Welche Chancen haben Start-ups im Bereich Cybersicherheit?

it-sa 2019

NürnbergMesse

NuernbergMesse / Thomas Geiger

Ute Richter leitet seit Anfang des Jahres den Digital Hub Cybersecurity in Darmstadt und hat in dieser Funktion schon viele Technologieunternehmen beraten. Die Germanistin arbeitete zuvor jahrzehntelang in Kommunikationsagenturen und verfügt im gesamten Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik über Erfahrungen.

Dabei hat sie sowohl Sicherheitstechnologien kennengelernt, als auch Start-up-Erfahrungen gesammelt. Dieses Wissen stellt sie jetzt Gründern zur Verfügung. Im Gespräch mit der NürnbergMesse schildert sie, worauf junge Unternehmen achten sollten.

Ute Richter
Ute Richter
Quelle: NürnbergMesse / © Digital Hub Cybersecurity

Frau Richter, worin besteht Ihre Funktion im Digital Hub Cybersecurity?

Seit Anfang dieses Jahres leite ich den Hub. Meine Aufgabe ist es, gemeinsam mit meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen Programme und Angebote für Start-ups zu entwickeln. Außerdem arbeiten wir mit etablierten Unternehmen, die an Kooperationen mit Start-ups interessiert sind.

Wie ist der Digital Hub Cybersecurity entstanden?

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat 2017 die Digital-Hub-Initiative ins Leben gerufen, um mit 12 Hubs an 16 Standorten Gründer und die Wirtschaft zu unterstützen. Diese Hubs besetzen Zukunftsbranchen der Digitalisierung. Das sind Themen wie Healthcare, Fintech und eben Cybersecurity.

Wie unterstützen Sie Gründer und Start-ups?

Zu unseren Aufgaben gehört es, Start-ups mit etablierten Unternehmen zu vernetzen. Ein wichtiges Ziel ist, von Start-ups entwickelte Lösungen sichtbar und für interessierte Unternehmen nutzbar zu machen. Für beide kann das eine riesige Chance sein. Wir vernetzten Gründer aber auch mit Investoren. Der Sektor wird für Wagniskapitalgeber (VCs) immer interessanter. Vernetzung ist wichtig, damit ein Start-up gut wachsen und dessen Angebot auf dem Markt bestehen kann. Im Cybersecurity-Feld geht es aber ganz besonders darum, Referenzkunden zu gewinnen, mit denen man auch mal einen Piloten machen kann.

Zu unseren Angeboten für Start-ups zählen deshalb auch Veranstaltungen wie unsere Hub Nights oder der UP@it-sa Award. Den haben wir gemeinsam mit der NürnbergMesse und dem bayerischen IT-Sicherheitscluster ins Leben gerufen. Am Tag vor der it-sa bringt UP19@it-sa dieses Jahr zum zweiten Mal Start-ups mit potenziellen Investoren und Unterstützern zusammen. Zwölf Start-ups, die zunächst eine Fachjury überzeugen konnten, präsentieren sich anschließend auf der Bühne im Schnelldurchgang. Das Publikum entscheidet dann, wer den UP19@it-sa Award mit nach Hause nehmen darf. Mit diesem Preis würdigen wir innovative Ideen und überzeugende Geschäftsmodelle von Gründern und jungen Unternehmen. Dadurch erhalten sie im Umfeld der it-sa viel Aufmerksamkeit.

Aus welchen Gründen wurde der Digital Hub für Cybersecurity in Darmstadt angesiedelt?

Darmstadt ist im Bereich Cybersecurity einer der größten Forschungsstandorte in Deutschland und Europa. Hier sitzen Institutionen wie das Fraunhofer-Institut für sichere Informationstechnologie (SIT) und das nationale Forschungszentrum für angewandte Cybersicherheit (CRISP). Die TU-Darmstadt gehört in diesem Forschungsgebiet international zu den Spitzenunis. Deshalb fiel die Entscheidung zugunsten von Darmstadt. Die Vernetzung zwischen Start-ups, Wirtschaft und Wissenschaft ist ja unser Ziel und dafür ist dieser Standort prädestiniert. Wir unterstützen aber deutschlandweit Start-ups, so zum Beispiel auch im Harz, in Jena und in Hamburg.

Wie sehen Sie die Chancen für Start-ups im Sektor Cybersecurity?

Erfreulicherweise existieren inzwischen viele Fördermöglichkeiten für junge Unternehmen. Was aber schwierig bleibt, ist erste Kunden zu finden.

Es ist ein Unterschied, ob man irgendeine Technologie ausprobiert oder ob man sicherheitskritische Technologien ausprobiert. Denn im Sicherheitssektor ist die Experimentierfreudigkeit zumindest in Deutschland wesentlich geringer.

Ferner sind die regulativen Anforderungen und Rahmenbedingungen für Sicherheitsprodukte eine besondere Herausforderung. Sie müssen ja Lösungen auf den Markt bringen, die komplexen rechtlichen Rahmenbedingung genügen. Beispielsweise ist bei Exporten das Außenwirtschaftsgesetz zu berücksichtigen. Darin sind Dinge genannt, die Sie noch nicht mal für einen Vortrag mit ins Ausland nehmen dürfen.

Wie gehen Sie vor, wenn sich Gründungswillige an Sie wenden, wie beraten Sie die?

Wir haben einen Prozess etabliert, in dem wir schauen, wo die Gründer gerade stehen. Eventuell werfen dann erst mal Fachleute von CRISP oder Fraunhofer einen Blick auf die technische Lösung. Danach führen wir eine Marktbetrachtung durch, um die Marktchancen festzustellen. Eine gute Technologie alleine reicht nicht aus, man muss auch den Marktbedarf dafür überprüfen. Wichtig ist, zu klären, wo man Gelder herbekommen kann - da können wir weiterhelfen.

Eine relevante Frage ist auch, wie schnell kann das junge Unternehmen wachsen, wie lange wird an dem Produkt entwickelt und wann steigt es in die Vermarktung ein. Deutsche Start-ups beginnen recht spät mit der Vermarktung, israelische und US-amerikanische wesentlich früher.

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