BSKI – Zentrale Anlaufstelle für Entscheider aus Kritischen Infrastrukturen
Dr. rer. nat. Hans-Walter Borries
Der Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen (BSKI) will Sicherheitsrisiken für kritische Infrastrukturen und deren Zulieferer frühzeitig erkennen und diese durch gezielte Konzepte für Prävention, Reaktion und Postvention reduzieren.
Zudem wird der Verband Forschungsprojekte initiieren, den intensiven Dialog mit Wissenschaft und Politik forcieren und zentrale Anlaufstelle für Entscheider sein, um ganzheitliche Schutzkonzepte zu etablieren. Die Aufgabe des Verbandes ist es, Sicherheitsrisiken für kritische Infrastrukturen und deren Zulieferer frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Konzepte für Prävention, Reaktion und Postvention zu reduzieren. Dabei werden allerhöchste Schutzziele (technisch, organisatorisch, persönlich) für kritische Infrastrukturen verfolgt.
Neben dem Initiieren von Forschungsprojekten wird der intensive Dialog mit Wissenschaft und Politik forciert. Durch gezielte Schulungsprogramme, Publikationen und Veranstaltungen werden die Mitglieder für mögliche Risiken in ihren Infrastrukturen sensibilisiert. Durch die Zusammenarbeit mit führenden Branchenexperten und zuständigen Behörden kann der BSKI kritische Infrastrukturen jeder Größe auch beratend unterstützen.
Seit wann gibt es den Verband?
Der neue Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen (BSKI) e. V. wurde nach ersten Beratungen im Frühjahr 2018 relativ zügig im Juni 2018 gegründet und hatte am 23. August 2018 mit seiner Eröffnungspressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin seinen öffentlichen Start.
Wer hatte die Idee?
Gemeinschaftlich hatten sich die 15 Gründungsmitglieder, hierzu zählen Vertreter von Unternehmen aus dem Sicherheits- und EDV-/IT-Security Bereich sowie Vertreter von Hochschulen und Instituten, vorgenommen, eine „Wissens- und Aktionsplattform“ mit einem Netzwerk aus lebens- und berufserfahrenen Spezialisten und Networkern zum dem wichtigen Thema „Schutz kritischer Infrastrukturen“ spartenübergreifend zu schaffen.
Die Gründungsmitglieder hatten frühzeitig erkannt, dass KRITIS uns zwar gesamtgesellschaftlich seit Ende 2009 in der Forschungs und politischen Diskussionsarbeit begleitet, jedoch wird auf Fachtagungen und auf politischer Ebene derzeit fast ausschließlich das Themenfeld IT-Sicherheit beleuchtet, anstatt alle Einfallstore und KRITIS-Risikofaktoren zu berücksichtigen.
Es wird aber derzeit immer deutlicher, dass es heute und in Zukunft bei der Debatte um KRITIS nicht nur um Gefahren aus dem Internet geht. Es gibt vielmehr ein ganzes Netz aus Gefahrenquellen, u. a. der Bereich Unwetterlagen und deren Auswirkungen auf alle KRITIS-Szenarien, das beleuchtet werden muss. Der BSKI will sich deshalb allen neuen Bereichen der Kritischen Infrastrukturen und Vernetzungseffekten mit einem integrativen Blick annehmen.
Wo ist der Sitz?
Als Bundesverband hat der BSKI e. V. seinen Sitz in der Bundeshauptstadt Berlin, hier im Fürstbrunner Weg 99 (14550 Berlin) im Gebäude vom IFRANEU-Hauptverband e. V. In NRW liegt die Geschäftsstelle im Forum Heppendorf (Am Schlehdorn 5 - 7) in 50189 Elsdorf-Heppendorf im Rhein-Erft-Kreis, eine richtige Wahl, da der Raum hier vom Strukturwandel des scheidenden Braunkohlentagebau und der auslaufenden Braunkohlenverstromung betroffen ist und damit bereits jetzt schon eine hohe KRITIS-Aufmerksamkeit in den nächsten Jahrzehnten für innovative Ideen erfahren wird.
Überlegungen, wie die Schaffung einer „KRITIS-Akademie zur Fort- und Weiterbildung in im gesamten KRITIS-Bereich“ und in enger Verzahnung mit Studien(lehr)gängen der Rheinischen Fachhochschule gGmbh in Köln sowie dem Kompetenzzentrum Internationale Sicherheit (KIS), zeigen auch standortnah mögliche Felder einer potentiellen Zusammenarbeit in der Zukunft auf.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten für den Verband?
