06.07.2023 •

Umfrage ergibt – Neun von zehn Befragten erfolgreich gewarnt

Kilian Hoffmeister, Britta Schunck

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Die Auswertung der Bevölkerungsumfrage des bundesweiten Warntages 2022 liegt vor. Was Sie über die Ergebnisse aus dem Jahr 2022 wissen müssen.

In einem ausführlichen Bericht geht das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BBK) auf die Ergebnisse der Bevölkerungsumfrage zum bundesweiten Warntag 2022 ein. Die gemeinsam von Bund und Ländern finanzierte Online-Umfrage liefert wertvolle Erkenntnisse zur Wahrnehmung des bundesweiten Warntages in der Bevölkerung. Diese dienen der Aufdeckung kurz-, mittel- und langfristiger Verbesserungspotenziale bezüglich der Funktionalität der Warninfrastruktur, des Warnablaufes, der Außenkommunikation und der technischen Umsetzung.

In Deutschland wird eine Vielzahl technischer Mittel zur Warnung der Bevölkerung eingesetzt. Dieser Mix aus Warnmitteln ermöglicht es den warnenden Stellen, mehr Menschen zu erreichen als nur mit einem einzigen Warnmittel. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass der Mix verschiedener Warnmittel in Deutschland alles in allem schon heute gut funktioniert: so konnten neun von zehn Befragten durch mindestens ein Warnmittel erreicht werden (90,8 %). Erstmals wurde beim bundesweiten Warntag 2022 zudem Cell Broadcast erprobt – mit Erfolg. Durch den neuen Warnkanal konnten in Deutschland 9,6 % mehr Menschen gewarnt werden als zuvor. Mehr als vier Fünftel der Befragten begrüßen die Einführung des neuen Warnkanals (84,1 %).

„Die Resonanz bei der Umfrage war ­überwältigend“

Konzipiert und durchgeführt wurde die Online-Umfrage durch das ISF-Bund-Länder Projekt „Warnung der Bevölkerung“ sowie das Sachgebiet Technik des Referates I.2 im BBK in Kooperation mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN). Die Umfrage fand im Zeitraum vom 8.-15. Dezember 2022 statt und stieß auf großes Interesse. Insgesamt nahmen 833.487 Personen an der Befragung teil. „Die Resonanz bei der Umfrage war überwältigend und wir nutzen die Erkenntnisse, um die Warnung in Deutschland noch weiter zu stärken“, so BBK-Präsident Tiesler.

Zur Validierung der in der Bevölkerungsumfrage erhobenen Daten und zur Sicherstellung der Repräsentativität der Ergebnisse wurde zusätzlich eine randomisierte Repräsentativbefragung vorgenommen. Den soziodemografischen Merkmalen nach zu urteilen ist die untersuchte Stichprobe sehr repräsentativ für die deutsche Bevölkerung, sodass die Befunde relativ sicher auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden können. Teilgenommen haben Menschen in jeder der 95 Postleitregionen Deutschlands.

Bedeutung des bundesweiten Warntages

Ein Ziel des bundesweiten Warntages ist unter anderem die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Warnung. Hierbei hat die Umfrage ergeben, dass die Bevölkerung dem Warntag eine große Bedeutung zumisst: So zeigt sich, dass etwa zwei Drittel der Befragten einen bundesweiten Warntag für wichtig halten. Bezüglich des regelmäßigen Testens der Warnmittel sind ebenso ungefähr zwei Drittel der Personen der Meinung, dass der Warntag jährlich stattfinden (63,7 %) und die Warnmittel regelmäßig geprüft werden sollen (73,9 %). Die Mehrheit der Befragten begrüßt den Umfrageergebnissen zufolge demnach eine regelmäßige Durchführung eines bundesweiten Warntages. Deutlich wurde auch, dass die Medienarbeit des BBK zum Warntag effektiv war. So sagten drei Viertel der Befragten (75,4 %), dass sie sich gut oder sehr gut über den Warntag informiert fühlten.

Wie gut fühlten sich Befragte über den Warntag informiert?
Wie gut fühlten sich Befragte über den Warntag informiert?

Wie gut funktionierten die Warnmittel?

Insgesamt konnten neun von zehn der Befragten durch mindestens ein Warnmittel erreicht werden (90,8 %). Dabei haben die meisten Befragten die Probewarnung gegen 11 Uhr wahrgenommen. 27,6 % haben die Warnung über ein Warnmittel wahrgenommen, 32 % der Befragten gaben an, durch zwei Warnmittel gewarnt worden zu sein, durch drei unterschiedliche Warnmittel wurden 21,2 % der Befragten gewarnt. Dabei spielte der Standort der Befragten keine signifikante Rolle: Sowohl in der Stadt als auch auf dem Land waren die Umfrageergebnisse ausgeglichen.

