Wie machen wir die Stadt der Zukunft sicher und lebenswert? – Um diese Frage dreht sich alles in FUTURA/matchbox. Das Projekt ist ein Experimentierfeld für Zukunftsfragen – virtuell, gleichzeitig aber auch zum Anfassen. Diskussionen und Kollaborationen, die in FUTURA/matchbox beginnen, sollen Anstöße für die künftige Sicherheit in Städten weltweit geben und damit den urbanen Wandel begleiten. FUTURA ist online – eine Art Stadt im Netz. matchbox ist ein Teil und Abbild dieser Stadt – real und analog. Beide entwickeln sich und wachsen täglich weiter. Partner kommen hinzu, Applikationen und Anwendungsfälle werden entworfen. Wer sich als Bürger von FUTURA registriert, kann einen ersten Blick auf die Stadt im Netz werfen.
Berlin. Die Herausforderungen sind gewaltig: Klimawandel, Digitalisierung, Demographie, Mobilität, New Work – die aktuellen Megatrends wirken sich wesentlich auf unser Leben, Wohnen und Arbeiten aus. Dazu kommen spezifische Stadt-Themen wie Verdichtung, innovative Bauweisen, ressourcenschonende Materialien, hybride Nutzungskonzepte.
Im Kontext dieser Entwicklung müssen sich Städte auf neue und veränderte Bedrohungsszenarien einstellen – hierzu gehören Brände mit vielen Betroffenen, die Auswirkungen von Wetter- und Naturereignissen, der Ausfall kritischer Infrastrukturen, Amok- und Terrorlagen oder Pandemien. Genauso vielfältig wie die Herausforderungen sind die Akteure, die jetzt und in Zukunft Antworten darauf geben müssen, wie eine nachhaltige Sicherheitsstruktur in Städte beschaffen sein soll.
FUTURA/matchbox bietet erstmals die Gelegenheit, Sicherheitsfragen der Zukunft in ihrer Vernetzung und Interaktion zu erfassen, sie allgemeinverständlich darzustellen sowie dann disziplin- und ortsübergreifend zu diskutieren und Lösungen zu finden. FUTURA/matchbox bringt die klassischen und neuen Akteure der öffentlichen Sicherheit zusammen und eröffnet ein Spielfeld, auf dem neue Ideen, Theorien und Zusammenarbeit erprobt werden können. Drei Dimensionen stehen dafür zur Verfügung: das Virtuelle, das Digitale und das Analoge.
Die virtuelle Dimension ist FUTURA, das Experimentier- und Testfeld, auf dem sich viel freier bauen und entwerfen lässt als analog. Die digitale Dimension besteht darin, dass FUTURA transparent programmiert und über offene Schnittstellen zugänglich ist. Die Plattform lädt damit zur einfachen und grenzenlosen Beteiligung ein. Die analoge Dimension stellt matchbox dar – eine reale Fläche mit Experimenten, die sich überall auf der Welt aufbauen lässt und als interaktive Erklär- und Lernplattform dient. matchbox zoomt in FUTURA hinein und macht diesen Ausschnitt in der analogen Realität – im eigentlichen Wortsinn – begreifbar.
„Die Herausforderungen, vor denen Städte weltweit in Sachen Sicherheit stehen, lassen sich nur gemeinschaftlich lösen“, sagt Stefan Truthän, Geschäftsführer von hhpberlin und Gründer von FUTURA/matchbox. „Wir haben hier die große Chance, Experten aller Disziplinen zu versammeln, zu einem gemeinsamen Verständnis zu kommen und damit die Voraussetzung für ein gemeinsames Handeln zu schaffen. In FUTURA passiert das ohne Angst und ohne Druck, weil Fehler keinen Schaden anrichten, sondern uns lernen und besser werden lassen.“
FUTURA – Stadt der Zukunft im Netz
FUTURA sieht auf den ersten Blick aus wie ein Videospiel. Tatsächlich ist es eine virtuelle Kulisse, eine Art digitaler Zwilling einer realen Stadt – mit Wohn- und Geschäftshäusern, Parks und Straßen. FUTURA wird zum virtuellen Anwendungsfall für Ideen, die sonst nicht ausprobierbar sind. In FUTURA kann und soll gespielt werden, weil dort Daten vorhanden sind, die andere Städte nicht haben.
