Leitstelle ohne Downtime eingespielt werden. Mit IGNIS-Plus werden auch zeit- und ressourcengerechte Prozessoptimierungen durchgeführt. Dadurch wurde eine stärkere Rollen- und Aufgabentrennung notwendig, um den Regelbetrieb effektiver und effizienter abbilden zu können, aber auch im Bedarfsfall kurzfristig Teilprozesse durch z. B. gezielte Personalzuführungen adäquat zu steuern.

Lehrleitstelle

Der steigenden Komplexität wird auch im Bereich der Kompetenzentwicklung des Leitstellenpersonals Rechnung getragen. Hierzu wird derzeit eine Lehrleistelle errichtet, die ein modernes Lernumfeld bietet und in einem mehrstufigen Curriculum Basis- und Spezialkompetenzen vermitteln wird. In der Lehrleitstelle wird es möglich sein, in einem Schulungssystem verschiedene Szenarien zu simulieren. Die Leitstellenarbeitsplätze (ELP) und die Systemumgebung sind in der Zielstruktur mit dem Produktivsystem identisch. Aufgrund der räumlichen Nähe zur Hauptleitstelle, können die ELP jederzeit auf das Produktivsystem aufgeschaltet werden und dienen als Kapazitätserweiterung für die Hauptleitstelle. Die Lehrleitstelle dient interimsweise ebenfalls als Ausweichleitstelle bis die Zielstruktur einer georedundanten Ausweichleitstelle im Rahmen eines Neubauprojektes funktionsbereit ist.

Ergonomie

In der Notrufbearbeitung und bei komplexen Einsatzlagen herrscht hoher Handlungs- und Entscheidungsdruck. Die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze leistet einen wichtigen Beitrag, den Überblick über alle relevanten Informationen zu behalten und dadurch die Handlungssicherheit entscheidend zu unterstützen. Der Gestaltung der Darstellungsfläche kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Im Rahmen eines abgestimmten Rechte-/Rollenkonzeptes werden kontextbasierend nur die für den aktuellen Bearbeitungsschritt notwendigen Informationen dargestellt. Die einzusetzenden Softwarelösungen müssen dementsprechend angepasst sein. Im Routinebetrieb werden durch den Disponenten je nach Rolle nur zwei der drei Standardmonitore genutzt. Ebenfalls wurde auf einen entsprechenden Ultrawide Monitor zurückgegriffen, der zwei Standardmonitore in einem bietet und somit einen nahtlosen Übergang ohne Blick auf einen Rahmen in der Mitte ermöglicht.

Neue Standards in der Notruftechnik

Die Einführung neuer technischer Standards wird im neuen Einsatzleitsystem abgebildet. Für die Verarbeitung von eCall (gem. EU-Verordnung 758/2015) müssen Leitstellen eine entsprechende Infrastruktur vorhalten. Auch wenn diese gesetzliche Anforderung in Minimalfassung durch eine Rückfallebene dargestellt werden kann, muss für eine sinnvolle Nutzung eine Integration in das Einsatzleitsystem erfolgen. Darüber hinaus werden als notrufbegleitende Informationen auch Standortdaten zur Verfügung gestellt, deren geobasierte Auswertung, Verarbeitung und Anzeige notwendig ist. Aufgrund der Abkündigung der ISDN-Technik hat die Expertengruppe Notruf (EGN) unter Beteiligung der Bundesnetzagentur eine Grundlage für den IP-Notruf entwickelt. Eine neue Technische Richtlinie Notruf ist im Jahr 2018 erschienen, die Umsetzung muss bis Ende 2020 abgeschlossen sein. Die Anbindung des IP-Notrufs bedarf einer umfassenden Planung zur Verfügbarkeit, Sicherheit und Integration der Technik in die IT-Strukturen der Leitstellentechnik.

IT-Plattform

Neben den IT-Verfahren wird auch die Hardware umfassend erneuert. Wurde früher im Bereich der Kommunikationssysteme häufig Spezialhardware verwendet, hat sich dies mittlerweile mit der zunehmenden Konzentration und Überführung der Technik auf „All-IP“ standardisiert. Trotzdem ist es weiterhin erforderlich z. B. alte Funktechnik über eine Anschalttechnik in der IP-Welt nutzbar zu machen. Die zentralen Komponenten eines Kommunikationssystems sind mittlerweile aber problemlos auf Standardhardware bzw. virtualisierten Systemen lauffähig. Die IT-Plattform bietet damit eine einheitliche Plattform für alle Leitstellensystemkomponenten. Dies bedeutet eine erhebliche Konsolidierung und Standardisierung im Bereich der Soft- und Hardware. Neben einheitlichen Service Level Agreements (SLA) ist auch die Härtung und eine hohe Verfügbarkeit insgesamt deutlich wirtschaftlicher zu erreichen. 

