Bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden handelt es sich im Regelfall um einen Einsatz zum Erhalt der Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion von Wäldern, Busch- beziehungsweise Heideflächen oder landwirtschaftlichen Nutzflächen. Vor allem der Wald dient als Trinkwasserreservoir, Sauerstofflieferant, CO2-Verbraucher, als Holzlieferant, Extremminderer (Starkregen, Hochwasserschutz, Hitze, Sturm, Lärm etc.) und nicht zuletzt als (Nah-) Erholungsraum der Industriegesellschaft. Nachfolgend ein Auszug aus der Fachempfehlung zur Vegetationsbrandbekämpfung des DFV: https://www.feuerwehrverband.de/fachempfehlung-vegetationsbrand-aktualisiert/
Das Ziel muss sein, einen Brand so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Dabei ist ein sicherer und effektiver Einsatz aller Kräfte und Mittel unbedingt zu beachten. Um sich bei ausgedehnten Vegetationsbränden besser orientieren zu können und insbesondere mit eingesetzten Luftfahrzeugen eindeutig kommunizieren zu können, müssen Standards definiert werden. Diese beginnen in der Abstimmung eines einheitlichen Karten- beziehungsweise Koordinatensystems (Feuerwehren verwenden bisher in der Regel UTM-Koordinaten, Luftfahrzeuge dagegen meist GPS-Daten nach dem WGS-84-System). Ist kein einheitliches System möglich, muss jeweils mit übermittelt werden, in welchem „Kartendatum“ die Ortskoordinaten angegeben werden, damit jede Einheit diese gegebenenfalls umrechnen kann.
Bei Vegetationsbränden wird dazu noch zwischen Feuer im Bereich des Bodens (tiefgehende Erd- beziehungsweise Humus-, oberflächige Boden-, Busch- und Stammbrände) und Feuer in den Bäumen (Vollbrand, Kronenbrand) unterschieden. Die Art des Brandes und seine weitere Entwicklung hängen dabei von der Vegetation (Bestandverhältnissen, Bestockungsgraden, Baumarten, Altersklassen), den topographischen Geländeverhältnissen und den meteorologischen Verhältnissen (Temperatur, Windrichtung und -stärke sowie der Niederschlagsbilanz und damit auch der Luftfeuchtigkeit) ab.
Einfluss des Geländes und des Untergrundes
Auch wenn die Gebiete mit hoher Waldbrandgefährdung sich in den deutschen Tieflandebenen (zum Beispiel Lüneburger Heide, Brandenburg etc.) befinden, können Brände in hügeliger oder bergiger Umgebung eine besondere Gefahr darstellen. So breiten sich Brände im bergigen Relief aufgrund der Wärmestrahlung, der Thermik und gegebenenfalls dem Aufwind hangaufwärts besonders schnell aus, daher ist ein Löschangriff oder das Legen von Auffanglinien oberhalb von Feuersäumen äußerst kritisch. Häufig wird die Brandausbreitungsgeschwindigkeit deutlich unterschätzt. Dazu kommen noch die Absturzgefahr sowie die Gefahr von sich lösenden Steinen oder Baumstämmen im bergigen Gebiet.
Brände in ausgetrockneten oder ehemaligen Moorgebieten (Heide) können an der meist ebenen Oberfläche windgetrieben sehr schnell verlaufen. Das Feuer kann sich in die brennbaren Bodenschichten hinein entwickeln. In der Folge kann es zum Umkippen von Bäumen ohne erkennbare Vorwarnung oder Einbrechen (Absacken) von Fahrzeugen und Personen in durchgebrannte Bodenschichten kommen. Um die Sicherheit und die Gesundheit der Einsatzkräfte nicht zu gefährden, ist daher der Einfluss des Geländes und des Untergrundes bei der Planung und Durchführung der Einsatzmaßnahmen zu beachten (siehe hierzu auch §15 (1) der DGUV Vorschrift 49).
Taktische Prioritäten
Im Gegensatz zur Bekämpfung von Gebäudebränden liegt die erste Priorität bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden in der schnellstmöglichen Eingrenzung des Brandherdes. Ein komplettes sofortiges Ablöschen der gesamten Fläche ist in den seltensten Fällen möglich und zunächst einsatztaktisch auch nicht von oberster Priorität. Die Eingrenzung des Brandes sollte nur bei kontrollierbaren Bränden mit der Bekämpfung der Feuerfront und dem Sichern der Flanken beginnen, sofern dies wegen der Brandintensität ohne Eigengefährdung möglich ist. Bei größeren und dynamisch verlaufenden Vegetationsbränden ist grundsätzlich wie folgt vorzugehen:
- Festlegen und Sichern eines oder mehrerer Ankerpunkte (zum Beispiel je einen auf jeder Flanke).
