Feuerwehrfahrzeuge – Tendenzen und Zukunft

Thomas Zawadke

Magirus

Grundlage für die Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen sollte immer ein Bedarfsplan sein. Bei Werkfeuerwehren (WF) sind neue Betriebsabläufe sowie bauliche Veränderungen auf dem Werkgelände ausschlaggebend für die Beschaffung neuer Technik. Bei kommunalen Feuerwehren sind es neu ausgewiesene Baugebiete und Verkehrswege, die zum Überdenken und Ergänzen des Fuhrparks führen.

Als taktische Forderung sollte immer angestrebt werden, dass der Fahrzeugpark vereinfacht, die Effizienz der erstausrückenden Einheit erhöht und eine Redundanz der wichtigsten Funktionen geschaffen werden sollte. Bei komplexen Produktionsanlagen sind es die hohen Ansprüche der werkinternen Sicherheitskonzepte, die zu besonderen Lösungen zwingen, wenn es darum geht eine Produktionsunterbrechung unter allen Umständen zu vermeiden. Mehr als bei kommunalen Feuerwehren gilt es, Mitarbeiter(innen) in ausgedehnten Produktionshallen mit erheblichen Eindringtiefen und teuren Produktionsanlagen und Gefahrenschwerpunkten zu schützen.

Anpassbare Fahrzeuge sind gefragt

Mittlerweile ist ein gewisser Trend zu erkennen, der nachfolgend an einigen Beispielen erläutert werden soll. Vor Jahren haben WF (als erste Evobus in Neu-Ulm) Löschfahrzeuge mit einem Laderaum am Heck mit einer Ladebordwand zur Aufnahme von Rollcontainer beschafft, wie sie bei Logistikfahrzeugen üblich sind. Sonderlöscheinrichtungen oder -geräte können so schnell getauscht und das Fahrzeug sofort wieder betriebsbereit gemacht werden. 

Diese Ausstattung kann somit auch unabhängig vom Fahrzeug an einer Einsatzstelle verbleiben und später durch ein Logistikfahrzeug zurückgeholt werden. Die langen Anmarschwege innerhalb der Werkhallen lassen sich so wesentlich personalsparender durchführen. Auch kommunale Feuerwehren haben dieses Prinzip übernommen und so findet man mittlerweile Rüstwagen und (Tank-)Löschfahrzeuge oder Logistikfahrzeuge mit Löschtechnik für die unterschiedlichsten Aufgaben. 

Im Falle nicht zeitkritischer Einsätze oder einfach nur zur Anpassung an neue Einsatzaufgaben können so weitere, lagerhaltige Rollcontainer getauscht werden. Auch der Transport eines Gasflaschenbergebehälters, Stromerzeuger oder Kompressor ist mit solchen Fahrzeugen möglich, ohne dafür ein eigenes Transportfahrzeug vorhalten zu müssen.

Das Aufbaukonzept lässt es außerdem zu, dass die Kabinen konsequent auf die Bedürfnisse (Trupp, Staffel, Gruppe) angepasst werden können. Die löschtechnische Ausstattung umfasst für diese Anwendungen im Wesentlichen eine Feuerlöschkreiselpumpe mit Schaumzumischsystem. Von einem einfachen geregelten Pumpenvormischer bis zur aufwändigen Druckzumischtechnik mit frei wählwaren Zumischraten individuell einstellbar auf allen Abgängen und/oder Dachwerfer ist alles möglich. Die Auslegung der Größe des Wasser- und/oder Schaumtanks ist letztendlich nur von der Aufbaugröße und Tragfähigkeit des Fahrgestells abhängig. 

Zur Sicherstellung der Schaummengen bei Großeinsätzen kann bei dieser Fahrzeuggestaltung kurzfristig anstelle der Rollcontainer im Heckladeraum dieser mit IBC-Behälter (2 x 1.000 l) beladen werden oder der Basistank wird durch eine Tankblase erweitert. So wird aus einem kompakten MLF ein leistungsfähiges kleines Tankfahrzeug zur Vegetationsbrandbekämpfung, wie z. B. die Fahrzeuge der Feuerwehr Obermaiselstein. 

SLF Einsatzfahrzeug mit Ladebordwand und Rollcontainer modifiziert
SLF mit Ladebordwand und Rollcontainer mit unterschiedlichen
Löschmodulen.
Quelle: Rosenbauer

Wassersparende Systeme haben Zukunft

Eine weitere Tendenz im Bereich der Industrielösch­fahrz­euge, sind Fahrzeuge, die in Kombination mit fest installierten Löschanlagen betrieben werden können. Dabei kommt zum Tragen, dass alte Löschsysteme, wie z. B. Sprinkleranlagen oder automatische CO²-Löschsysteme zunehmend durch Water-Mist-Systeme (Wassernebellöschanlagen) ersetzt werden. Auch bei der Nachrüstung alter Gebäude, die eventuell eine Nachrüstung einer Selbstlöschanlage erforderlich machen, aber aufgrund der Statik oder der räumlichen Verhältnisse dazu nicht geeignet sind, wird diese Form der Anlagen eingesetzt.

Davon abgesehen, dass die Wirkung deutlich effektiver und der Wasserschaden erheblich geringer ist, bieten diese Anlagen auch die Möglichkeit als trockene Systeme installiert zu werden, um dann im Fall eines Einsatzes durch ein Löschfahrzeug eingespeist zu werden. 

