Bekämpfung von Vegetationsbränden verbessern

Wald, Wiese, Moor & Co. immer häufiger betroffen

Florian Muchow

Vegetationsbrände sind in Deutschland zwar nicht neu, doch sie spielten jahrzehntelang eine eher untergeordnete Rolle. Nicht zuletzt durch den Klimawandel hat sich das in den letzten Jahren dramatisch geändert; die Zahl der Waldbrände ist sprunghaft gestiegen. Das Problem dabei: Viele Feuerwehren und ihre Einsatzkräfte verfügen weder über ausreichendes Knowhow noch über die geeignete Ausstattung, um im Falle eines Falles schnell und richtig reagieren zu können. Deshalb ist rasch eine Aufklärungs- und Ausbildungskampagne geboten.

Seit einigen Jahren kann man die erhöhte Brandgefahr in deutschen Wäldern sogar mit bloßem Auge sehen. Zwischen dem satten Grün von Laub- und Mischwäldern stehen vielerorts große Flächen abgestorbener, ausgetrockneter oder bereits abgeholzter Nadelwälder. Hitze, Wassermangel und der Borkenkäfer haben vor allem Fichten den Garaus gemacht. Während ein intakter Wald nicht so einfach in Brand gerät, reicht bei den abgestorbenen Nadelwäldern ein Funke und alles steht im Nu lichterloh in Flammen.

Drei Fragen an Sean Micke, Vegetationsbrandexperte von @fire

  1. Warum kommt es in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer häufiger zu Vegetationsbränden?
    Sean Micke: Das ist größtenteils eine Folge des Klimawandels und der Erderwärmung. Deshalb können wir das Thema auch nicht als vorübergehendes Phänomen ansehen, sondern müssen uns darauf einstellen, dass es immer häufiger zum Alltag der Feuerwehren gehören wird.

  2. Wie können sich die Feuerwehren darauf einstellen?
    Sean Micke: Ich habe Feuerwehren auf der ganzen Welt besucht und sie bei großen Vegetationsbränden begleitet. Dabei ist mir klar geworden, dass wir in Deutschland noch ein großes Verbesserungspotenzial bei diesem Thema haben. Es geht dabei nicht nur um einzelne Ausrüstungsgegenstände oder ein paar zusätzliche Informationen. Wir müssen das Thema viel mehr strategisch in den Fokus rücken, es zum selbstverständlichen Ausbildungsinhalt machen und auch die Ausstattung der Einsatzfahrzeuge und -kräfte entsprechend anpassen. Darüber hinaus brauchen wir eine übergeordnete Institution, die das Thema betreut und koordiniert.

  3. Welche Maßnahmen können Feuerwehren denn jetzt schon ganz konkret ergreifen?
    Sean Micke: Der erste Schritt besteht darin, ein Bewusstsein über die Komplexität, die Aktualität sowie die Dynamik der Vegetationsbrandbekämpfung zu entwickeln. Wir von @fire haben auf unserer Internetseite https://at-fire.de zwei kostenlose Informationsbroschüren zur Waldbrandbekämpfung zum Download zur Verfügung gestellt. Die Ausbildung von Kameraden vor Ort, die wir gerne auf Wunsch anbieten, hat sich zudem als äußerst geeignet erwiesen, um ein effizientes und vor allem sicheres Handeln im Einsatz zu gewährleisten.

    Die erhöhte Waldbrandgefahr spiegelt sich auch in den Statistiken wider. In den Jahren 1993 bis 2018 verzeichnete das Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Durchschnitt 1.016 Waldbrände pro Jahr in Deutschland. 2019 waren es 1.523 (+ 50 Prozent) und im vergangenen Jahr 1.360 (+ 34 Prozent). Experten zufolge (s. Interview) sind das keine statistischen Ausreißer. Die Zunahme der Vegetationsbrände hat vielmehr menschengemachte Ursachen und wird sich demnach in den nächsten Jahren fortsetzen. Umso wichtiger ist es, diesem Thema mehr Beachtung zu schenken, und zwar sowohl in der Ausbildung als auch bei der Ausrüstung.

Schnelle Reaktionszeit ist die wichtigste Maßnahme

Die Herausforderung für viele Feuerwehren ist jedoch, dass sie die Bedeutung des Themas zwar erkennen, es aber noch zu wenig Informationsmöglichkeiten darüber gibt. Welche Ausstattung sollte auf einem Einsatzfahrzeug mindestens vorhanden sein, um einen Erstangriff bei einem Waldbrand durchführen zu können? Wie kann man auch in unwegsamem Gelände, das man mit gewöhnlichen Einsatzfahrzeugen nicht mehr befahren kann, wirksam löschen? „Uns erreichen immer mehr Anfragen von Feuerwehren aus ganz Deutschland, die sich gerne angemessen für Vegetationsbrände ausstatten würden, aber nicht genau wissen, was sie dafür benötigen“, berichtet Klaus Trusheim, der den Bereich Feuerwehr und Katastrophenschutz beim Systemlieferanten Dönges leitet.

