Coronapandemie im Rückblick: Seit 17 Monaten Herausforderungen meistern
Ende Juni fand das Fähigkeitstraining in der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit (ZMZ) für das Personal der Verbindungskommandos Sanitätsdienst Landeskommandos/Landesregierung sowie von Bezirks- und Kreisverbindungskommandos in Dresden statt. Mit entsprechend politischer Expertise tauschten sich die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen aus.
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben bei der Bewältigung von Hilfeleistungen im Innern benötigen die Reservistinnen und Reservisten umfangreiche Kenntnisse und Fähigkeiten. Um im Katastrophenfall die gegenseitige Zusammenarbeit und Unterstützung zu gewährleisten, wird hierzu eine gemeinsame Ausbildung durchgeführt.
Gleichzeitig werden die Teilnehmenden des Fähigkeitstrainings zu Verfahren im Einsatz und Neuerungen im Bereich Zivil-Militärische Zusammenarbeit informiert. Ein Schwerpunktthema der Weiterbildung, an der 40 Sanitätsstabsoffziere und Sanitätsfeldwebel aus dem gesamten Bundesgebiet teilnahmen, war der Erfahrungsaustausch zum Umgang mit dem Coronavirus und den damit verbundenen Herausforderungen.
Rückschlüsse aus der Corona-Pandemie ziehen
Der Beauftragte des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr für ZMZzivil-militärische Zusammenarbeit, Generalarzt Dr. Bruno Most, betonte, sich ganz bewusst für Sachsen als Tagungsort entschieden zu haben:
„Unsere Beratungs- und Amtshilfeleistungen in den letzten 17 Monaten waren besonders hier gefordert. Unsere Unterstützung werden wir aus unterschiedlichen Perspektiven rückblickend betrachten.“
So ließen sich Rückschlüsse ziehen und die gewonnenen Erkenntnisse auf zukünftige Beratungsleistungen anwenden. Dr. Stephan Koch, Leiter Abteilung 2 im Sächsischen Staatsministerium für Soziales, bedankte sich bei den Soldaten für ihren Einsatz. Er sei begeistert von den guten Strukturen und Vorbereitungen der Bundeswehr für ihre Einsätze in Gesundheitsämtern und Krankenhäusern.
„Ich weiß, dass die Gesundheitsämter besser aufgestellt sein müssten. Wir haben den Pandemieplan auf der Basis der Covid-Erkenntnisse erweitert“, so Dr. Koch.
Miteinander im Einsatz
Die Vizepräsidentin der Sächsischen Landesärztekammer, Dipl.-Med. Petra Albrecht, ergänzte:
„Die Gesundheitsämter waren sehr froh über zusätzliches Personal, das sich hervorragend integriert hat.“ Rückblickend betonte sie: „Wichtig ist, gleich zu Beginn einer Pandemie die Bundeswehr in die kommunalen Krisenstäbe einzubinden.“
Rüdiger Unger, Vorstandsvorsitzender DRKDeutsches Rotes Kreuz Landesverband Sachsen, fügte hinzu:
„Es ist hilfreich, wenn sich alle Beteiligten im Vorfeld schon kennen, um in Krisen dann richtig zusammenarbeiten zu können. Es ist ein Miteinander-Einsatz.“
Oberst Klaus Finck, Kommandeur Landeskommando Sachsen, betonte die Durchhaltefähigkeit aller Ebenen. Jeder Einsatz bedeute „Helfen – Bleiben – Exit“.
„Wir helfen, wo wir können. Wir bleiben, solange wir können und wir machen nicht das Licht aus“, so Finck.
Ohne die Reservisten hätten die Unterstützungsleistungen nicht gestemmt werden können. Generalarzt Dr. Bruno Most betonte neben dem Thema Subsidiarität auch das Vorgehen vor einem Einsatz:
„Wir haben uns immer erst ein Lagebild verschafft, Lösungsansätze erarbeitet und dann einzelne Pakete aufgestellt.“
Den Kurzvorträgen folgte eine Podiumsdiskussion.
Austausch zu aktuellen Entwicklungen
Bei der Ausbildungsveranstaltung steht der Austausch zu aktuellen Entwicklungen, wie die Corona-Krise, im Fokus. Oberstabsfeldwebel der Reserve Rudolf Paulus, Landeskommando Bayern, berichtete:
„Sehr viele Bilder und Situationen sind mir in Erinnerung geblieben, aber auch die Kameradschaft. Teilweise war es sehr stressig und auch belastend. Wir haben immer eine Lösung gesucht, die für alle Beteiligten gut war.“
Hauptfeldwebel der Reserve Mathias Prescher, zuständiger Sanitätsfeldwebel im Verbindungselement Sanitätsdienst Landesregierung Land Sachsen-Anhalt schätzt Austausch und Netzwerken:
„Den Input nutze ich für meine Arbeit. Ich war im Rahmen der Corona-Krise nicht im Einsatz, da ich zivil als Leitender Mitarbeiter im Rettungsdienst gebraucht wurde. Mit den Kameraden habe ich mich aber regelmäßig ausgetauscht, wie sie zum Beispiel mit gewissen Lageentwicklungen umgehen.“
Das Erlernte ausbauen
Oberstarzt der Reserve Dr. Arne Peter ist als gespiegelter Abteilungsleiter C (Management von Gesundheitseinrichtungen der Bundeswehr) im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr tätig und darüber hinaus Berater für Reservistenangelegenheiten im Zentralen Sanitätsdienst.
„Das ZMZ-Fähigkeitstraining ist einerseits eine Schulung und es bietet andererseits Gelegenheit, sich persönlich mit Kameraden auszutauschen. Ich möchte gerne informiert bleiben und meinen Teil dazu beitragen“, so Dr. Peter. Bezogen auf den Erfahrungsaustausch im Umgang mit der Corona-Krise betont er: „Aus meiner zivilen Sicht des Katastrophenschutzes war es eine Situation, mit der wir rechnen mussten und auf die wir uns hätten durchaus besser vorbereiten können. Es gab Hinweise, dass eine Pandemie irgendwann kommen würde.“
Für die Zukunft sei es wichtig, daran zu arbeiten, das Erlernte für eine nächste Pandemie auszubauen.
Sprachrohre des Sanitätsdienstes
Die Tagung dient dazu, Erkenntnisse zu sammeln und gemeinsam auszuwerten. Diese Informationen seien sehr wertvoll für die zukünftige Arbeit, betonte Generalarzt Dr. Most. Der Sanitätsdienst der Bundeswehr trägt die Verantwortung für die ZMZ mit dem Gesundheitswesen. Als Sprachrohre des Sanitätsdienstes ist es für die Reservisten auf Landesebene notwendig, immer auf aktuellem Stand zu sein. So kann in Krisensituationen kompetent zur sanitätsdienstlichen Unterstützung durch die Bundeswehr beraten werden. Das nächste Fähigkeitstraining der Verbindungskommandos Sanitätsdienst findet voraussichtlich im September 2021 statt.
Dr. Nadine Seumenicht
Sanitätsdienst der Bundeswehr