Autorisierte Stelle Digitalfunk Niedersachsen im Einsatz

Markus Schneider

Aufbau einer Sat-mBS
ASDN

Aufgrund sehr hoher Niederschlagsmengen im Dezember 2023 kam es um die Weihnachtszeit zu einem Hochwasserereignis in Niedersachsen, von dem weite Teile des Bundeslandes betroffenen waren. Neben dem offensichtlichen Einsatz von tausenden Helferinnen und Helfern der Rettungsorganisationen, der Feuerwehren und den polizeilichen Einsatzkräften, beschäftigte die Hochwasserlage auch die Autorisierte Stelle Digitalfunk Niedersachsen (ASDN).

Ein wesentlicher Bestandteil zur Bewältigung derartiger Einsatzlagen ist die sichere Möglichkeit der Kommunikation zwischen den Einsatzkräften, die zum Teil auch aus dem gesamten Bundesgebiet die niedersächsischen Kräfte unterstützt haben. Hier beobachtete der 24/7-besetzte Leitstand der ASDN fortwährend die Kommunikationslage, stellte Rufgruppen bereit und unterstützte im Bedarfsfall bei der Erstellung von Kommunikationsplänen. Daneben waren die Wassermassen aber auch eine Bedrohung für die Infrastruktur des Digitalfunks BOS; so ist die Funktionsfähigkeit des Digitalfunks nicht zuletzt abhängig von betriebsfähigen Basisstationen im Land. Zwar wurden bei der Errichtung der Basisstationen bereits entsprechende Wetterereignisse berücksichtigt und diese vorausschauende Planung seitens des Standortmanagements der ASDN hat sich in Hochwasserlagen mehrfach bewährt. Trotz der verheerenden Wassermengen und auch der Überschwemmung von Gebieten, die bislang als vermeintlich „sicher“ galten, waren die flutbedingten Auswirkungen auf die Digitalfunkinfrastruktur deutlich begrenzt.

Aufgrund der auch hier durchgängigen Beobachtungen der Entwicklungen in den Flutgebieten, gelang es der ASDN auf mögliche Beeinträchtigungen der Infrastruktur frühzeitig zu reagieren. So mussten lediglich bei einer Basisstation Maßnahmen zur Sicherstellung der Kommunikation vor Ort ergriffen werden. Bereits seit einigen Tagen befand sich die Basisstation in Sulingen unter verstärkter Beobachtung, nachdem dort, aufgrund der starken Regenfälle, Wasser in die Station einzudringen drohte. Schaffte zunächst die umgehende Alarmierung der örtlichen Feuerwehr und der Einsatz des Technischen Hilfswerks (THW) Sicherheit für die Basisstation, so wurde doch am 03.01.2024 durch das THW mitgeteilt, dass eine weitere Sicherung der Basisstation durch den Einsatz von Pumpen nicht möglich sei.

Umgehend erfolgte durch die betroffenen Fachbereiche der ASDN (Operativer Betrieb, Video- und Datenübertragungsdienst, Stand- ortmanagement und Zugangsnetz) eine entsprechende Beurteilung der Lage sowie die Erörterung möglicher Ersatzmaßnahmen. Letztlich wurde die Entscheidung getroffen, dass eine sogenannte Sat-mBS, also eine mobile Basisstation deren Anbindung mittels Satellitenverbindung erfolgt, in den Einsatz kommt. Nach ent- sprechender Vorbereitung wurde die Sat-mBS durch die Kräfte des Video- und Datenübertragungsdienstes sowie Mitarbeitende des Standortmanagements in den Einsatzraum verbracht. Nach Errichtung eines 40 Meter Mastes sowie der erforderlichen Einbindung in das Digitalfunknetz BOS, in Zusammenarbeit mit dem Leitstand der ASDN, dem Fachbereich Zugangsnetz sowie der ALDB konnte schließlich die Funktion erfolgreich getestet werden. Nach dem Abfluss des Hochwassers konnte durch das Standort- management der ASDN der betroffene Standort hinsichtlich der Sicherheit bewertet werden. Im Ergebnis werden dort bauliche Veränderungen vorgenommen, so dass bei zukünftigen Hoch- wasserereignissen die Verfügbarkeit gewährleistet bleibt. 