Der BSKI e. V. wurde als Verein gegründet und alle Mitglieder inklusive der zehn Vorstandsvertreter bringen sich ehrenamtlich ein. Neben den 10 Vorstandsmitgliedern wurden ein Pressereferent sowie drei Regionalbeauftragte für Deutschland (Nord-Deutschland, Süd-Deutschland und Berlin) gewonnen. Zwei Regionalbeauftragte zu Österreich und der Schweiz (D-A-CH) werden berufen.
Was genau ist der Zweck?
Die Zielsetzungen des Bundesverbandes liegt in der Beachtung und Entwicklung ganzheitlicher Schutzkonzepte z. B. für eine sichere Energiewende. Eine gemeinsame Präventionsarbeit mit Unternehmenslenkern von derzeit allen 9 Kritischen Infrastrukturen Sektoren sind Eckpunkte der Arbeit des BSKI.
Gemäß Satzung definieren sich Aufgaben und Ziele des BSKI e. v. darin, Sicherheitsrisiken für Kritische Infrastrukturen und deren Zulieferer frühzeitig zu erkennen und durch gezielte Präventionskonzepte zu reduzieren.
Der Verband will umfassend alle neun KRITIS-Bereiche, von der Forschung über die Praxisanwendung bis hin zur Zukunftskonzepten und machbaren Studien/Untersuchungen, die der stetigen Vernetzung und Automatisierung Rechnung tragen, ansprechen und in eine breite öffentliche Diskussion bringen. In einem ersten Schritt soll auch auf die Erhöhung der Gefährdungstransparenz bei den KRITIS-Sektoren hingewiesen werden.
Im Rahmen des ARCARNUS Projekt des Landes NRW wird derzeit eine KRITIS-Landkarte entwickelt, um Entscheidern von Kritischen Infrastrukturen auf einem Schaubild alle Gefahrenquellen im Überblick zu visualisieren. Alle potentiellen Einfallstore sollen damit transparent gemacht und eine gezielte Prävention erzielt werden. Der BSKI wird über diese Verbandsaufgaben in einer Jahres-Roadshow auf Fachkongressen, Fachtagungen und Fachmessen flächendeckend in Deutschland informieren.
Wie gehen Sie vor, um Ihre Interessen zu fördern?
Der BSKI e. V. sucht den Kontakt und den Wissensaustausch aus erster Hand und wendet sich dabei an die breite Öffentlichkeit, die Interessenvertretungen der politischen demokratischen Gruppierung und Mandatsträger im Bundestag sowie an die Länderparlamente, ebenso sucht er den Kontakt zu allen diesen Themen nahestehenden Verbänden und Vereinen. Auch sprechen wir mit Unternehmen, Forschungseinrichtungen sowie den BOS-Organisationen über deren und unsere KRITIS-Ausrichtungen.
Neben der jährlichen Pressekonferenz im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin sucht der BSKI e. V. die Organisation und Durchführung von eigenen Fachtagungen/-konferenzen sowie Veranstaltungen im Abendprogramm (z. B. „Kamin-Abende“) und die Teilnahme als Referenten an bzw. bei großen Fachtagungen im Bundesgebiet sowie im Ausland.
Wie gehen Sie vor, um Ihre Interessen zu fördern?
Neben der Gewinnung von neuen Mitgliedern, zuletzt sehr erfolgreich auf Fachmessen und im persönlichen Gespräch bei Tagungen, sucht der Bundesverband den direkten Kontakt mit allen wichtigen „Playern“ von den derzeit neun KRITIS-Sparten. Auf diese Weise werden Problemthemenfelder an den BSKI e. V. direkt vor Ort vorgetragen und umgehend in die fachliche Arbeit als Verband, der eine Plattform darstellen will, aufgenommen und umgesetzt.
Das persönliche Gespräch, z. B. zu Führungskräften aus der Wirtschaft und der Politik, ist eine sehr ernstzunehmende und auch fordernde Aufgabe. Die Themen dazu, wie z. B. anstehende Energiewende, Sicherheit von Daten und Netzwerke, Auswirkungen der anstehenden Klimaveränderung (z. B. die Wasserknappheit in 2018 mit erheblichen Auswirkungen auf die Energieversorgung und die Wasserverwendung) liefern uns fast täglich das Tagesgeschäft und die aktuellen Nachrichten.
