Nachbericht des ZMZ Seminars 2022
Das Momentum COVID nutzen – Verstetigung der zivil-militärischen Zusammenarbeit im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz
Generalarzt Dr. Bruno Most (Beauftragter ZMZ des Sanitätsdienstes der Bundeswehr)
Medizinischer Bevölkerungsschutz mit seinen Herausforderungen und Belangen stand unter der Überschrift „Das Momentum COVID nutzen – Verstetigung der zivil-militärischen Zusammenarbeit im gesundheitlichen Bevölkerungsschutz“ im Mittelpunkt des jährlichen „ZMZ-Seminar Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz“ des Beta Verlags.
Die Geschäftsführerin des Beta Verlages Heike Lange und der Moderator Oberst a. D. Edgar Chatupa konnten beim ZMZ-Seminar am 13.12.2022 im Hotel Aquino in Berlin ein großes Auditorium und eine hochkarätige Referentencrew begrüßen. Rund einhundert Teilnehmer u. a. aus dem Sanitätsdienst der Bundeswehr, den Hilfsdiensten Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe e. V (JUH) und Malteser Hilfsdienst e. V. (MHD) sowie Reservisten im Sanitätsdienst kamen nach zwei Corona bedingt digitalen ZMZ-Seminarjahren nach Berlin.
Die Grußworte von Jens Lehmann, MdB, und Albrecht Prinz von Croy, Vizepräsident des Malteser Hilfsdienstes e. V., skizzierten die große nationale Bedeutung resilienter Strukturen und personeller Durchhaltefähigkeit des Bevölkerungsschutzes sowie die Notwendigkeit politischer Initiativen und Unterstützung bei der Zielerreichung.
Edgar Chatupa betonte in seiner Begrüßung die hohe Wertigkeit und Präsenz der Industriebeteiligung.
In Vorträgen über die Arbeit des Krisenstabes COVID der Bundesregierung bewerteten die Experten die Erfahrungen aus den jüngsten Krisen, insbesondere COVID-19, und zogen Schlüsse für eine zukünftige Aufstellung des Gesundheitssystems und der Hilfsorganisationen.
Generalarzt Dr. Ralf Hoffmann, PTBS Beauftragter, Bundesministerium der Verteidigung, trug seine Gedanken zur Stärkung des nationalen Gesundheitssystems in seinem Vortrag „Nach der Pandemie ist vor der Pandemie“ vor.
Die Notwendigkeit resilienter ziviler Strukturen für die Unterstützung der Streitkräfte in der Landes- und Bündnisverteidigung und den Spagat des Sanitätsdienstes der Bundeswehr zwischen subsidiärer Hilfeleistung und militärischem Kernauftrag zeigten Generalarzt Dr. Bruno Most, Beauftragter ZMZ des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und Oberstarzt Dr. Rolf von Uslar, Referatsgruppenleiter, FüSK San 1, Bundesministerium der Verteidigung, auf. Dabei stand die Notwendigkeit eines Gesundheitsvorsorge- und Sicherstellungsgesetzes im Fokus, das im Konflikt- und Krisenfall länderübergreifende Erfassung und Steuerung von Ressourcen ermöglicht.
Markus Bensmann, Malteser Hilfsdienst e. V. zeigte Folgerungen aus Krisen wie der COVID-19-Pandemie, der Flutkatastrophe an der Ahr und dem Krieg in der Ukraine für die Krisenbewältigungsstrukturen einer Hilfsorganisation wie dem MHD und die Anknüpfungspunkte der ZMZ auf. Für Ehrenämter bei Hilfsorganisationen sei eine bundesweite Vereinheitlichung der Regelungen für Freistellungen bei Einsätzen zwingend erforderlich, um Attraktivität und Durchhaltefähigkeit zu stärken.
Seitens des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) stellte Dr. Domink Lorenz Lessons Learned aus Pandemie und Flut dar.
Ein weiterer großer Block des Tagungsprogramms waren Beiträge aus dem wissenschaftlichen Bereich. Die drei Institute der Bundeswehr des medizinischen ABC Schutzes verdeutlichten den Teilnehmern ein breites Spektrum von Gefahren und Herausforderungen, die bereits heute erheblicher nationaler Anstrengungen bedürfen, um im Katastrophenfall vorbereitet zu sein.
Lösungsansätze für die technische Unterstützung des Bevölkerungsschutzes mittels Drohnentechnik zeigte Dr. Andreas Follmann, Präsident der Gesellschaft für Katastrophenmedizin auf. Die Zuhörer zeigten sich beeindruckt von Expertise und Forschungsbreite dieser weltweit anerkannten und vernetzten Institute.
Wie bereits im Vorjahr war die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., Berlin, auch in diesem Jahr als wichtiger Partner des ZMZ-Seminars vertreten. Der Vizepräsident der Akkon Hochschule Prof. Dr. med. Dr. PH Timo Ulrichs berichtete als Experte für internationale Not- und Katastrophenhilfe aufschlussreich zu Erkenntnissen aus der Krisenkommunikation in der COVID-19-Pandemie.
Den Schlusspunkt setzte Prof. Dr. Edgar Strauch, Geschäftsführer der Ärztekammer Sachsen – Anhalt, mit seinen Erfahrungen aus dem Kleeblattsystem COVID-19 aus der Sicht eines Bundeslandes.
In der abschließenden Podiumsdiskussion waren sich die Teilnehmer einig, dass die heutigen Strukturen sowie materiellen, personellen und finanziellen Ressourcen des Bevölkerungsschutzes und insbesondere der Hilfsorganisationen dem Umfang und der Intensität potentieller Gefahren nicht genügen.
Alle Teilnehmer der Diskussion betonten, dass das Ehrenamt gestärkt und dafür entsprechende Anreize gesetzt werden müssen.
Große Sorgen bereitet dabei insbesondere die personelle Lage der Rettungsdienste. Damit war die Brücke zum Jahr 2023 geschlagen. Am 12. Dezember 2023 wird das ZMZ Seminar des Beta Verlages unter neuem Namen als „CP-Symposium gesundheitlicher Bevölkerungsschutz“ unter dem Thema „Sorgenkind Rettung - Auswirkungen auf den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz“ in Berlin stattfinden.