In unsicheren Zeiten sicher kommunizieren

Das KriKom-LK-MEI Projekt

Ronald Voigt, Thomas Leitert, Sidonie Hänsch

Verteilung der KriKom-Koffer im LK Meißen, Oktober 2023
KomRe AG

Das Sifo-Projekt KriKom-LK-Mei – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seiner Forschung für die zivile Sicherheit (sifo). Das Ziel des Projektes: Auf Krisen und Katastrophen durch sichere Kommunikation in Zukunft besser vorbereitet zu sein.

Autarke, sichere, unabhängige und zuverlässige KrisenKommunikation ist das Fundament jedes effektiven Katastrophenschutzplans. In Zeiten von Notfällen und Katastrophen ist eine klare, zeitnahe und vertrauenswürdige Kommunikation entscheidend, um Leben zu retten, Schäden zu minimieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu erhalten. Jedoch stehen Organisationen und Behörden, die für den Katastrophenschutz verantwortlich sind, vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die eine effektive KrisenKommunikation erschweren können.

In Krisen ist der Faktor Zeit von entscheidender Relevanz, um die Situation möglichst effektiv zu bewältigen. Die Fähigkeit, Informationen schnell zu sammeln, zu verifizieren und an Akteure des Katastrophenschutzes und an die Öffentlichkeit weiterzugeben, ist von größter Wichtigkeit. Jedoch kann der Druck, schnell zu handeln, zu Fehlern oder unvollständigen Informationen führen, die das Vertrauen der Öffentlichkeit untergraben können. Zusätzlich steht die Bewältigung von Informationsüberflutung und Desinformation im Fokus. Falsche oder irreführende Informationen können Panik auslösen, das Vertrauen in die offizielle Kommunikation untergraben und die Effektivität der Krisenbewältigung beeinträchtigen.

Eine weitere Herausforderung liegt in der Vielfalt der Zielgruppen. Verschiedene Gruppen benötigen unterschiedliche Informationen, sei es Rettungsinformationen, Evakuierungsanweisungen oder medizinische Ratschläge. Hierbei müssen sprachliche und kulturelle Barrieren überwunden werden, aber auch Einschränkungen und Vulnerabilitäten, um sicherzustellen, dass alle Bevölkerungsgruppen angemessen informiert werden.

Die KriKom-Koffer im Landkreis Meißen.
Die KriKom-Koffer im Landkreis Meißen.
Quelle: KomRe AG

Darüber hinaus ist der Aufbau von Vertrauen von elementarer Bedeutung. In Krisenzeiten ist Vertrauen ein kostbares Gut, das durch transparente, authentische und verlässliche Kommunikation aufgebaut und erhalten werden muss. Eine effektive Koordination zwischen verschiedenen Akteuren, darunter Regierungsbehörden, Rettungsdienste, medizinische Einrichtungen und Privatwirtschaft, ist entscheidend für den Erfolg des Katastrophenschutzes.

Neben der unmittelbaren Hilfeleistung ist es unabdingbar, dass ein reibungsloser Informationsaustausch sowie die Weitergabe von Warnungen und Notrufen gewährleistet werden können. Dies betrifft Kommunikationswege zwischen den Katastrophenschutzbehörden, den kritischen Infrastrukturen und der Bevölkerung, die auch dann funktionieren müssen, wenn die üblichen Kommunikationsinfrastrukturen oder die Stromversorgung ausfallen.

Das Forschungsprojekt KriKom-LK-MEI geht diese Herausforderungen an.

Die Basis für das gesamte KrisenKommunikationsSystem ist ein Netz von Kata­strophenschutzLeuchttürmen (KatLeuchttürme). Dieser ist eine portable KrisenKommunikationslösung in Form von Koffern, die über Funk miteinander und mit einem Leitstand verbunden sind und dadurch autarke und krisensichere Kommunikation ermöglichen. Derzeit sind 28 KriKom-Koffer im Landkreis Meißen verteilt und werden regelmäßig getestet. Die ­KriKom-Koffer stehen in Bürgerämtern der Gemeinden, in Feuerwachen und Störfallbetrieben und bilden den Backbone der Kommunikation zwischen den relevanten Akteuren des Katastrophenschutzes im Landkreis Meißen. Dieses Netz wird in den kommenden Jahren stetig verknüpft und verstärkt. Um eine möglichst realistische Gefahrensituation zu üben, werden neben den regelmäßigen Probealarmen aller KriKom-Koffer miteinander auch Feldtests durchgeführt. Für Herbst diesen Jahres ist ein erster großer Feldtest geplant, mit 14 weiteren Standorten zu den 28 bereits verteilten KriKom-­Koffern, der den Auftakt einer Reihe von Feldtests bildet, die im Laufe der nächsten Jahre durchgeführt werden.