- Von dort Vortragen des Löschangriffs über beide Flanken.
- Umfassender Löschangriff über die Flanke, Eindämmen der Front über die Schulter und
- Umfassende Löscharbeiten über die gesamte Außenlinie.
Ist das nicht möglich, muss an einer taktischen günstigen Stelle (günstig bezüglich der Vegetation und Gelände als natürliche Halte- beziehungsweise Auffanglinie) versucht werden, die Feuerfront anzuhalten. Der Schutz von Objekten (Gebäude, Industrieanlagen, wichtige Infrastruktureinrichtungen wie Strom- und Gasleitungen) hat in der Regel Vorrang vor dem Schutz von Vegetationsflächen. Dabei ist die Brandentwicklung, die eigenen Möglichkeiten der Bekämpfung in Bezug auf die Taktik, aber auch ein sicherer Rückzug zu beachten.
Einsatz von Löschfahrzeugen
Insbesondere in der frühen Phase von Wald- und Flächenbränden gilt, dass mit dem vorhandenen und knappen Gut Löschwasser äußerst effizient umgegangen werden muss. Wenn das Löschmittel Wasser mit einer unnötig hohen Applikationsrate ausgegeben wird, ist der Löschwasservorrat zu schnell aufgebraucht. Insbesondere der Einsatz von Wasserwerfern ist daher kritisch zu prüfen.
Für das Ablöschen von Bodenfeuern, die den Hauptanteil der Waldbrände in Deutschland darstellen, kann eine Vornahme von C- und D-Rohren durchaus ausreichen (grundsätzlich Sprühstrahl). Dies gilt insbesondere auch aus Gründen der „Manövrierbarkeit“ der Leitungen im Gelände und den in den Schläuchen enthaltenen Wassermengen (C 15/42 etwa 21 Liter). Mit Wasser aus Strahlrohren sollen nur Brandabschnitte mit offenen Flammen und einer intensiven Flammenentwicklung bekämpft werden. Ein komplettes Ab- und Nachlöschen des Feuersaumes und erst recht der gesamten betroffenen Brandfläche wird erst in einem späteren Schritt mit weiteren Löschfahrzeugen oder Löschmannschaften möglich sein.
Beim Überfahren von Feuersäumen können Steuerungs- oder Versorgungsleitungen (zum Beispiel Druckluft, Kraftstoff oder Hydraulik) des Fahrzeuges beschädigt werden und das Fahrzeug somit auf dem Feuersaum stehen bleiben. Für eine solche Art der Brandbekämpfung muss das Fahrzeug daher technisch besonders ausgelegt sein. Derartige Fahrzeuge sind bisher in Deutschland nur wenige vorhanden (zum Beispiel in Brandenburg oder bei der Bundeswehrfeuerwehr). Man sollte bis zur abweichenden sicheren Erkenntnis davon ausgehen, dass die (Lösch-) Fahrzeuge ungeschützt gegen Flammeneinwirkung sind. Gleiches gilt für den Schutz des Luftfilters des Fahrzeugmotors vor der Entzündung durch Funkenflug. Sofern man einen Brand von hinten mit dem Wind, das heißt von der verbrannten Seite her bekämpft, muss vor dem eigentlichen Löscheinsatz erst der (Auf-) Stellplatz des Fahrzeuges abgelöscht werden. Wenn keine sichere Wendemöglichkeit in einem Waldweg oder einer Gebäudezufahrt vorhanden ist oder im Zuge des Einsatzes direkt mit geschaffen werden kann, muss rückwärts eingefahren werden, um notfalls einen schnellen Rückzug (Eigensicherung) anzutreten.
Speziell für die bodengebundene Waldbrandbekämpfung ausgerichtete Tanklöschfahrzeuge müssen Löschwasser dosiert während der Fahrt abgeben können („Pump and Roll“) und geländegängig ausgeführt sein. Außerdem müssen sie, zumindest künftig, mit einem entsprechenden mechanischen und thermischen Schutz der Leitungen sowie einem Schutz des Luftfilters gegen Entzündung durch Funkenflug ausgestattet sein. Kleine wendige Tanklöschfahrzeuge oder speziell entwickelte Waldbrandtanklöschfahrzeuge sollten als Angriffsfahrzeuge, große und schwere Tanklöschfahrzeuge als Zubringerfahrzeuge genutzt werden. Ein Wasserübergabepunkt mit entsprechender Pufferkapazität ist festzulegen.
