Evakuierungsübung in Verkaufsstätten

Melanie Prüser

© Bildagentur PantherMedia / pierluigi1956

Bei der Räumung oder Evakuierung handelt es sich um eine Notfallmaßnahme. Wenn die bestehenden Schutzmaßnahmen nichtmehr ausreichend vorhanden sind oder nicht wie geplant funktionieren kann als Maßnahme im Brandschutz eine Evakuierung notwendig werden. Am Beispiel einer Verkaufsstätte werden die wichtigsten Faktoren einer Evakuierungsübung im Folgenden zusammengefasst und vorgestellt.

Im Idealfall ist die Evakuierung bis zum Eintreffen der ersten Einsatzkräfte beendet.

Es gibt in der BRD und der Mehrheit der EU-Länder gesetzliche Vorschriften über die Benennung und Ausbildung von sogenannten Selbsthilfekräften. Dazu gehört die Ausbildung von Mitarbeitern zur ersten Hilfe, Brandbekämpfung und Evakuierung von Arbeitsstätten. Des Weiteren enthält die Arbeitsstättenrichtlinie in Kap. A2.3 die Verpflichtung auf Grundlage der Flucht- und Rettungspläne, Räumungs- / Evakuierungsübungen durchzuführen. Die richtige Vorgehensweise bei diesen Übungen ist jedoch entscheidend.

Laden ausgestattet mit Brandschutzvorrichtungen
Evakuierungsübung in einer Verkaufsstätte
Quelle: © Bildagentur PantherMedia / wangwangwang830@gmail.com

Crash-Übungen vermeiden

Die Übungen, bei denen einfach mal der Knopf gedrückt wird und die Reaktion beobachtet wird sind zu vermeiden. Sie sind im höchsten Maße ineffizient und hinterlassen in der Regel nur verunsicherte und demotivierte Mitarbeiter, Geschäftsleiter und Kunden. Die Bereitschaft Evakuierungen sinnvoll zu erproben, um vorbereitet zu sein nimmt stark ab, nach einer solchen Übung.

Räumungskonzept entwickeln

Die Erstellung eines Räumungskonzeptes mit verschiedenen Kriterien im Vorfeld ist zwingend erforderlich. Hier sind die grundlegenden Handlungsweisen für alle notwendigen Fälle anzugeben. Aufgaben der Selbsthilfekräfte sind in der Brandschutzordnung Teil C sowie in deren Benennungen zu beschreiben.

Die Situation in einer Verkaufsstätte erfordert aufgrund der Rahmenbedingungen eine spezielle Vorgehensweise, da sich je nach Tag, Saison, Wetter, Angebot die Kundenzahlen unterscheiden. Die Kunden weisen zudem unterschiedliche Sprachkenntnisse, eventuell eingeschränkte Mobilität und ein jeweils anderes Verständnis für derartige Unterbrechungen auf, was viele Konfliktpotenziale birgt.

Die zu kontrollierenden Räumungsbereiche sollten klar strukturiert und ohne Überlappungen unter den Räumungshelfern aufgeteilt werden.

Die richtige Vorbereitung - Bedenken, Fragestellungen und Möglichkeiten

Die Bedenken bei den Vorbereitungen für eine Brandschutzübung reichen von Sorge um die Verkaufszahlen, Mitarbeitermangel bis hin zu Befürchtungen das die Situation eskalieren könnte. Daher muss die Geschäftsleitung von Anfang an eingebunden werden und die Akzeptanz für einen „sinnvollen Aufbau“ der geplanten Übung, Schritt für Schritt von der Übung außerhalb der Geschäftszeiten mit exakter Terminanasage bis hin zur „Königsdisziplin“ – unangekündigt mit Kunden, aufgebaut werden.

Als Brandschutzbeauftragte, Brandschutzhelfer, Evakuierungs- / Räumungshelfer, Ersthelfer, Sammelplatzleiter u. v. a. ist mehr als nur der Titel erforderlich. Die Selbsthilfekräfte müssen durch zielgerichtete Ausbildung und Übungen die Handlungsweisen verinnerlichen.

Ein so komplexer Vorgang wie eine Evakuierung eines Gebäudes mit den Kriterien einer Verkaufsstätte, kann nicht allein durch Selbststudium der Verantwortlichen oder eine rein theoretische Unterweisung von Helfern erfolgreich durchgeführt werden. Um die Angst und Unsicherheiten vor Fehlern zu minimieren und die Motivation für die Aufgabe zu fördern, ist es daher unumgänglich, die benannten Selbsthilfekräfte regelmäßig sowohl theoretisch als auch praktisch zu unterweise und das Erlernte in der Praxis „erleben“ zu lassen.

Bauplan eines Gebäudes
Gebäudeplan als Grundlage für die Planung von Evakuierungsmaßnahmen
Quelle: © Bildagentur PantherMedia / cheyennezj

Mitarbeiter, die keine zuvor definierten Aufgaben im Brandschutz übernehmen, können trotzdem dazu beitragen eine Verkaufsstätte sicher zu evakuieren. Regelmäßige gesetzlich vorgeschriebene und auch sinnvolle Unterweisungen aller Mitarbeiter, auch der von Fremdfirmen, sind daher immens wichtig.

Der letzte zentrale Bestandteil, ist der Kunde. Häufig stehen diese unter Zeitdruck und reagieren nicht unbedingt verständnisvoll auf einen Probealarm. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass der Kunde bei der Evakuierungsübung das Gefühl hat im gesamten Ablauf im Mittelpunkt zu stehen und ihm die Sinnhaftigkeit einer Gebäuderäumung vermittelt wird.

Informieren der zuständigen Feuerwehr und Polizeiwache ist wichtig, da Außenstehende die Übung für einen Ernstfall halten und den Notruf tätigen könnten. Die entstehende Situation bei der Alarmierung ist kostenpflichtig, daher sollten die zuständigen Wachen immer über Anfang und Ende einer Übung informiert werden.

Die Organisation einer gut geplanten Evakuierungsübung ist demzufolge ein komplexes Unterfangen, das einer guten Vorbereitung bedarf.

Fazit

Die Übungen immer nur außerhalb der Geschäftszeiten und nur mit dem eigenen Personal durchzuführen ist nicht zielführend, da der „Ernstfall“ in der Regel nur mit Kunden abläuft. Es stellt einen gravierenden Unterschied dar, den Räumungsablauf ausschließlich mit geschultem Eigenpersonal oder zusätzlich mit „ungeschulten“ Kunden durchzuführen. Bei gründlicher Vorarbeit in den Unterweisungen und Schulungen der Mitarbeiter, der richtigen Vorbereitung und Nacharbeit vor allem im Bezug auf den Kunden, liegt das Geheimnis, aus einer Plage eine echte Chance zu machen.

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