Das A und O jeder Waldbrandbekämpfung ist das Tempo. Je früher ein Waldbrand erkannt wird, desto leichter lässt er sich löschen. Mit zunehmender Dauer steigt der Aufwand exponentiell an. Deshalb sollte auf einem Einsatzfahrzeug eine minimale Ausstattung zur Vegetationsbrandbekämpfung verladen sein (s. Kasten), sodass zwei Einsatzkräfte stets in der Lage sind, schnell eingreifen zu können. Insbesondere in der ersten Phase eines Waldbrands, dem sogenannten Boden- oder Lauffeuer, kann oftmals schon mit diesen einfachen Werkzeugen und Hilfsmitteln Schlimmeres verhindert werden. Wichtig dabei ist, dass die Einsatzkräfte einerseits gut ausgestattet sind, andererseits aber noch beweglich genug bleiben, um auch in schwierigem Gelände gut voranzukommen.

Minimale Ausstattung zur Waldbrandbekämpfung

  • 2 Löschrucksäcke
  • 2 Gesichtsschutzmasken
  • 2 Waldbrandpatschen
  • 2 Vallfirest Waldbrand-Werkzeuge Gorgui V2
Set der minimalen Ausstattung zur Waldbrandbekämpfung.
Set der minimalen Ausstattung zur Waldbrandbekämpfung.
Quelle: Dönges GmbH & Co. KG

Logistik für den Löscheinsatz im Wald optimieren

Hat sich das Bodenfeuer bereits großflächig ausgebreitet oder ist sogar schon in die zweite Stufe, das Kronen- oder Wipfelfeuer übergegangen, benötigen die Einsatzkräfte zusätzliches Material. Für eine solche Phase lassen sich keine einfachen beziehungsweise pauschalen Tipps mehr geben, weil dann die Situation vor Ort von erfahrenen Feuerwehrleuten beurteilt werden muss, die die erforderlichen Maßnahmen einleiten. Die dafür notwendigen Hilfsmittel und Werkzeuge sind, abgesehen von der Kettensäge, meistens nicht mehr auf den Einsatzfahrzeugen verladen. „Die logistische Herausforderung ist, dass alles, was für die Waldbrandbekämpfung benötigt wird, in der Feuerwache vorhanden und bei Bedarf schnell einsatzbereit sein muss“, erläutert Klaus Trusheim.

Im Wesentlichen ergeben sich in dieser Phase eines Vegetationsbrands drei Aufgaben: die Bergung verletzter oder vom Feuer eingeschlossener Personen, das Schlagen von Brandschneisen sowie die Bekämpfung des Feuers mit Wasser. Die besondere Herausforderung dabei ist immer, dass das Gelände unwegsam ist und jegliche Infrastruktur für die Versorgung mit Wasser und Energie fehlt. Neben der richtigen Ausrüstung sind deshalb vor allem Erfahrung und Improvisationstalent gefragt.

Kamerad Roboter für mehr Effizienz und Sicherheit

Zum Anlegen von Brandschneisen eignen sich Motorsägen sehr gut. Sie sind inzwischen nicht mehr nur mit Benzin-, sondern auch mit Elektromotor, der von Akkus versorgt wird, erhältlich. Sehr viel sicherer für die Einsatzkräfte ist allerdings der Einsatz eines ferngesteuerten Roboters wie den Dronster von Vallfirest. Durch seinen Raupenantrieb meistert er auch unebenes Gelände mühelos und schneidet zum Beispiel Brandschneisen mit konstanter Geschwindigkeit und hoher Effektivität, sodass sich die Leistung des Einsatzteams deutlich verbessert.

Für den Angriff des Feuers mit Wasser stehen zahlreiche Optionen wie zum Beispiel der bereits erwähnte Löschrucksack zur Verfügung. Für größere Feuer sind kleine Pumpen, die an Bächen oder in Seen installiert werden können, und die dazu notwendigen Schlauchsysteme hilfreich. Bewährt hat sich auch die Skid Unit, ein in sich geschlossenes Brandbekämpfungsgerät mit Wassertank, Pumpe und Schlauchhaspel, das auf vielen gängigen Fahrzeugplattformen montiert werden kann, unter anderem auch auf dem ARGO 8x8.

Kletterretter: Der ARGO 8x8 ist auch dort noch mobil, wo andere Fahrzeuge...
Kletterretter: Der ARGO 8x8 ist auch dort noch mobil, wo andere Fahrzeuge längst aufgeben müssen
Quelle: © Dönges GmbH & Co. KG

Einzigartig geländegängiges Fahrzeug

Dieses allradgetriebene Fahrzeug mit acht Rädern ist aufgrund seiner Bauart besonders geländegängig. Der ARGO 8x8 ist selbst dort noch mobil, wo andere Fahrzeuge längst nicht mehr weiterkommen. So erreichen die Einsatzkräfte nicht nur deutlich schneller die Einsatzstelle als zu Fuß, sie können auch mehr Material oder Löschmittel transportieren. Sogar die Bergung verletzter Personen und das Befahren von Gewässern ist mit dem ARGO 8x8 möglich. Seine besondere Geländegängig- und Vielseitigkeit machen den ARGO 8x8 bei vielen (Lösch-)Einsätzen im Wald unverzichtbar, auch und gerade in abgestorbenen Nadelholwäldern mit vielen umgestürzten Bäumen. 


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