Die Waldbrandbekämpfung in sehr schwierigem Gelände, zum Beispiel an Steilhängen im Gebirge mit Drehflüglern ist zwar eine grundsätzlich mögliche Option, dafür aber sehr anspruchsvoll. Diese Arbeit birgt zusätzliche Gefahren aufgrund von schlecht erkennbaren Hindernissen (zum Beispiel Seilbahnen) und Wetterverhältnissen (Fallwinde, Thermik, Trichtereffekte). Daher sind dafür noch erfahrenere und speziell im Gebirge ausgebildete Piloten erforderlich. In sonst schweren oder unzugänglichen Bereichen ist es möglich, mit Hubschraubern auch den Transport von Außenlasten und Personal durchzuführen. Hierzu müssen die einschlägigen Richtlinien für den Transport von Lasten eingehalten werden.
Einsatz von Löschmannschaften am Boden
Durch den Einsatz von ausgebildeten Löschmannschaften, die unter anderem mit Rückenspritzen/Löschrucksäcken, Feuerpatschen und Schaufeln ausgestattet sind, können mit dem Wind Feuersäume mit Flammenlängen bis zu ein bis zwei Meter Höhe bekämpft werden. Ausrüstung und Taktik unterscheiden sich dabei zwischen den Einsatzszenarien Waldbrand und Feldbrand.
Im Wald können mittels Rückenspritzen/Löschrucksäcken und Sandwurf die Abschnitte mit besonders intensiver Flammenbildung am Boden abgelöscht werden. Verbleibendes Feuer und weniger intensiv brennende Feuersäume können mit Feuerpatschen und anderen geeigneten Handwerkzeugen bekämpft werden. Auf Feldern ist aufgrund der starken Durchwurzelungen des Bodens die Beschaffung von Sand in der Regel zu zeitraubend, der Einsatz von Rückenspritzen und Feuerpatschen ist hier am effektivsten.
Die Zusammenstellung der Arbeits- und Löschgeräte für Löschmannschaften hängt stark von den vorhandenen vegetativen Standortverhältnissen ab. Dazu gehören unter anderem Hacken (zum Beispiel sogenannte Feuerrechen oder Wiedehopfhacken) und Schaufeln („Bayrische Sandschaufeln“ sind für das Ausstechen von Erde und den gezielten Wurf geeignet und überall erhältlich, natürlich können auch andere ähnlich geformte Schaufeln oder „Waldbrandschaufeln“ verwendet werden).
Nicht so gut geeignet sind reine Sandschaufeln mit halbrundem oder vorn geradem Blatt, da mit diesen schon etwas festerer Boden mit etwas Graswurzeln nicht mehr gut durchstochen werden kann.) Der seit einigen Jahren genormte Zusatzbeladungssatz „J“ Waldbrand nach DIN 14800-18 liefert eine gute Basisausrüstung dafür. Er kann und soll regional entsprechend vorhandener Besonderheiten ergänzt werden, zum Beispiel um spezielle Hacken oder Äxte beziehungsweise mehr Schlauchmaterial mit tragbaren kleinen Motorpumpen. Vielerorts werden risikoabhängig Sondereinheiten zur Waldbrandbekämpfung aufgestellt und vorgehalten, so zum Beispiel Brandschutzeinheiten, Waldbrandbekämpfungszug (auch mit mobilen Verbindungsorganen [Krad]), Löschwasserförderzug (mit zum Beispiel KdoW/ELW 1, 2 x LF 20-KatS, SW 2000), Löschwassertransportzug (mit zum Beispiel KdoW, GTLF, TLF 4000, WLF mit AB Tank) etc.
Eine Ausstattung speziell für die Waldbrandbekämpfung in Abhängigkeit vom individuellen Risiko ist vorzusehen. Alternative Einsatzmittel wie beispielsweise Forst- und Rodungsfahrzeuge, Bau- und Landwirtschaftsmaschinen (Radlader, Pflüge, Fräsen, Güllefässer) sind in die Einsatzvorbereitung einzubeziehen. Eine Logistikeinheit mit der Möglichkeit der Kraftstoffversorgung vor Ort und zumindest feldmäßiger Reparaturen (zum Beispiel Reifenwechsel) gehört spätestens ab Verbandsstärke zu jeder Einheit.
Literatur beim Verfasser
Crisis Prevention 3/2020
Dr. Ulrich Cimolino
Branddirektor Feuerwehr Düsseldorf
Vorsitzender AK Waldbrand
Deutscher Feuerwehrverband
Tel.: 0211/89-20410
ulrich.cimolino@duesseldorf.de