Das modernste KrisenKommunikationssystem der Welt mit agilen Methoden entwickeln

Ronald Voigt, Sidonie Hänsch, Thomas Leitert, Ansgar Raible

Stadt Meißen, Dezember 2023
Stadt Meißen

Das modernste, autarke und integrative KrisenKommunikationssystem der Welt entsteht im Landkreis Meißen durch anwenderbezogene und praxisorientierte Zusammenarbeit von Betreibern kritischer Infrastrukturen, BOS, Technologiepartnern und Forschungseinrichtungen.

Dieses System wird im Forschungsprojekt KriKom-LK-Mei entwickelt – gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seiner Forschung für die zivile Sicherheit (Sifo). Gestartet wurden neben KriKom-LK-MEI auch 5 andere Projekte im Oktober 2023, unter dem Titel SifoLIFE – Demonstration innovativer, vernetzter Sicherheitslösungen und dem Ziel auf Krisen und Katastrophen in Zukunft besser vorbereitet zu sein.

Interessierte können die Entwicklung und den Aufbau des autarken, stromnetzunabhängigen KrisenKommunikationsmittels in den kommenden Crisis Prevention Ausgaben (Kapitel Technik & Ausrüstung) verfolgen. Praktiker und Anwender aus dem kommunalen Katastrophenschutz sind eigeladen, sich an der Gestaltung zu beteiligen und die praxisorientierte Entwicklung anwenderbezogen mitzugestalten.

Das KrisenKommunikationssystem

Das Fundament für den Aufbau dieses KrisenKommunikationssystems ist die Ausarbeitung von Schwachstellen in bestehenden Katastrophenschutzsystemen und die Identifikation der Anforderungen der Akteure an ihr idealtypisches System zur KrisenKommunikation.

Parallel läuft die weitere Konkretisierung von Use Cases (Anwendungsszenarien), die sich auf eine autarke, nutzerzentrierte ­technische Plattform für die KrisenKommunikation im Katastrophenschutz konzentrieren. Diese Use Cases dienen zur Operationalisierung der KrisenKommunikationsstrategie des Projektes und zur Unterstützung der technischen Detailplanung. Ziel ist die Resilienzsteigerung des LK Meißen gegenüber Krisen und daraus resultierend die Positionierung des Landkreises als Modellregion für andere Kommunen. Die Use Cases werden im Hinblick auf die Sicherstellung von Information und Kommunikation sowie die Aufrechterhaltung der Energieversorgung entwickelt. Folgende Use Cases werden betrachtet:

  • Horizontale und vertikale Vernetzung von Krisenstäben
  • System zur Alarmierung und Notrufen sowie Einbindung vulnerabler Personengruppen
  • Zuverlässige Warnung der Bevölkerung
  • Versorgung mit zeit- und einsatzkritischen Ressourcen
  • Auswirkungen von und Informationen zu Krisensituationen transparent der Bevölkerung kommunizieren
  • Automatische Generierung von Informationen zur Lagebild-Erstellung für Krisenstäbe

Die Ausarbeitung dieser Use Cases erfolgt in Workshops mit den assoziierten Partnern des Projektes. Dadurch wird die Produktentwicklung anhand ihrer Praxiserfahrungen auf die Bedürfnisse kommunaler Katastrophenschützer zugeschnitten.

Die Entwicklung und der Aufbau dieses modernen KrisenKommunikationsmittels mit all seinen Konsortial- und assoziierten Partnern bedarf eines flexiblen und anpassbaren Projekt­managements.

In den ´90er Jahren haben kleine Teams in der Softwareentwicklung dank agiler Methoden erstaunliche Ergebnisse produziert, die in der Fachwelt Neugierde auf die Methode hervorgerufen haben. Diese setzt Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge, wobei die Zusammenarbeit zwischen Teammitgliedern im Vordergrund steht. Außerdem wird die direkte Zusammenarbeit mit Kunden ermöglicht. Die Fähigkeit auf Kundenwünsche oder Herausforderungen zu reagieren, wird höher geschätzt als das strikte Befolgen eines Plans.

Die Verantwortung für das Ergebnis trägt das Team und jedes Teammitglied übernimmt selbstverantwortlich Aufgaben, die zum Gesamtergebnis beitragen. Die Entwicklung läuft in vorher festgelegten Zyklen, den „Sprints“ von 1-4 Wochen ab. Am Ende jedes Sprints wird ein Zwischenergebnis präsentiert. Zwischendurch wird der abgeschlossene Sprint betrachtet, um Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren und anzugehen. Zum Start des neuen Zyklus werden die Aufgaben detailliert beschrieben, geplant und dem Team zur Bearbeitung überlassen.

