Ob auf der Autobahn, in der Innenstadt, in der Wohnung eines Notfallopfers oder bei einer Flutkatastrophe: Rettungskräfte müssen nicht nur schnell präsent, sondern sowohl für ihre eigene Sicherheit als auch für die der Beteiligten und Opfer ausgestattet sein. Eine Körperkamera leistet - bei allen möglichen zu bedenkenden Ängsten - wertvolle Hilfe.
Einsatzkräfte sind einem Risiko ausgesetzt, welches gefühlt wächst. Einer Umfrage vom DRK im Februar 2021 unter 425 Mitarbeitern von Rettungsdiensten zufolge waren rund 40 Prozent der Befragten von verbaler Gewalt betroffen, ein Drittel von verbaler und körperlicher Gewalt. 14,1 Prozent berichten allein von körperlichen Übergriffen. Jeder zweite Vorfall passiere in Innenstädten, viele in sozialen Brennpunkten und meist abends oder nachts. Häufig gingen die Angriffe laut Umfrage von den zu versorgenden Personen aus. Andere Studien dokumentieren zwar sinkende Zahlen, verweisen aber auf eine hohe Dunkelziffer.
Diese Zahlen verdeutlichen: Ersthelfer, Feuerwehr oder andere Rettungskräfte benötigen im Einsatz zusätzliche Sicherheit durch Hilfsmittel, über die sonst nur die Polizei verfügt. Am Körper getragene digitale Videokameras, die ihre Bilder über das mobile Internet an die Einsatzzentrale übertragen, können in mehrfacher Hinsicht für Sicherheit sorgen. Beim Druck auf einen Notfallknopf erhalten Einsatzleiter in Echtzeit einen Alarm, wenn eine Einsatzkraft Hilfe benötigt. Zugleich kann die Kamera den gesamten Einsatz filmen und übertragen.
Mit Recht hinsehen
Vor allem aber schaffen die aufgezeichneten Bilder im Nachhinein Rechtssicherheit für die Einsatzkräfte. Die Videos, die eine Kamera an ein Rechenzentrum oder einen zentralen PC schickt, lassen sich dort speichern und verwalten. Alle Videosequenzen sind mit einem Zeitstempel versehen und gegen Manipulationen geschützt. Damit eignen sie sich als Beweismittel. Aufnahmen von Übergriffen, bei denen ein berechtigtes Interesse der Rettungskräfte besteht, die Rechtmäßigkeit des eigenen Verhaltens bei eventuell folgenden Gerichtsverfahren zu beweisen oder falsche Anschuldigungen zu widerlegen, lassen sich unter den Vorgaben des Datenschutzes so lange wie nötig vorhalten.
Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte von Aufgenommenen und um die Vorgaben der DSGVO einhalten zu können, versehen die Einsatzleiter die aufzubewahrenden Videobeweise mit Vermerken. Nicht oder nicht mehr relevantes Bildmaterial lässt sich nach Ablauf einer festsetzbaren Frist löschen. Auf professionellen juristischen Rat sollte aber keine Organisation verzichten. Die Träger der Kamera und die Verwalter der Daten sind zu schulen. Denn zunächst ist etwa das Mitschneiden von Gesprächen, ohne dass der andere zustimmt, eine Straftat.
Unmittelbarer Überblick
Nicht weniger wichtig ist ein zweiter Vorteil: Durch eine fest am Körper angebrachte Kamera können Rettungskräfte flexibel ein Bild der Lage vor Ort an die Zentrale senden. Beim permanenten Übertragen von Live-Bildern haben sie beide Hände frei und arbeiten unbehindert weiter. Eine Fisheye-Linse erfasst das gesamte Geschehen durch eine umfangreiche Weitwinkelperspektive, woraufhin eine Software auf dem Bildschirm des Betrachters die Bilder wieder entzerrt.
Spezielle Übertragungsverfahren ermöglichen das schnelle Wiederabspielen der Videosequenzen, um die Lage zu beurteilen, während die weiteren Ereignisse sofort eingespielt werden. Die Zentrale kann sich dadurch ein hervorragendes Bild der Lage machen und den Einsatz besser koordinieren. Durch Zweiwegeton können sich Träger der Kamera und die Zentrale miteinander unterhalten.
Auch an anderen Einsatzfahrzeugen lassen sich Kameras anbringen. Bei Verlust des Signals während der Fahrt speichern die Kameras die Signale auf der Bridge am Fahrzeug ab. Diese sendet die Daten bei wiedergewonnener Verbindung an eine zentrale Cloud-Plattform. Dank der Zeitstempel werden dort die Videos mit den anderen Materialien synchronisiert.
Nicht nur die am Körper getragene Kamera ist leicht, sondern auch die dahinterstehende Technik. Organisationen können Cloud-Dienste buchen. Technische Experten richten dann die Geräte ein, bauen die Internetverbindung auf und warten die Kameras. Danach sendet das mobile Gerät über 4G-Netze drahtlos das Videomaterial schnell in die Einsatzzentrale. Im Notfall genügt 3G. Ein flächendeckender Empfang sollte in den meisten Fällen gegeben sein. Die Zentrale kann die Daten entweder auf ihren eigenen Rechnern oder in einem hochsicherem Cloud-Rechenzentrum mit dreifacher Redundanz abspeichern. Alle Daten lassen sich einfach teilen. Wer was wo gesehen hat, wird dabei protokolliert. Dies unterstützt das Einhalten der Regeln der DSGVO.
Fazit
Manche haben Bedenken gegen den Einsatz von Körperkameras. Aber Kritiker übersehen oft, dass diese Technologie allen Seiten – Einsatzkräften, Opfern und Passanten – eine hohe Einsatz- und Rechtssicherheit gibt. Ganz gleich, ob man selbst filmt oder gefilmt wird: Eine Körperkamera trägt dazu bei, das Verhalten des jeweils anderen und sich selbst zu kontrollieren. Ein Effekt, der oft präventiv wirkt und nicht zu leugnen ist – wahrscheinlich sogar, wenn die Kamera noch gar nicht eingeschaltet ist.
Crisis Prevention 3/2021
Rishi Lodhia
Managing Director EMEA bei Eagle Eye Networks
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