Die erforderlichen Wasservolumen sind dabei wesentlich geringer und die Investition bleibt aufgrund der einfachen Fahrzeugtechnik ebenfalls gering. Zudem kann so durch ein oder zwei Fahrzeuge eine Vielzahl von Anlagen beschickt werden und die Vorhaltung von einzelnen Druckpumpen, Löschwasserbehälter sowie eine anfällige Energieversorgung entfallen komplett und die bisher dafür erforderlichen Lagerräume können anderweitig genutzt werden.

Seit Jahren hat die WF der Sachtleben Chemie in Duisburg mit ihren Fahrzeugen sehr gute Erfahrungen. Ebenso verwenden mittlerweile andere WF in unterschiedlichen Größen und Leistungsklassen Fahrzeuge mit Wassernebeltechnik, die auch auf kompakten Kastenwagen der 3,5 t-Klasse aufgebaut werden können. Dabei ist die Kombination mit anderen Aufgaben innerhalb des Werkes, wie z. B. als Einsatzleitung, Mannschaftstransport, Vorauslösch-, Rettungsdienst- oder Kleineinsatzfahrzeug darstellbar und macht die Fahrzeuge sehr flexibel einsetzbar. Entscheidend ist bei allen Konzepten nur, dass möglichst eine weitere Löschkomponente als Redundanz zur Verfügung steht. Dies ist aufgrund der kompakten Bauweise aber leicht realisierbar. 

Die Wassernebel-Löschanlagen erlauben aufgrund der kompakten Bauweise vielfach, dass die Pumpe unterflur eingebaut wird und über den Nebenantrieb des Fahrzeugs per Knopfdruck zugeschaltet werden kann. Mit einer Leistung von ca. 35-38 l/min bei bis zu 100-140 bar am Strahlrohr kann das Löschwasser über einen 100 m HD-Schlauch auf einer Schnellangriffshaspel abgegeben werden, die im Bedarfsfalle noch durch eine, im Fahrzeug mitgeführte, Schlauchverlängerung von 40-60 m ergänzt werden kann. 

Zur wirksamen Wasservernebelung steht ein spezielles Hochdruck-Wassernebel-Strahlrohr für verschiedene Strahlarten zur Verfügung. Auch kommunale Feuerwehren nutzen diese Technik mittlerweile in (H)LF, an Drehleitern (DL) und in Gerätewagen. Aufgrund des geringen Wasserverbrauches reichen oft für den Ersteinsatz 100-200 l im Tank aus.

Zum Einspeisen in eine ortsfeste Anlage gibt es standardisierte Schnellkupplungen, die in einem Wandanschluss (ähnlich einem Wandhydranten) sogar auf verschiedene Löschkreise aufgeteilt werden können. Selbst für ausgedehnte Anlagen reicht die Gesamtleistung der HD-Pumpe mit 300-350 l/min völlig aus. 

Entsprechend der langjährigen Erfahrungen kann man davon ausgehen, dass die Löscheffizienz etwa dem 10-fachen einer Normaldrucklöschanlage entspricht.

Wassernebeltechnik zuenehmend verwendet von Löschfahrzeugen der Feuerwehr
Löschfahrzeug mit Wassernebeltechnik zur Einspeisung an einen Gebäudeanschluss. Die Haspel mit dem dünneren Schlauch ist als
Schnellangriff vorgesehen. Man beachte die einfache Bedienoberfläche
der Löschanlage.
Quelle: Callies Brandbekämpfungssysteme

Selbst eine Kombination mit einer herkömmlichen Feuerlöschkreiselpumpe in einem (H)LF ist möglich. Außerdem bietet diese Technik deutliche Vorteile in Verbindung mit Löschlanzen und kann auch für den Antrieb von wasserhydraulischen Geräten, wie z. B. Tauchpumpen, Betonkettensägen oder Kernbohrgeräten eingesetzt werden.

Kombinationsfahrzeuge auf dem Vormarsch

Seit vielen Jahren wird in Deutschland kontrovers diskutiert, was in anderen Ländern weit verbreitet ist. Die Kombination aus einem Löschfahrzeug mit einer DL oder Teleskopmastbühne (TMB). Es kommt einzig auf die Aufgabenstellung an. WF wie Bosch und Airbus verstehen diese Fahrzeuggattung (genannt HULF für Hubrettungs-Universal-Lösch-Fahrzeug) als Ersteinsatzfahrzeug und im Speziellen zur Verwendung im Außenangriff zur Brandbekämpfung bzw. als Basis zur technischen Hilfe. Auch bei kommunalen Feuerwehren sind mittlerweile HULF oder andere Kombinationen zwischen TMB und RW im Einsatz.

Häufig werden diese Fahrzeuge als Ersatz einer DL betrachtet. Sie sollten vielmehr als Ergänzung verstanden werden, um den zunehmenden Anforderungen bei Elementareinsätzen, insbesondere Sturmschäden oder den immer komplexeren Einsatzszenarien bei Gebäudebränden begegnen zu können. Wenn in einem Löschzug anstelle zwei (H)LF und einer DL eines der (H)LF durch ein HULF ersetzt wäre, könnte man im Außenangriff über das HULF beginnen, ohne die DL für eine notwendige Personenrettung zu blockieren. Andererseits ergeben sich im Falle flächendeckender Ereignisse mehr Einheiten zum schnellen Abarbeiten der zahlreichen Einsätze.

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass Kombinationsfahrzeuge auch in Deutschland als Ergänzung oder als Ersatz von Löschfahrzeugen beschafft werden. Die DL wird dabei immer als Fahrzeug für die Massenevakuierung vorgehalten werden müssen.  

Auf der Fachmesse Interschutz in Hannover dieses Jahr werden wir sicher wieder interessante Lösungsansätze finden. 

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