Mit welchen Behörden/Experten arbeiten Sie zusammen?
Im Focus der Arbeit stehen alle Bundesministerien sowie Bundeseinrichtungen/-ämter und Länderarbeitsbereiche, die sich mit den derzeitigen 9 KRITIS-Sparten beschäftigen. Gute Kontakte werden mit den BOS-Organisationen (z. B. dem THW) sowie auch mit neuen Verbänden und Vereinen, z. B. dem Deutschen Institut für vorbeugenden Brandschutz e. V. (DIvB) und anderen namhaften Tagungs- und Bildungsträgern gepflegt, u. a. mit dem Beta Verlag als Herausgeber der CP und Veranstalter von Fachkongressen sowie mit der EW Medien GmbH. Man darf dabei nicht vergessen, dass der BSKI e. V. sich erst in seinem ersten Schaffensjahr befindet und neben einer Mitgliederwerbekampagne an wichtiger Stelle auch das Informieren und Werben für das Portfolio vom BSKI e. v. einen breiten Stellenwert einnimmt.
Ein starker Fokus innerhalb der KRITIS-Sektoren liegt in diesem Jahr auf dem deutschen Stromnetz – der kritischsten aller Kritischen Infrastrukturen.
Jahrzehntelang hatte man sich in Deutschland an eine 24/7-Energiesicherheit für 365 Tage im Jahr gewöhnt. Die Verfügbarkeit elektrischer Energie ist für unsere Gesellschaft, die Industrie und das Gewerbe, für die öffentliche Hand und natürlich für alle privaten Haushalte zur Selbstverständlichkeit geworden und muss auch weiterhin gesichert und – vielleicht noch wichtiger – im internationalen Wettbewerb für alle Nutzer auch bezahlbar bleiben.
Die Vorteile einer von der Politik geforderten und initiierten Energiewende werden nachhaltig das Energieversorgungssystem fundamental verändern – mit Folgen für dessen Resilienz und dessen Berechenbarkeit auch in sicherheitspolitisch angespannten Krisenzeiten. Um Versorgungssicherheit und -stabilität bei mehr Dezentralität und Digitalisierung auch weiterhin auf so hohem Niveau gewährleisten zu können, bedarf es eines konzertierten Vorgehens aller verantwortlichen Akteure. Hierzu trägt der BSKI mit seinem Wirken seinen Teil bei.
Welche Entwicklung wird für die Zukunft angestrebt?
An erster Stelle stehen sicherlich der Aufbau und die erste Konsolidierung des noch sehr jungen Bundesverbandes, seine Verankerung in allen Sektoren, die sich mit der KRITIS-Thematik beschäftigen bzw. davon tangiert werden. Dies bedeutet auch ein Gewinnen von weiteren Mitgliedern aus allen Bereichen, um die Rolle als Multiplikator stärker zu prägen, ohne aber ein Lobbyisten-Image zu bekommen.
In der Umsetzung stehen weitere Fachkonferenzen an und die Erstellung von Fachbeiträgen und Stellungnahmen zu neuen Entwicklungen und Entscheidungen in den bekannten KRITIS-Sektoren. Die Jahre 2019 bis 2020 werden Aufbaujahre bleiben, wo es gilt, den aus 2018 gewonnenen guten Schwung zu nutzen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Der Vorstand des BSKI e. V. ist dabei zuversichtlich, den richtigen Weg zu beschreiten und hofft zugleich mit diesem Beitrag eine breite Diskussion mit allen Interessierten und Mitgliedern zu starten.
KRITIS wird das Thema der nächsten Jahre werden und bleiben, und nur der, der sich frühzeitig einer breiten und umfassenden Betrachtung der verschiedenen Sektoren und ihrer Wechselwirkungen auf- und untereinander stellt, wird Antworten auf die Frage der Sicherheit und der Zukunftsfähig aller KRITIS-Sparten finden.
Interview im Frühjahr 2019 mit Dr. rer. nat. Hans-Walter Borries
Stellv. Vorstandsvorsitzender des BSKI e. V.