11.10.2024 •

Krisenfest vernetzt: Wie das Forschungsprojekt KriKom-LK-MEI den Katastrophenschutz unterstützt

Ronald Voigt, Thomas Leitert, Sidonie Hänsch

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt KriKom-LK-MEI im Programm Forschung für die zivile Sicherheit (Sifo). Das Projekt widmet sich der Entwicklung einer robusten Infrastruktur für die Kommunikation in Krisen auf Landkreisebene.

Stadt Meißen
Stadt Meißen
Quelle: Sidonie Hänsch

Was passiert, wenn die Telekommunikation nicht mehr funktioniert, wenn Notrufe und Alarme nicht mehr ankommen? Um dieser Frage entgegenzuwirken, entwickelt das Ver- bundprojekt KriKom-LK-MEI ein autarkes, portables KrisenKommunikationssystem. DerLandkreis Meißen dient dabei als Modellregion.

Das Ziel: Auf Krisen und Katastrophen in Zukunft besser vorbe- reitet zu sein.Katastrophenschutz ist Ländersache. Das zeigt sich unter anderem in 16 länderspezifischen Katastrophenschutzgesetzen. Die operative Umsetzung erfolgt durch die unteren Katastrophenschutzbehörden, häufig auf Landkreisebene. Eine ausfallsichere Krisen- Kommunikationsinfrastruktur ist dabei unverzichtbar.Die Sicherheitsarchitektur in Deutschland hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Die Umstellung der Telekommunikationsinfrastruktur von analog und ISDN auf Next-Generation-Network mit All-IP sowie die neuen Gesetze zur Neuregelung des Post- und Kommunikationssicherstellungsgesetzes stellen besondere Herausforderungen dar. Diese Änderungen treffen besonders die Katastrophenschutzakteure, BOS, Hilfsorganisati- onen und KRITIS-Betreiber. Bei Infrastrukturstörungen, wie Stromausfällen, kann die technische Kommunikation schnell massiv beeinträchtigt werden oder vollständig zusammenbrechen.

Doch in Krisen und Katastrophen entscheidet verlässliche Kommunikation über Leben und Tod. Ob im Katastrophenschutz, in der Verwaltung, bei BOS-Akteuren oder im Austausch mit der Bevölkerung: Funktionierende Kommunikation ist unerlässlich. Sie verhindert unnötige Belastungen und Schäden und ermöglicht es Krisenstäben, vor die Lage zu kommen.

Unabhängig von der Gefahrenlage – ob Erdbeben, Flut, Pandemie, Flugzeugunglück oder Sabotage – muss die Kommunikation in allen Situationen funktionieren, um die Lage zu bewältigen und die Resilienz der Bevölkerung zu steigern. 

Krisen- und Katastrophensituationen machen nicht an Landes- und Sektorengrenzen halt. Ein Unwetter mit Starkregen stört nicht nur die Verkehrsinfrastruktur oder lässt Keller in einem Landkreis oder Bundesland volllaufen. Es kann auch zu Stromausfällen kommen, die Notruf, Mobilfunk und Festnetztelefonie zusammenbrechen lassen. Störungen in einem Sektor führen zu Störungen in anderen Sektoren und verursachen Kaskadeneffekte. KrisenKommunikationssysteme müssen daher multidirektional, datensicher, verlässlich und ausfallsicher sein und alle krisenrelevanten Behörden und Organisationen in Extremsituationen verbinden. Diese werden im Verbund- Projekt KriKom-LK-MEI entwickelt und aufgebaut.

Die KomRe AG (Experte für KrisenKommunikation), die Hochschule h2 Magdeburg-Stendal, das Hasso-Plattner-Institut, die Hörmann Warnsysteme GmbH und die snafu GmbH sind zusammen mit dem Amt für Brand- und Katstrophenschutz des Landkreises Meißen Projektpartner. Gemeinsam entwickeln sie ein integriertes, autarkes und ausfallgeschütztes KrisenKommunikationssystem für Akteure des Katastrophenschutzes, den BOS, KRITIS und der Bevölkerung.