Nachdem sich agile Methoden in der Softwareentwicklung durchgesetzt haben, wurden sie zunehmend auf andere Branchen ausgeweitet, darunter auch hier in diesem Projekt.

Startschuss des Projektes KriKom-LK-MEI am 13.10.23 in Meißen
Startschuss des Projektes KriKom-LK-MEI am 13.10.23 in Meißen
Quelle: KomRe AG

Agile Methoden in KriKom-LK-MEI

Bei 6 Projektpartnern, 19 assoziierten Partnern und 7 Arbeits­paketen mit ca. 50 Unterarbeitspaketen über 4 Jahre gilt es den Überblick zu behalten. In KriKom-LK-MEI werden agile Methoden zur Entwicklung eines modernen KrisenKommunikationssystems genutzt. Gleichzeitig wird mit dem Konsortium, den Praxispartnern und weiteren Stakeholdern die Technik konstruktiv weiterentwickelt, um für den Nutzer einfache Lösungen zu entwickeln.

Als Projektmanagement-Methode wird ein Vorgehen nach Scrum praktiziert, bei der der Projektfortschritt der Arbeitspakete mithilfe von Kanban Boards sichtbar gemacht wird. Arbeitspakete werden in einem Kickoff-Meeting gestartet. Im ersten Sprint werden alle Aufgaben so genau, wie zu diesem Zeitpunkt möglich, in Userstories beschrieben. In den darauffolgenden Sprints werden dann die Aufgaben bearbeitet. Die Anforderungen an das KrisenKommunikationssystem werden in Workshops mit den assoziierten Partnern erarbeitet. Dabei werden die Anwendungsszenarien zur Operationalisierung der KrisenKommunikationsstrategie und die technische Detailplanung genau beschrieben. Nachdem die Anforderungen der zukünftigen Nutzer aufgenommen wurden, werden die Funktionen des KrisenKommunikationssystems genau beschrieben. Zum Feinschliff des Produktes wird Design Thinking eingesetzt. Planungstreffen und ein zweiwöchiger „Jour fixe“ helfen, den Überblick zu behalten.

Technische Entwicklung

In Krisensituationen spielt die Verfügbarkeit von Notstrom für alle Schritte der Situationsbewältigung eine entscheidende Rolle. Das TankNotStrom-System (TNS) gewährleistet die benötigte Kraftstoffversorgung dank einer präzisen Prognose des Kraftstoffbedarfs für jedes Notstromaggregat in der Region. Es sorgt für eine unterbrechungsfreie Kraftstoffversorgung der Aggregate. Dazu werden u.a. deren Tank-Füllstände über ein eigenes Funknetz an eine zentrale Stelle übertragen.

Basierend auf dem TNS wurden die Katastrophenschutz-Leuchttürme (KatLeuchttürme) entwickelt. Diese dienen für KriKom-­­­LK-MEI als Basis und werden nun erweitert. Sie dienen als ­spezielle KrisenKommunikationsmittel und gewährleisten den kontinuierlichen Informationsaustausch. Selbst bei Ausfällen kritischer Infrastrukturen, wie der Stromversorgung oder des Mobilfunknetzes, bleibt die Kommunikationsfähigkeit dank des eigenen Funknetzes und des TNS-Systems erhalten.

Die KatLeuchttürme werden in hybriden KrisenKommunikationsnetzen mit verschiedenen mobilen und stromnetzunabhängigen Kommunikationsmitteln verknüpft. Sie tragen dazu bei, die Kommunikation zwischen den Einrichtungen des Katastrophenschutzes, von BOS und KRITIS sowie der Bevölkerung netzübergreifend aufrechtzuerhalten. Weitere Kommunikationsmittel werden entwickelt und Schlüsselpunkte der Bevölkerungsversorgung integriert, darunter eine Anbindung multifunktionaler Sirenenstandorte, Notrufknöpfe und Info-Boards (digitale schwarze Bretter). Außerdem werden für alle Kommunikationskomponenten Energieversorgungslösungen entwickelt, die aus modularen, wechselbaren Energiepacks bestehen. Das dazu zu entwickelnde Logistiksystem für Energiepacks, Betriebsstoffe und weitere einsatzkritische ­Ressourcen stellt eine Erweiterung des TNS-Systems dar.

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