Insgesamt ist die Hochwasserlage in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel 2023/2024 aus digitalfunktaktischer und –technischer Sicht ohne weitere nennenswerte Probleme verlaufen, nicht zuletzt, weil die Zusammenarbeit zwischen der ASDN, BDBOS und den beteiligten BOS wieder einmal sehr gut funktioniert hat.

Was ist eine Sat-mBS?

Zur Übertragung der Sprache im Digitalfunk BOS werden im Regelfall Basisstationen genutzt. Diese sind flächendeckend im Land verteilt und stellen die Funktionsfähigkeit des Netzes sicher. 

Auch wenn die über 500 festen Basisstationen eine hohe Verfügbarkeit des Digitalfunks BOS in der Fläche des Landes Niedersachsen sicherstellen, gibt es verschiedene Szenarien, die den Einsatz sogenannter mobiler Basisstationen erforderlich machen. Typischerweise werden die mobilen Varianten eingesetzt, wenn aufgrund erforderlicher Umbau- oder auch Reparaturarbeiten an einer stationären Basisstation die weitere Verfügbarkeit des Digitalfunks sichergestellt werden muss. Der Einsatz kann aber auch erforderlich werden, wenn aufgrund entsprechender größerer Einsatzlagen die übliche Versorgung, aufgrund der erhöhten Anzahl an Einsatzkräften, nicht ausreicht, hier kann mittels der mobilen Basisstation die Netzkapazität temporär erweitert werden. Die mobilen Basisstationen verfügen dafür über die entsprechende Systemtechnik einer Basisstation, hier allerdings so verbaut, dass sie transportabel wird. Im Einsatzfall stellen sie jedoch dieselben Funktionen wie stationäre Basisstationen bereit, für den Nutzenden ergeben sich keine Unterschiede.

Autorisierte Stelle Digitalfunk Niedersachsen im Einsatz
Quelle: ASDN

In Niedersachsen werden mehrere dieser mobilen Basisstationen vorgehalten, die in Abhängigkeit von der durch sie bereitgestellten Kapazität in einem PKW oder aber auf einem Anhänger transportiert werden. Die größten in Niedersachsen im Einsatz befindlichen mobilen Basisstationen sind in Containern verbaut und werden mittels LKW an den Einsatzort verbracht. Damit eine mobile Basisstation tatsächlich ihren Nutzen entfalten kann, muss sie mit dem Digitalfunknetz BOS verbunden werden. Für die Anbindung stehen dabei verschiedenen Möglichkeiten zur Verfügung, üblicherweise erfolgt hierbei die notwendige Verbindung zu einer Vermittlungsstelle entweder über die direkte Anbindung an selbige oder die Einbindung in einen bestehenden Ring aus stationären Basisstationen, so dass hierüber die Anbindung erfolgt. Im Regelfall erfolgt die Verbindung hierbei über Antennen und Richtfunk.

Im Falle des Hochwassers war eine entsprechende Anbindung aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar, so dass der Einsatz der Sat-mBS vorgezogen wurde.Technisch handelt es sich dabei ebenfalls um eine mobile Basisstation, die jedoch über einen Satelliten mit der Vermittlungsstelle verbunden wird. Das Sprachsignal des Digitalfunks wird dabei nicht direkt über die Antennen, sondern über einen Link zum Satelliten und von dort zu einer Satellitenkopfstelle übertragen. Diese Satellitenkopfstelle hat eine Verbindung zu einer Vermittlungsstelle und stellt so sicher, dass die Sprachsignale wieder in das Digitalfunknetz BOS geleitet werden. Die hierfür erforderlichen Satellitenkopfstellen sind in der Bundesrepublik redundant an jeweils einer Vermittlungsstelle in Nord- und Süddeutschland errichtet worden.

Im Einsatzfall ist dann eine enge Abstimmung zwischen der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, dem Technischen Betrieb und der Autorisierten Stelle erforderlich.


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