Zudem werden auch die Datenbestände der Feuerwehr Köln an einer zentralen Stelle zusammengeführt. Unter dem Oberbegriff Datawarehouse wird eine IT-Struktur aufgebaut, die als zentrale Datendrehscheibe verwendet wird. Somit findet ein Großteil der Datenpflege nicht wie üblich in den IT-Verfahren selber statt, sondern in vorgelagerten Verfahren. Die Einbringung der Daten erfolgt automatisiert über entsprechende IT-Prozesse. Neben dem Datawarehouse wurden entsprechende ETL-Werkzeuge bei der Feuerwehr Köln etabliert, um den Datentransfer mit dem Datawarehouse belastbar sicherzustellen. Die zentrale Datenverwaltung im Datawarehouse erlaubt damit auch die Durchgängigkeit aller Datenverarbeitungsprozesse in assoziierten Bereichen, wie beispielsweise der Gebührenabrechnung oder der Einsatzplanung und des Controllings.

Erhöhung der Sicherheit

Gemäß IT-Sicherheitsgesetzt ist die Leitstelle als kritische Infrastruktur (KRITIS) einzustufen. Die Sicherheitsanforderungen an die Leitstelle Köln müssen als Gesamtsystem entwickelt werden. Neben der technischen Ebene, sind die Bereiche Organisation, Personal und Prozesse ebenfalls in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Entsprechende Resilienzkonzepte basieren u. a. auf den hohen Anforderungen an entsprechend gehärtete IT-Technik und IT-Prozesse (Hochverfügbarkeit), Statusüberwachung und Monitoring mit entsprechenden SLA, auf der hohen Performanz entsprechender Redundanzen, sowie auf der Kompetenzentwicklung des Leitstellenpersonals. 

Aktuell wird mit der Errichtung einer Lehrleitstelle ein zeitgemäßes Schulungsumfeld für die Kompetenzentwicklung des Leitstellenpersonals geschaffen. In einer Übergangsphase dient die Lehrleitstelle als Ausweichstandort, sollte es in der Hauptleitstelle zu einer Havarie kommen. Die Forderung nach einer Ausweichleitstelle wird durch die aktuelle Gesetzgebung, unter anderem gemäß § 28 Abs. 1 BHKG gestärkt. Aufgrund der fehlenden Georedundanz und weiterer systembedingter Einzelmerkmale erfüllt die Lehrleitstelle nicht alle Anforderungen an einen Ausweichstandort für die Leitstelle Köln. In der Zielstruktur wird eine georedundante Ausweichleitstelle an einem anderen Ort im Rahmen eines Neubauprojekts verwirklicht. Die Umsetzungsplanungen laufen hierzu bereits an.

Change-Management

Die umfangreichen Veränderungen auf der technischen Ebene wirken sich ebenfalls auf die Bereiche Organisation, Personal und Prozesse in ihrer Gesamtheit aus. Neben der Fachabteilung, die eine interne Umorganisation anhand von Serviceprozessen bereits vollzogen hat, müssen auch Einsatzprozesse in diese Veränderung einbezogen werden. Allein die Novellierung der Alarmierungsstrategie und die damit einhergehende Dynamisierung der Ausrückbereiche führen zu Anpassungszyklen im Bereich des Einsatzdienstes. Abgegrenzt von dem klassischen Fragen- und Fehlermanagement, im Rahmen der kontinuierlichen Verbesserung, werden alle Fragen und Anpassungsbedarfe in einem umfassenden Steuerungsprozess bewertet und unter Beteiligung aller Akteure zu einer Lösung geführt. 

Hierdurch wird garantiert, dass kein Thema verloren geht oder unbearbeitet bleibt und die vielen Anpassungsschritte unter der Prämisse der strategischen Wirkungsziele erfolgt. Abhängig von den Eingaben selbst, werden die zur Entscheidung notwendigen Informationen und Ergebnisse in kleineren Arbeitsgruppen erarbeitet, zur Entscheidung an das Steuerungsgremium vorgelegt und letztendlich umgesetzt. Das interdisziplinär besetzte Steuerungsgremium bewertet die Lösungen und Anpassungen im Kontext der strategischen Wirkungsziele und gibt diese frei. Ziel ist es eine transparente Bearbeitung zu ermöglichen und den ganzheitlichen Blick auf die Eingaben zu wahren, sodass strategische, taktische, organisatorische und technische Belange gleichermaßen Berücksichtigung finden.

Fazit

Aufgrund der hohen Auslastung und steigender Aufgabenkomplexität steigen auch die Anforderungen an die Assistenzsysteme der Leitstellentechnik. Die Leitstelle ist als Gesamtsystem aus Personal, Organisation, Technik und Prozessen ganzheitlich zu betrachten. Neben den fortlaufenden technischen Erneuerungen muss auch der Kompetenzentwicklung des Leitstellenpersonals, der Prozess­entwicklung in kaskadierenden Einsatzlagen und den Servicebereichen entsprechender Entwicklungsraum gewährt werden. Dieser ganzheitlichen Betrachtung muss auch die Gesamtsicherheit in Form von abgestimmten Resilienzkonzepten und einem umfassend ganzheitlichem Systemansatz zu Grunde gelegt werden.

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