Neue Generation eines Einsatzleitwagens
Neue Generation eines Einsatzleitwagens
Quelle: BF Neumünster

Das Land Schleswig-Holstein erhält die Flotte der neuen Generation eines Einsatzleitwagens 2

Jan Steinert

Im Juni 2021 war es endlich so weit. Aus der landesweiten Beschaffung mit 7 Einsatzleitwagen des Landes Schleswig-­Holstein fand einer der neuen Einsatzleitwagen 2 (ELW 2) Einzug in den Standort der Berufsfeuerwehr Neumünster im Gefahrenabwehrzentrum.

Bereits im Jahr 2016 fand sich eine Arbeitsgruppe aus den Landesteilen Schleswig-Holsteins zusammen, um den Bedarf eines neuen Einsatzleitwagen 2 zu planen und umzusetzen.

Bislang wurde in den Landkreisen und kreisfreien Städten, Technik und Fahrzeuge eingesetzt, die den heutigen technischen und einsatztaktischen Anforderungen nicht, bzw. kaum noch erfüllen konnten.

Zusammen wurde dann ein sehr gutes Arbeitsergebnis, mit einem neuen innovativen und technisch auf neustem Stand ausgestatteten ELW 2 erzielt.

Um die unterschiedlichen Größenanforderungen der neun beteiligten Kreise und kreisfreien Städte zu erfüllen, bietet die neue Generation des Einsatzleitwagens 2 eine ideale Lösung. Von insgesamt drei Aufbauvarianten sind zwei Varianten beauftragt und ausgeliefert worden. Die zwei unterschiedlichen Fahrzeugtypen unterscheiden sich im Wesentlichen durch einen starren, festen Aufbau und einen Aufbau mit klappbaren Seitenelementen. Dadurch wird der Platzbedarf im operativem Lage- und Besprechungsraum auf knappe 20 qm erweitert. In Neumünster hat man sich für die ausklappbare Variante entschieden.

Technik und Ausstattung

Der ELW 2 wurde landesweit auf Basis eines MAN Fahrgestell mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 12 t ausgeliefert. Er ist zehn Meter lang, zweieinhalb Meter breit und dreieinhalb Meter hoch. 250 PS und ein 12-Gang-Automatikgetriebe sorgen dafür, dass der ELW 2 schnell genug am Einsatzort eintrifft. Neben etlichen Sicherheitsausstattungen wie ABS, ASR, ESP, und einer Winterfahrhilfe wurde eine Rückfahr -und Frontkamera installiert. Ein 15,6 kVA Stromerzeuger liefert ausreichend Energie, um die Technik im Einsatz mit Strom zu versorgen. Ein von außen zugänglicher Anschlusskasten bildet die Schnittstelle für Internet, LAN und HDMI Kabel, um das Betrieben einer ortsfesten TEL in einem Gebäude zu ermöglichen.

Ebenso ist die typische rote Kennzeichenleuchte für die Einsatzleitung auf einem ausfahrbaren Antennenmast für den TMO-Funkbetrieb installiert.

Der Innenbereich ist in drei Bereiche aufgeteilt. Hinter der Fah­rerkabine, die für drei Personen zugelassen ist, befindet sich der Funk- und Technikraum des ELW 2. Dort finden drei Einsatzkräfte ihren Platz. Zwei der drei Sitze sind für eine Nutzung während der Fahrt zugelassen.

Neben Funkkopplern, Car-PCs, Servern und Netzwerktechnik finden sich drei Tischfunkgeräte auf jedem Arbeitsplatz wieder. Zusätzlich zum Digitalfunk ist der ELW 2 mit einer Satellitenanlage, einem Seefunkgerät, mobiler Internetanbindung und mit einer eigenen Telefonanlage ausgestattet. Eine Klimaanlage sorgt auch bei warmen Umgebungstemperaturen für ausreichende Kühlung im gesamten Innenbereich.

Im mittleren Teil, welcher auch den Eingangsbereich darstellt, befindet sich der Sichterplatz. Der Platz ist mit einem Multifunktionsdrucker und mit Handsprechfunkgeräten (HRT) für die Einsatzabschnittsleiter ausgestattet.