Das Projekt beinhaltet die Entwicklung und Einführung verschiedener KrisenKommunikationslösungen, darunter digitale Info-Boards, KriKom-Pager, Notruf-Tableaus, Notrufknöpfe, Multifunktionale Sirenenstandorte und modulare Systeme der Energieversorgung. So kann auch beispielsweise bei Energiemangellagen, die mit einem weitreichenden Ausfall der üblichen genutzten Kommunikationsstrukturen (bspw. Telefon, Fax, Internet) einhergehen können, eine zweckgebundene KrisenKommunikation und damit die Handlungs- und Krisenbewältigungs­fähigkeit aller Beteiligten (inkl. der Bevölkerung) mit hoher Zuverlässigkeit sichergestellt werden.

Mit jedem neuen Gerät wird das System in kleinen Feldtests überprüft und die Einbindung in die bestehende Infrastruktur der Anwender evaluiert. Schließlich wird das gesamte Krisen-Kommunikationssystem vollumfänglich getestet, wobei die Bevölkerung sowie alle Akteure des Katastrophenschutzes aktiv eingebunden werden.

Die Brände in der Sächsischen Schweiz werden vielen noch in Erinnerung sein, aber auch die Gohrischheide im Landkreis ­Meißen hat in den letzten Jahren verheerende Brände erlebt. Dort waren die Einsatzkräfte besonders gefährdet, aufgrund der noch immer hohen Munitionsbelastung des ehemaligen Truppenübungsgeländes. Insbesondere die Ausmaße dieser Waldbrände aber auch die sich ändernde geopolitische Situation und die immer extremer werdenden Wetterereignissen durch den Klimawandel haben das sächsische Innenministerium dazu veranlasst, deutlich mehr finanzielle Mittel zum Ausbau des Katastrophenschutzes zur Verfügung zu stellen.

Dadurch werden die Landkreise und kreisfreien Städte sicherer und somit auch hybriden Bedrohungen, Blackout und möglichen menschengemachten Gefahren gegenüber resilienter.

Ziel ist es, ein KrisenKommunikationsSystem im Landkreis ­Meißen und den umliegenden Kreisen und Städten aufzubauen und dadurch Krisenstäbe der Verwaltung, der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und der Kritischen Infrastrukturen, sowie die Bevölkerung kommunikativ miteinander zu verbinden. Die KatLeuchttürme im Forschungsprojekt KriKom-LK-MEI kommunizieren über ein digitales Datenfunksystem miteinander, was sich durch eine besondere Robustheit und ­Sendeleistung auszeichnet. Das KriKom-System stellt eine nahtlose Kommunikation und Koordination zwischen den verschiedenen Nutzern und Behörden sicher. Das gewährleistet auch die direkte Informationsweitergabe an die Bevölkerung und Kommunikation mit der Bevölkerung über digitale Info-Boards. Das System ist je nach Bedarf skalierbar, um größere oder kleinere Krisenszenarien zu bewältigen und es kann mit zusätzlicher Ausrüstung und Technologie erweitert werden, um sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden. Dank des koffer­artigen Aufbaus ist das KriKom-System mobil und kann je nach Anforderungen und Einsatzbedarfen schnell und an verschiedenen Standorten aufgestellt und genutzt werden.

In einer zunehmend vernetzten Welt, in der Katastrophen und Notfälle unvermeidlich sind, ist eine effektive KrisenKommunikation von entscheidender Bedeutung für den Schutz von Leben, Eigentum und Gemeinschaft. Indem wir die Herausforderungen in der KrisenKommunikation verstehen und ihnen proaktiv begegnen, können wir gemeinsam besser auf zukünftige Krisen vorbereitet sein und eine schnellere, koordinierte Reaktion sicherstellen, um Schäden zu minimieren und Leben zu retten.

Wenn Sie an den Erfahrungen und ersten Ergebnissen unseres Forschungsprojektes interessiert sind, kontaktieren Sie uns und begleiten Sie das Projekt als Teil unseres bundesweiten Experten-Netzwerkes. 



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