Die Basis für dieses KriKom-System ist ein Netz von KriKom- Koffern, die eine portable KrisenKommunikationslösung darstel- len. Diese Koffer sind über Funk miteinander und mit einem Leitstand verbunden und ermöglichen so autarke und krisensichere Kommunikation. Derzeit sind bereits 28 KriKom-Koffer in der Modelregion des Projektes, dem Landkreis Meißen verteilt und werden regelmäßig getestet. Sie stehen in Bürgerämtern, Feuer- wachen und Störfallbetrieben und bilden das Rückgrat der Kom- munikation zwischen den relevanten Akteuren des Katastrophen- schutzes im Landkreis Meißen. Dieses Netz wird kontinuierlich ausgebaut. Neben regelmäßigen Probealarmen aller KriKom-Koffer werden auch Feldtests durchgeführt. Der erste große Feldtest findet mit einem Fokus auf die horizontale und vertikale Vernetzung von Krisenstäben statt. Neben dem Landkreis Meißen, den Städten und Gemeinden sollen die Nachbarlandkreise Bautzen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, aber auch die Rettungsleitstelle, die sächsische Landesregierung, die Bundeswehr sowie die Polizei verbunden werden.

Das Projekt umfasst die Entwicklung und Einführung verschiede- ner Lösungen in der KrisenKommunikation Dazu gehören digitale Informations-Boards, KriKom-Pager, Notruf-Tableaus, Notrufknöpfe, multifunktionale Sirenenstandorte und modulare Systeme zur Energieversorgung. Diese Geräte sollen sicherstellen, dass auch bei Blackout und Energiemangellagen, die mit weitreichenden Ausfällen der üblichen Kommunikationsstrukturen einhergehen können, eine zuverlässige KrisenKommunikation und damit die Handlungs- und Krisenbewältigungsfähigkeit aller Beteiligten, einschließlich der Bevölkerung, gewährleistet werden kann. 

Jedes neue Gerät wird entwickelt oder angepasst und in Labor- und Feldtests überprüft. Abschließend wird das gesamte KriKom-System vollumfänglich in großen Feldtests überprüft. Dazu werden die Bevölkerung, Akteure des Katastrophenschutzes, Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, Kritische Infrastrukturen und Störfallbetriebe aktiv eingebunden.

Die Projektpartner bringen innerhalb dieses Entwicklungs- und Aufbauprozesses ihre umfassende, interdisziplinäre und tiefgreifende Expertise ein und arbeiten in einem kooperativen und intensiven Austausch miteinander. Die Zusammenarbeit ist geprägt von einem hohen Maß an Engagement und gemeinsamen Zielen: die Entwicklung innovativer Lösungen im Bereich der KrisenKommunikation.

Zahlreiche Projektbeteiligte aus verschiedenen Bereichen und Regionen Deutschlands wirken in diesem Vorhaben mit. Dazu zählen Anwender aus der Praxis, renommierte Forschungseinrichtungen, erfahrene Hersteller sowie Systemintegratoren, die alle ihre spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen. Sie arbeiten Hand in Hand, um sicherzustellen, dass im Katastrophenfall eine reibungslose und verlässliche Kommunikation gewährleistet wird, die entscheidend dazu beiträgt, Menschenleben zu retten und Sachwerte zu schützen. Diese Zusammenarbeit ist von zentraler Bedeutung, um den Katastrophenschutz in Deutschland zu unterstützen und die Resilienz der Bevölkerung nachhaltig zu stärken.

Im Rahmen der vielfältigen Anwendungsszenarien und den geplanten, umfangreichen Demonstrationen wird ein weitreichendes Netzwerk institutioneller Anwender des KrisenKommunikationssystems als assoziierte Partner etabliert. Dieses Netzwerk ist auch entscheidend für den Erfolg des Projekts, da es die enge Verzahnung von Theorie und Praxis ermöglicht. Die assoziierten Partner werden aktiv in die verschiedenen Phasen des Projekts eingebunden. Durch ihre Beteiligung kann sichergestellt werden, dass die entwickelten Lösungen nicht nur theoretisch fundiert, sondern auch in der Praxis anwendbar und benutzerfreundlich sind. Darüber hinaus fungieren diese Partner als wichtige Multiplikatoren in der Bevölkerung, indem sie die gewonnenen Erkenntnisse weiterverbreiten und so dazu beitragen, die Akzeptanz und das Verständnis für die neuen Technologien in der Gesellschaft zu fördern. Durch diese integrative Herangehensweise wird nicht nur die Praxistauglichkeit der Projektergebnisse kontinuierlich überprüft, sondern auch eine breite Akzeptanz und nachhaltige Implementierung in der Gesellschaft erreicht.

Hinzu kommt noch ein Netzwerk für den kommunalen Katastrophenschutz, das aufgebaut, implementiert und verstetigt werden soll. Als Inputgeber und Multiplikatoren-Netzwerk wird dieses aus Mitarbeitenden und Interessierten des Katastrophenschutzes und der unteren Katastrophenschutzbehörden bestehen.


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