Sicherheitsrisiken reduzieren

Jürgen Junghanns, Michael Meissner, Thomas Hermes

PCS Systemtechnik GmbH, BHE

Gelingt es fremden oder unbefugten Personen, ungehindert Areale, Gebäude oder gar einzelne Räume zu betreten, stellt dies für öffentliche Einrichtungen, wirtschaftliche und gewerbliche Bereiche usw. ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Das gilt in besonderem Maße für Kritische Infrastrukturen. Von Anschlägen über Diebstahl und Sabotage bis zur blinden Zerstörungswut: die Liste der Gefahren ist lang und macht ein passendes Sicherungskonzept unverzichtbar.

Hierbei sollten Zutrittsberechtigungen festgelegt sowie Grundstücke und sensible Bereiche überwacht werden. Wichtige Bausteine des Sicherungskonzepts sind deshalb Zutrittssteuerung, Video- und Freigeländeüberwachung, wobei sich eine Kombination aus diesen Techniken als besonders wirkungsvoll erweist.

Zutrittssteuerung

Die Festlegung der Zutrittsberechtigung ist eine wesentliche Voraussetzung für ein umfassendes Sicherheitskonzept. Hierdurch sollen Nichtberechtigte ferngehalten und Berechtigte so wenig wie möglich behindert werden. Mit dieser Feststellung lässt sich die Aufgabe einer Zutrittsanlage kurz und treffend beschreiben. Sie soll nicht kontrollieren, wie es ihre Bezeichnung in falscher Übersetzung des englischen „access control“ unterstellt, sondern den Zutritt zu Räumen, Gebäuden und Arealen steuern.

Zutrittssteuerung ist vornehmlich in wirtschaftlich genutzten Gebäuden und Arealen bei Verwaltungen, Kraftwerken, Flughäfen, Hotels, Unternehmen und Veranstaltungsorten zu finden. Die fortschreitende Entwicklung der mechatronischen Schloßzylinder und Beschläge als Ersatz für rein mechanische Schließanlagen erweitert einerseits in Kombination mit online-Zutrittssystemen die Einsatzmöglichkeiten bei den bisherigen Anwendungen, bringt andererseits aber die Zutrittssteuerung auch in kleinere Büros und Wohnhäuser.

Zutrittssysteme steuern die Zutrittsberechtigung von Personen und Fahrzeugen zu festgelegten Bereichen, Gebäuden sowie Räumen innerhalb zu definierender Zeiten bzw. Zeitzonen. Hierdurch können sicherheitsrelevante Bereiche, z. B. Lieferanteneingänge, Verwaltungsräume, Entwicklungs- oder Produktionsbereiche, vor unberechtigtem Zutritt geschützt werden. Nur jene Personen erhalten Zutritt, die sich vorab zu erkennen gegeben haben, z. B. mit Karte, Ausweis, PIN-Code oder biometrischem Merkmal wie Fingerabdruck, Handgeometrie, Venenmuster-, Gesichts- oder Iriserkennung, und ihre Berechtigung nachweisen. 

Dabei werden die Zutrittsrechte für jeden einzelnen Ein- oder Ausgang unterschiedlich vergeben und damit gesteuert. So ist es z. B. möglich, dass eine bestimmte Person zu einem Raum ein unbeschränktes Zutrittsrecht hat, einen zweiten Raum nur zusammen mit einer weiteren Person betreten darf und eine dritte Tür nur innerhalb bestimmter Zeitzonen, z. B. werktags oder während der Geschäftszeiten, benutzen darf.

Somit bietet ein Zutrittssystem die Möglichkeit, Manipulationen durch Lieferanten und Personal oder Bedrohungen durch Fremde zu verhindern bzw. zu erschweren. In Verbindung mit Video- und Freigelände-Überwachungsanlagen lassen sich hiermit auch sehr erfolgreich „abweichende“ Situationen festhalten und so Klärungen und vorbeugende Maßnahmen vornehmen.

nur Berechtigte Personen erhalten Zutritt
Zutritt nur für Berechtigte.
Quelle: Interflex Datensysteme GmbH & Co. KG Allegion, BHE

Ein möglicher Verlust einer Zutrittsberechtigungskarte bzw. eines „intelligenten“ Schlüssels ist weniger problematisch als beim herkömmlichen Schlüsselsystem, da die verlorene Karte im System gesperrt und so unbrauchbar wird.