Plausible Unterschiede zeigten sich jedoch bezüglich des Zusammenhangs der wahrgenommenen Warnmittel und des jeweiligen Standortes der Person. Erwartungsgemäß wurden etwa Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Auslösung im Auto befanden, häufiger durch das Radio gewarnt, während Bürgerinnen und Bürger, die sich in ihren Wohnungen befanden, häufiger durch das Fernsehen gewarnt wurden.

Menschen, die sich während des Probealarms im Freien aufgehalten haben, wurden im Durchschnitt häufiger über Sirenensignale erreicht. Durch eine persönliche Mitteilung hingegen wurden vor allem Personen gewarnt, die sich innerhalb eines Gebäudes aufhielten. Auch das Alter der Befragten spielte eine nicht unerhebliche Rolle, wenn es darum ging, wie die Bevölkerung gewarnt wurde.

Die Vorabinformationen zum bundesweiten Warntag haben ebenfalls unterschiedliche Altersgruppen durch verschiedene Kanäle erreicht. Wenig überraschend erhielten jüngere Befragte die Informationen eher über die sozialen Medien, ältere Befragte wurden besser durch Zeitungen und Fernsehen erreicht.

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass sich in Deutschland der Mix aus einer Vielzahl technischer Mittel zur Warnung der Bevölkerung bewährt. Wird eine Warnmeldung über ein bestimmtes Warnmittel (wie Fernsehen, Radio oder Smartphones) von einer Person im Gefahrenumfeld nicht wahrgenommen oder fällt ein Warnmittel aus, wird gleichzeitig über eine Vielzahl weiterer Warnmittel (wie Stadtinformationstafeln, Warn-Apps, Lautsprecherwagen und Internetseiten) gewarnt. So konnten neun von zehn Befragten durch zumindest ein Warnmittel erreicht werden.

Auch BBK-Präsident Ralph Tiesler zeigt sich zufrieden: „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Der Warntag war ein großer Erfolg! Das Zusammenspiel der einzelnen Systeme hat funktioniert und die Menschen sind auf das wichtige Thema Warnung aufmerksam geworden. Zugleich haben wir gute Erkenntnisse gewonnen, wo wir noch besser werden müssen.“

Anzahl der wahrgenommenen Warnungen über verschiedene Warnmittel
Anzahl der wahrgenommenen Warnungen über verschiedene Warnmittel

Cell Broadcast als Ergänzung des Warn­mittelmixes

Am bundesweiten Warntag 2022 wurde Cell Broadcast in Deutschland erstmals zur Warnung der Bevölkerung erprobt. Eine große Mehrheit der Bevölkerung begrüßte die Einführung dieses neuen Warnkanals – 84,1 % der Befragten erachteten diesen als sinnvoll.

Cell Broadcast kann genutzt werden, um Warnmeldungen an alle in einem bestimmten Abschnitt des Mobilfunknetzes, einer sogenannten Funkzelle, befindlichen Mobilfunkendgeräte (Smartphone und konventionelles Handy) zu versenden. Dies setzt voraus, dass die Mobilfunkgeräte technisch dazu in der Lage sind. Auf der Webseite des BBK finden sich regelmäßig aktualisierte Listen der empfangsfähigen Geräte für Cell Broadcast.

Ein Vorteil von Cell Broadcast ist, dass alle in einem Gebiet befindlichen Personen, die ein dafür eingerichtetes, empfangsbereites Mobilfunkendgerät mit sich führen, als Empfängerin und Empfänger einer Warnmeldung anonym erreicht werden können.

Die Umfrage zum bundesweiten Warntag hat ergeben, dass bereits mehr als die Hälfte der Befragten (53,7 %) auf ihrem Mobiltelefon via Cell Broadcast gewarnt werden konnte. Die Probewarnung über Cell Broadcast, die am 8. Dezember 2022 ausgelöst wurde, sorgte zudem für eine Steigerung der Anzahl gewarnter Personen um 9,6 %. Nach dem erfolgreichen Probebetrieb am Warntag 2022 startete der Wirkbetrieb von Cell Broadcast am 23. Februar 2023. Cell Broadcast wird konstant weiterentwickelt.

