In den Krimis, die wir alle ab und zu schauen, ist es kein Problem, Verdächtige per Videoüberwachung zu finden, zu überwachen oder abzuhören. Ist das reine Fantasie oder kommt es der Wirklichkeit schon sehr nahe?
Katharina Geutebrück ist sicher eine der besten Adressen in Deutschland, wenn man darüber oder über irgendwelche Phänomene mehr erfahren will, die im weitesten Sinne mit Videoüberwachung zu tun haben. Sie ist die Geschäftsführerin der Geutebrück GmbH in Windhagen/Westerwald, eine der führenden deutschen Firmen auf dem Gebiet Videolösungen. Die studierte Diplom-Wirtschaftsingenieurin der Elektrotechnik leitet das Familienunternehmen zusammen mit ihrem Mann Christoph Hoffmann. Die vorgehaltene Bandbreite von Produkten und Dienstleistungen ist enorm. Wer Schutz vor Vandalismus oder Diebstahl sucht, wer Sabotage oder Betrug zu fürchten hat, das Betriebsgelände effizient sichern möchte, oder Prozesse visualisieren und optimieren möchte, z. B. in der Logistik, bekommt hier maßgeschneiderte, auf Video basierende Lösungen.
Was ist nun heute technisch möglich? Die Frage sprengt den Rahmen – auf jeden Fall scheinen der Technik kaum noch Grenzen gesetzt. Wenn es Grenzen gibt, liegen sie eher im Bereich der Gesetze oder der Finanzen. Rein technisch nähern wir uns – bei immer rasanterer Entwicklung der IT – tatsächlich Szenarien, die an Science Fiction erinnern. Allein das Auflösungsvermögen von aktuellen Kameras übertrifft die Qualität moderner Fernsehgeräte mühelos um das Doppelte. Dass die technischen Möglichkeiten heute selten bis nie 1:1 umgesetzt werden, liegt vor allem an mangelnder Wirtschaftlichkeit oder daran, dass es schlicht und einfach verboten ist – jedenfalls hierzulande…
Da kommt dann doch die Frage auf: Warum sind die auf Fahndungsbildmaterial gezeigten Täterfotos oft so schlecht, dass kaum etwas zu erkennen ist? Für Katharina Geutebrück steht dabei fest: „Sehr viele Anlagen sind einfach zu alt. Für eine wirksame Modernisierung ist es nicht damit getan, leistungsfähigere Kameras einzubauen. Ohne eine adäquate Verkabelung hält sich der Qualitätszuwachs in Grenzen, und es kostet richtig Geld, wenn viele Meter Kabel oft noch unter Putz erneuert werden. Dazu kommen häufig Fehler schon bei der Projektierung, beim Einbau, bei der Installation und Inbetriebnahme, oder die Anlage wird nicht kompetent gewartet.“
Ein weiteres Problem der Branche besteht darin, dass es an Planern und Beratern mangelt, die sich auf dem aktuellen Niveau der technischen Möglichkeiten befinden. Das ist kein Wunder: Die Technik und der Markt dafür explodieren geradezu, entsprechende Ausbildungs- oder Studiengänge, um sie adäquat zu projektieren, zu implementieren und später zu warten, existieren faktisch nicht.
Die Schere zwischen Technik und kompetenter Anwendung scheint sich immer weiter zu öffnen. Überrollt die Technik den Menschen? „Ein Stück weit schon“, sagt die Geschäftsführerin. „Die Technik ist unglaublich komplex geworden. Man muss dafür klassische IT-Netzwerk-Technik beherrschen ebenso wie Betriebssysteme kennen. Wenn das System wie häufig mit Fernzugriff ausgestattet ist, dann muss der Experte auch Kenntnisse über Firewalls haben, damit die Systeme sicher sind, außerdem sollte er private Netzwerke einrichten können. Ohne Know-how über Optik, Aufnahmesituationen, Licht und Beleuchtung, Kameratechnik, Videoanalyse, Speichertechnik, Internetsicherheit, Virenabwehr geht es aber auch nicht.“
Es gibt keinen Beruf, der das alles abdeckt, weil die Technik sich so rasant weiterentwickelt. Zwar existieren zahlreiche Schulungen und Zertifizierungslehrgänge, aber der potentielle Fortbildungsbedarf ist schon rein zeitlich kaum zu schaffen. Die Geutebrück GmbH verfügt über eine eigene Akademie im Haus, wo die Mitarbeiter und auch Techniker von Unternehmenspartnern und Vertriebsmitarbeiter intern permanent aus- und weitergebildet werden. Der Aufwand ist beträchtlich.
Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich da?
Vom Grundprinzip her ist die Situation weltweit durchaus vergleichbar, da der Zugriff auf die notwendige Technologie jedem offensteht. Unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen und die Mentalität. Die USA gelten entgegen weitverbreiteter Annahmen als sehr konservativ. Auch Großbritannien – bekannt als Hort der Videoüberwachung – hat seine Probleme, die in der relativ langen Zeit und weiten Verbreitung der videotechnischen Anwendungen begründet ist.
Großflächige Videoüberwachungssysteme gibt es nirgendwo länger als in UK. Die Vielzahl der teilweise jahrzehntealten Geräte erschwert eine Aktualisierung oder Erneuerung, macht sie enorm aufwändig. Englische Videotechnik ist aufgrund ihres Alters häufig analog, müsste zu erheblichen Teilen komplett ausgetauscht werden – letztlich eine Frage der Finanzierung.
Einfacher haben es da Staaten, die relativ spät in diese Technik investiert haben. Zum Beispiel die Länder des Baltikums gelten bei der Digitalisierung weltweit als führend. Hier wurden ähnlich wie in Südafrika von Anfang an aktuellste Lösungen installiert.
Geutebrück arbeitet global. Die Referenzliste ist sehenswert (http://www.geutebrueck.com/de_DE/referenzen-29393.html). Anwender sind heute gut beraten, ihre Anforderungen an Experten im Bereich Videoüberwachung mit allen angrenzenden Gebieten sehr hoch anzusetzen. Wer sich dabei auf die Experten aus dem Westerwald verlässt, wird nicht verlassen sein.
Value Imaging - Synergieeffekte für den Logistikbereich
Die Zusammenschau aller Daten wird in der Zukunft immer wichtiger. Prozessvideoanalyse in Wertschöpfungsketten eröffnet neue Möglichkeiten insbesondere für Unternehmen. Geutebrück nennt das Value Imaging. Gemeint ist, dass alle vorhandenen Videodaten genutzt werden, um Metadaten zu produzieren. Mittels Videoanalyse ergeben sich oft in der Zusammenschau neue Erkenntnisse.
Value Imaging kann überall da zum Einsatz kommen, wo Waren von A nach B transportiert werden, vom Gepäckband im Flughafen über die Kommissionierung im Industrieunternehmen bis hin zu klassischen Logistikprozessen. Videoinformationen dienen als Beleg in der Kommunikation mit dem Kunden, helfen bei der Klärung von Unregelmäßigkeiten sowie bei der Analyse und Optimierung der Prozesse und Warenflüsse. Durch verkürzte Ladezeiten, Nachweis von Fehlverladungen oder Einsparungen dank des Nachweises fremdverschuldeter Beschädigungen amortisiert sich Value Imaging oft in wenigen Monaten.
Im Idealfall werden Logistikprozesse direkt durch Videoüberwachung begleitet. Damit gelingt es, nicht erst im Nachhinein für Aufklärung von Unregelmäßigkeiten und Fehlern zu sorgen, sondern sie bereits während des Prozesses zu vermeiden. Bereits der Wareneingang birgt Gefahren, deshalb sollte jedes Detail im Bild festgehalten werden. Prozessbegleitend wird festgestellt:
In welchem Zustand kommt ein Paket an?
War die Sendung beschädigt, unvollständig oder zu leicht?
Wohin wurde sie gebracht und wo ist sie jetzt?
Gibt es Unregelmäßigkeiten bei der Weiterverarbeitung?
Wurde die Palette fehlgeleitet?
Wurde eine notwendige Kühlkette nicht eingehalten?
Die Eingabe der Sendungsdaten reicht aus, um Waren auf Zustand und Vollständigkeit zu prüfen und den gesamten Weiterverarbeitungsprozess zu optimieren. Value Imaging lässt sich sicher auch in anderen Bereichen bis hin zu Behördenanforderungen einsetzen.
Crisis Prevention 2/2017
Heinz Neumann