Die Aufgabe und damit der Vorteil eines Zutrittssystems ist die Steuerung des Personenflusses nach folgenden Gesichtspunkten:

Wer (Mitarbeiter, Besucher, Lieferant, Fahrzeuge) ist Wo (Parkplätze, Verwaltungsgebäude, EDV, Produktion, Entwicklung, Kantine) und Wann (werktags, sonn- und feiertags, tagsüber, nachts, immer, einmalig) zutrittsberechtigt?

Zutrittssysteme kommen in der Praxis in unterschiedlichster Form vor, die Bandbreite reicht vom einfachen mechatronischen Schließsystem bis zum Hochsicherheitssystem. Darüber hinaus ist eine Anbindung an andere Gefahrenmeldeanlagen oder administrative Systeme wie Zeit- und Betriebsdatenerfassung sowie Personaleinsatz- und Produktionsplanung gängige Praxis. 

Zutrittssteuerung ist also eine technisch komplexe Aufgabenstellung mit großer Auswirkung auf Sicherung, Sicherheit, Organisation und Arbeitsabläufe.

Videoüberwachung

Videoüberwachungsanlagen bieten allein oder in Ergänzung zu anderen Sicherungstechniken die Möglichkeit, sensible und/oder unübersichtliche Räume, Zufahrten sowie Eingangsbereiche visuell zu kontrollieren. Sie sind deshalb ein wichtiger Bestandteil eines umfassenden Sicherheitskonzeptes. Eine Videoüberwachungsanlage beobachtet alle Vorgänge innerhalb des überwachten Bereiches, dokumentiert diese und trägt so zur Prävention und Aufklärung von Straftaten bei.

Der Vorteil der Videoüberwachung liegt darin, dass das konkrete Geschehen vor Ort oder auch mehrere Objekte gleichzeitig beobachtet werden können. Durch Aufzeichnung der Bilder werden Ereignisse zur Beweissicherung festgehalten, hochauflösende Kameras an geeigneten Standorten helfen unbefugte Personen zu identifizieren.  

Durch die Integration von intelligenter Bildauswertung (sog. Videoanalyse), kann die Anlage selbstständig überwachen, dabei Alarme auslösen und dem Wachpersonal die Arbeit an den Überwachungsmonitoren durch die ereignisgesteuerte Anzeige der relevanten Bildszenen wesentlich erleichtern.

Um die Persönlichkeitsrechte der Menschen zu wahren, müssen zwingend die entsprechenden datenschutzrechtlichen Belange beachtet werden. 

Aufgrund einiger Fahndungserfolge wird die Videoüberwachung in der Öffentlichkeit zunehmend positiver gesehen; der Ruf vom „Big Brother“ verhallt langsam. Immer häufiger erkennen deutsche Mitbürger die erhöhte Sicherheit in Bereichen, die mit moderner Videoüberwachungstechnik ausgerüstet sind. Videoüberwachung kann bei der schnellen Aufklärung von Straftaten entscheidend unterstützen. Durch regelmäßige Veröffentlichungen von Fahndungserfolgen – aufgrund installierter Videoüberwachungstechnik – in der Presse wird die vorbeugende Abschreckung verstärkt. 

Videoüberwachungssysteme werden heute in sehr vielen Bereichen eingesetzt: Öffentliche Bereiche, wie bspw. Bahnhofsvorplätze, halböffentliche Bereiche, wie bspw. Flughäfen, Bahnhöfe, Einkaufspassagen, Banken, Tankstellen, private Bereiche wie Firmengelände, sowie zur Gebäudeabsicherung sind hier stellvertretend nur einige Beispiele. Selbst im öffentlichen Personennahverkehr werden Videoüberwachungssysteme erfolgreich eingesetzt.

Eine Videoüberwachungsanlage ist in ihrer Gesamtheit jedoch nur so gut, wie dass schwächste Glied in ihrer Kette! 

Dabei ist der Wert eines Videosystems abhängig von der Fähigkeit sich auf die Bedürfnisse des Betreibers einzustellen: Gezielte Bilder zum richtigen Zeitpunkt zur richtigen Person!

