Gebäudegrundriss mit Sensordaten auf dem Tablet und direkte Leitstellenanbindung: Forschungsprojekt testet ein neu entwickeltes Führungsunterstützungssystem für Feuerwehren. Wie können SmartHomes der Feuerwehr helfen, Menschenleben noch schneller und effektiver zu retten? Dieser zukunftsträchtigen Frage stellte sich das Ende September 2020 abgeschlossene und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 812.000 Euro geförderte Projekt „Intelligente Rettung im SmartHome (IRiS)“. Höhepunkt im Projekt war eine realitätsnahe Übung am Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen (IdF) in Münster.
Das von den Projektpartnern Universität Paderborn (Fachgruppe C.I.K.), Symcon GmbH und VOMATEC Innovations GmbH entwickelte „Führungsunterstützungssystem“ wurde auf dem Gelände des IdF mit zwei Feuerwehren im Rahmen des Szenarios „Wohnungsbrand mit Menschenleben in Gefahr“ im Einsatz getestet. Dafür wurde eine Übungswohnung mit moderner SmartHome-Technik, wie zum Beispiel Präsenzmeldern, vernetzten Rauchmeldern, Kameras, sowie schaltbaren Fenstern und Türen ausgestattet.
Schon während der Anfahrt zeigt das Führungsunterstützungssystem den Einsatzkräften die Daten des SmartHome-Systems auf einem Tablet an. Durch die Auswertung der vorhandenen Sensoren wird außerdem der wahrscheinlichste Aufenthaltsort von vermissten Personen oder der genaue Brandort auf einem digitalen Grundriss angezeigt. Zusätzlich kann die Feuerwehr die Türen und Fenster zur gezielten Entrauchung digital öffnen oder schließen und sich schnell Zugang verschaffen, ohne Türen gewaltsam öffnen zu müssen.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt im Projekt IRiS war die Anbindung des SmartHome an Notrufleitstellen. Dafür wurde im Projekt ein Datenmodell erarbeitet, das alle relevanten Informationen für eine Alarmierung der Feuerwehr über eine einheitliche Schnittstelle beinhaltet. Aktuell werden mit dem Deutschen Institut für Normung und der Deutschen Kommission Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik Möglichkeiten der weiteren Standardisierung der Projektergebnisse diskutiert.
Um kostspielige Fehlalarme zu vermeiden, wird nach einem mehrstufigen Alarmierungskonzept vorgegangen. Zuerst werden Bewohner und anschließend Nachbarn alarmiert, welche den Alarm innerhalb einer bestimmten Zeitspanne bestätigen oder bei Fehlalarm deaktivieren können. Wenn keine Reaktion erfolgt, wird die Leitstelle automatisch benachrichtigt und die Feuerwehr alarmiert.
„Als Projektergebnis lässt sich festhalten, dass die Verwendung von SmartHome-Technik einen bedeutenden Einfluss auf den Einsatz von Feuerwehren haben kann. Sie macht den Einsatz leichter sowie sicherer, und kann die Zeit bis zur Rettung einer Person bedeutend verringern“, bilanziert Prof. Dr.-Ing. Rainer Koch von der Universität Paderborn.
Crisis Prevention 3/2020
Weitere Informationen zum IRiS-Projekt unter
http://www.symcon.de/forschung/iris und http://iris.sifo.de .