Auch die Warn-App NINA stach als Warnmittel positiv hervor. Knapp drei Viertel der Befragten (72,7 %) bewertete die Warnung über besagte App als sinnvoll. Von den Teilnehmenden der Online-Umfrage gaben 50,8 % an, eine Probewarnung über eine Warn-App erhalten zu haben. Dies muss allerdings vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass unter denjenigen, die keine Probewarnung erhalten haben, auch Personen waren, die keine App auf ihrem Mobilfunkgerät installiert hatten.

Außerdem ist zu beachten, dass die Warn-App NINA richtig konfiguriert werden muss, damit Nutzerinnen und Nutzer Warnmeldungen empfangen. Es ist notwendig, einen Ort oder den aktuellen Standort zu abonnieren. Informationen, wie die App richtig konfiguriert werden kann, finden sich auf der Webseite des BBK, Es liegt nahe, dass dies einigen Nutzerinnen und Nutzern der Warn-App NINA nicht bekannt war.

Ein besonderer Vorteil von Warn-Apps liegt darin, dass sie nicht nur alarmieren, sondern umfangreichere Informationen zur Gefahr bieten sowie gegebenenfalls Handlungsanweisungen enthalten können. Aktuell hat die Warn-App NINA über 13 Millionen Nutzerinnen und Nutzer.

Umfrage ergibt – Neun von zehn Befragten erfolgreich gewarnt

Sirenen

Durch Sirenensignale konnte nahezu jeder zweite der Befragten (47,9 %) gewarnt werden. Die Umfrageergebnisse zeigten zudem, dass Sirenen nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung haben: Mehr als drei Viertel der Befragten (77,9 %) bewerteten Sirenen demnach als „sinnvolles Warnmittel“. Sirenen zeichnen sich vor allem durch ihren „Weckeffekt“ aus. Da Sirenen laut und in einem großen Radius zu hören sind, sind sie besonders dafür geeignet, Personen sogar aus dem Schlaf zu wecken.

Eine Erfahrung des bundesweiten Warntages 2020 war, dass viele Menschen die Sirenen als mögliches Warnmittel vermisst haben. In Deutschland waren in den Jahren und Jahrzehnten zuvor viele Sirenen abgebaut worden, so dass auch im Jahr 2022 in Deutschland Sirenen nicht flächendeckend vorhanden waren. Hoffnung macht jedoch das Sirenenförderprogramm: Mit diesem unterstützt der Bund seit 2021 den Ausbau kommunaler Sirenennetze in Deutschland. Bereits ein halbes Jahr vor dem offiziellen Förderschluss am Jahresende ist klar: Das Programm ist ein voller Erfolg, denn das Gesamtvolumen ist fast gänzlich bewilligt oder ausbezahlt, so wurden bis Ende des ersten Quartals 2023 seitens der Länder Fördermittel in Höhe von 81 Millionen Euro angemeldet. Die Entscheidung, ob Sirenen vorgehalten, betrieben und regelmäßig gewartet werden, treffen die Städte und Gemeinden dabei in eigener Zuständigkeit.

Probewarnung über Cell Broadcast
Probewarnung über Cell Broadcast
Quelle: alle Bilder Langer/BBK

Nach dem Warntag ist vor dem Warntag

Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass der Warntag 2022 alles in allem erfolgreich verlief. Das entspricht auch der Einschätzung von BBK, Ländern und Warnmultiplikatoren. Die Probleme aus dem Jahr 2020 konnten behoben und zudem mit Cell Broadcast ein neuer Warnkanal erfolgreich erprobt werden.

Dabei ist es gelungen, die Bevölkerung für die Bedeutung der Warnung in Deutschland zu sensibilisieren. Auch konnten Warnmittel und der Warnmittelmix in der Bevölkerung bekannter gemacht werden. Schließlich konnten durch die erfolgreiche Erprobung der Warnmittel und den neuen Warnkanal auch mehr Menschen erreicht werden als beim letzten Warntag.

Wichtig ist jedoch, darauf hinzuweisen, dass eine umfassende Bewertung der erreichten Ziele statistisch erst durch den Vergleich der Befragungsergebnisse mit den Daten einer weiteren Erhebung wird bestimmt werden können. Aus diesem Grund wird es zum bundesweiten Warntag 2023 wieder eine Bevölkerungsumfrage geben.

Der bundesweite Warntag hat auch das Ziel, Verbesserungspotenziale der Warnung aufzuzeigen, um diese beständig weiterzuentwickeln zu können. Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind dabei von großer Bedeutung, um Schwachstellen aufzudecken und das Warnsystem zu optimieren. So können noch mehr Menschen in Deutschland effektiv gewarnt werden – unabhängig von ihrem Wohnort, ihrem Alter und ihrer Herkunft.

Der nächste bundesweite Warntag wird am 14. September 2023 stattfinden.


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