Der knapp 20 qm große Lage- und Besprechungsraum bietet ausreichend Sitzplätze für 10 Einsatzkräfte. Neben einer großen Besprechungsinsel werden 4 mobile Klapptische aufgebaut. Der ELW 2 bietet ein eigenes WLAN – Netzwerk, eingebaute Tischtanks ermöglichen außerdem die Versorgung von Notebooks mit Strom, Netzwerk und den Anschluss per HDMI an einen Beamer. Für jede Einsatzfunktion wird ein separates und untereinander vernetztes Notebook vorgehalten.

Ein TV-Gerät und eine große Lagekartenwand (magnetisch) ge­­hören ebenfalls zur Ausstattung.

Haupt- und Ehrenamt zusammen in einer Einheit im Einsatz

Auf dem Gelände des Gefahrenabwehrzentrums (GAZ) der Stadt Neumünster haben der Fachdienst 37 - Berufsfeuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz, der Stadtfeuerwehrverband und eine von sechs freiwilligen Feuerwehren einen gemeinsamen Standort in Neumünster.

Wird der ELW 2 alarmiert, rücken Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, KameradInnen der Freiwilligen Feuerwehr sowie HelferInnen aus der Führungsunterstützungsgruppe der Regieeinheit des Kata­strophenschutzes zusammen aus.

Die ELW 2 – Flotte aus Neumünster ergänzt sich weiter durch einen Gerätewagen IuK und einen Mannschaftstransportwagen.

Die eingesetzten Kräfte in der technischen Einsatzleitung (TEL), bzw. in der Führungsunterstützungsgruppe müssen dabei über ein umfangreiches Fachwissen verfügen. Jeder Kamerad oder Kameradin, jede Helferin oder Helfer deckt einen oder mehrere Aufgabenbereiche aus folgendem Spektrum ab: Lagekartenführung- und Darstellung, Funker, Führungsausbildung auf Niveau Gruppenführer Freiwilliger Feuerwehr, Informations- und Kommunikationsausbildung, Einführung in die Stabsarbeit, technische Ausbildung am Gerät und Aggregat, spezielle Maschinistenausbildung, komplexe IT und Dokumentation mit Führungsunterstützungssoftware und den Einsatz einer Drohne.

Einsatzgebiete des ELW 2

Hauptsächlich kommen die Einsatzkräfte in der allgemeinen Gefahrenabwehr als Führungsunterstützung zum Einsatz. Ab der Eskalationsstufe 2 (Brandeinsätze oder Technische Hilfeleistungen größer als Standard, also Löschzug der Berufsfeuerwehr plus zwei Freiwillige Feuerwehren im Einsatz an einer Einsatzstelle) werden die Einsatzkräfte der Einheiten mit dem ELW 2 alarmiert.

An der Einsatzstelle wird dann der Aufbau durchgeführt. Sobald die Einsatzbereitschaft hergestellt ist, begeben sich der Führungs­assistent vom ELW 1 der Berufsfeuerwehr samt Einsatzleiter der Führungsstufe B und C in den Lage- und Besprechungsraum des ELW 2 und führen von dort aus den Einsatz.

Neben der allgemeinen Gefahrenabwehr kann die Einheit auch als technische Einsatzleitung eingesetzt werden. Nicht nur im Stadtgebiet Neumünster, sondern auch landes- oder gar bundesweit, wie z.B. beim Elbehochwasser im Jahre 2013 in Havelberg (Sachsen-Anhalt).

Ausgehend von solchen Großereignissen entsteht das Einsatzkonzept eines mobilen Führungsstabes des Landes Schleswig-­Holsteins. Hier besetzen die Einsatzkräfte des Haupt- und Ehrenamtes den ELW 2 und rücken als Vorauskommando in die betroffenen Katastrophengebiete aus. Im Juli 2021 ist beispielsweise ein Schwesterfahrzeug des Neumünsteraners ELW 2 bei der Hochwasserkatastrophe zum Einsatz gekommen, um die technische Einsatzleitung für das Kontingent aus Schleswig-Holstein zu unterstützen.

Als technische Einsatzleitung sind für den ELW 2 auch Lagen des Landes Schleswig-Holstein im Bereich der Schadstoffbekämpfung Wasser (Nord- und Ostsee) denkbar.

Zudem laufen Planungen den ELW 2 auch als Redundanzebene der integrierten Leitstelle Neumünster einzusetzen. So können etwaige Ausfälle oder Störungen im Betriebsablauf der Leitstelle durch den ELW 2 aufgefangen oder gar kompensiert werden.  


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