In der Regel bietet die Videoüberwachung als alleinige Sicherungsmaßnahme nicht die gewünschte erhöhte Sicherheit. Erst die intelligente Verknüpfung der Videotechnik mit anderen Sicherheitsgewerken (z. B. mit Zutrittssteuerung und Freigeländeüberwachung) kann die Sicherheit entscheidend erhöhen. Insbesondere bei dem Zusammenspiel Video- mit Freigeländeüberwachung kann mittels frühzeitiger Detektion, direktem Aufschalten der Livebilder auf eine ständig besetzte Leitstelle und dem gezielten Ansprechen der Eindringlinge durch installierte Audiotechnik Kriminalität verhindert werden.

frühzeitiges entdecken von Eindringlingen ermöglichen
Eindringlinge frühzeitig entdecken.
Quelle: Perimeter Protection Germany, BHE

Freigeländeüberwachung

Die ganzheitliche Sicherheit von Objekten beginnt schon an der Grundstücksgrenze. Zur Absicherung des Areals werden Freigeländeüberwachungsanlagen eingesetzt, die potentielle Straftäter bereits beim Eindringversuch, d. h. beim Betreten des Geländes, erfassen. Profis überwinden Zäune, Mauern und Türen in Sekundenschnelle. Deshalb sollten physische Barrieren und elektronische Sensorik möglichst an die Grundstücksgrenze verschoben werden. 

Strategie: die Eindringlinge orten, noch bevor sie das Werks- oder Bürogebäude überhaupt erreichen. Der entscheidende Vorteil dabei ist, dass durch eine sehr frühzeitige Detektion mehr Zeit für Interventionsmaßnahmen gewonnen wird. Der ausgelöste Alarm vertreibt die Täter und ruft den Wachdienst oder die Polizei auf den Plan. Eindringlinge werden ihrer wertvollsten Ressource beraubt: Zeit. 

Ein großer Vorteil elektronischer Geländeüberwachung liege in der Variantenvielfalt. Der Eindringling weiß nicht, ob etwa im Erdreich Sensoren versteckt sind oder Laserschranken auf ihn warten. Im Zweifel geht er das Risiko erst gar nicht ein.

Inzwischen gibt es Systeme verschiedenster Technologien, zudem standardisierte Anwendungen, die auch kleinere Anwender finanziell nicht überfordern. Die Anlage kann also für das individuelle Risikoprofil geplant werden. Entscheidend ist, dass eine Anlage auf das Objekt und auf die örtlichen Gegebenheiten exakt abgestimmt wird. 

So genannte Mikrowellenbarrieren eignen sich zum Beispiel für einen geraden Geländeverlauf, bei einem kurvigen kommt eine Bodendetektion in Betracht. Spezielle Lichtschrankensysteme reagieren auf Unterbrechung des Lichtstrahls, aber nicht auf Kleintiere. Intelligente Videoanalyse erkennt nicht nur Veränderungen im Bild, sondern analysiert Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit, um ein optimales Verhältnis unerwünschter Meldungen und echter Alarme zu erzielen. 

Fazit

Mit der professionellen Planung und Projektierung eines komplexen Zutritts- und Videosystems mit Freigeländeüberwachung wird die Reaktionszeit durch verbesserte Effizienz reduziert. Dadurch können Schadensfälle verhindert oder zumindest Folgekosten erheblich gesenkt werden!

Das Zusammenwirken und die Verknüpfung aller wichtigen Meldungen zwischen den Anlagen bildet die Basis für ein umfassendes Sicherheitskonzept zum Schutz von Personen und Sachwerten. Für die Verknüpfung der unterschiedlichen Sicherheitsgewerke stellen die Hersteller entsprechende Schnittstellen zur Verfügung.

Durch die fortschreitende Digitalisierung der Sicherheitstechnik werden die Systeme allerdings komplexer und können durch Nutzung von öffentlichen oder privaten Netzwerken auch globale Ausmaße annehmen. Bei der Definition von Schutzzielen sollte der Betreiber kompetente Unterstützung haben; die notwendigen Planungen und Projektierungen als auch die Errichtung der Sicherheitssysteme muss zwingend durch entsprechend qualifizierte Sicherheitsfachfirmen erfolgen. 

Die im BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e. V. organisierten Fachfirmen zeichnen sich durch große Fachkenntnis aus. Die Auszeichnung „BHE-zertifizierter Fachbetrieb“ bzw. „Fachplaner“ hilft bei der Suche nach entsprechend qualifizierten Anbietern. 

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