„Wir operieren hier sozusagen mit virtuellen Daten“, erklärt Truthän. „Wenn wir wollen, dass durch eine Straße in einer bestimmten Frequenz Autos fahren oder Fußgänger gehen, dann stellen wir das so ein. Wir brauchen uns in den Experimenten nicht an Gegebenheiten oder Datenschutz zu halten. Unsere Daten sind nicht real, aber wichtig ist: Sie könnten real sein.“
Damit ermöglicht FUTURA die Chance, Ideen und Szenarien virtuell zu testen bevor aufwändige Versuche in der Realität gestartet werden.
Am Beispiel Feuerwehr:
- automatisierte Drohnen-Flugrouten
- Grünphasen-Optimierung für schnellere Eintreffzeiten
- Notruf-Annahme mit Hilfe künstlicher Intelligenz
- digitale Drehleiter-Stellproben
- nonverbale Einsatzkommunikation
- die Harmonisierung von Einsatztechnik
- die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung in Zusammenhang mit verdichtetem Wohnen auf Gefahrenvorbeugung und Gefahrenabwehr
- Kompensation des Trinkwasser-Hydrantennetzes durch Nutzung lokaler Regenwassersammelbehälter als Löschwasserquelle
- organisatorische und technische Veränderungen zur Aufrechterhaltung der ehrenamtlich gestützten Einheiten der Gefahrenabwehr in Stadt und Land
Am Beispiel Vorbeugender Brandschutz/Gefahrenabwehr:
- die Verwendung nachhaltiger, aber brennbarer Baustoffe in der Gebäudesubstanz
- digitale Anwesenheitserfassung und interaktive Fluchtleitsysteme bei tageszeitabhängig veränderter Gebäudenutzung.
- bauliche und anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen zur Vermeidung einer personalintensiven Räumung dicht belegter Wohngebäude im Brandfall
- regulative Eingriffe in die individuelle private Wohngebäudenutzung zur organisatorischen Kompensation von Brandschutzrisiken
- neue Aufgaben in der Gefahrenabwehr bei Ausfall oder Störung von digitalen Vernetzungsprozessen in der Industrie 4.0
- automatisierter Abgleich von Planungs- und Istzuständen bei Gefahrenabwehrmaßnahmen und Einleitung temporärer Kompensationsmaßnahmen zur Gefahrenvorbeugung.
Am Beispiel Katastrophenschutz:
- Einsatz lokaler regenerativer Energiequellen bei der Resilienzplanung für den Black-Out-Fall
- digitale Informationsunterstützung der Einsatzkräfte bei einem Massenanfall von Einsatzszenarien
- automatisierte Drohnenerkundung zur Priorisierung der Einsatzabarbeitung bei großflächigen Schadensereignissen, beispielsweise aufgrund von Unwetterschäden
- Erfassung von Abhängigkeiten und Wechselwirkungen bei Ausfall technischer Infrastruktur
- Resilienz von Krankenhäusern
Am Beispiel Stadtplaner und Architekten:
- Visualisierung von Wirkungsweisen von Planungsentscheidungen (beispielsweise über vergleichende Darstellungen beim Einsatz von neuen Technologien)
- Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, beispielsweise Mehrfachnutzung und Speicherung von urbanen Ressourcen (Regenwassermanagement zur Bewässerung von Grün oder zur Nutzung als potenzielles Löschwasser)
- Simulation von temporären Nutzungen öffentlicher Räume (beispielsweise als Experimentierräume für neue Mobilitätsformen)
- Weiterbildung und Aufbau Expertise von Stakeholdern über virtuelle Lernräume (virtuelle Akademie und virtuelle thematisch ausgerichtete Fachexperten Stadtrundgänge)
Am Beispiel Rettungswesen:
- Einsatz von Telemedizin und Ferndiagnose sowie die dafür notwenigen infrastrukturellen Voraussetzungen in dichter Wohngebietsbebauung und auf dem Land (Netzkapazität, Netzabdeckung, verfügbare Krankengeschichte/Datenschutz, Resilienz)
- bauliche und anlagentechnische Veränderungen von Gebäudestrukturen zum vertikalen Transport nicht mehr gehfähiger Patienten bei geringem Personaleinsatz
- medizinisch und volkswirtschaftlich sinnvolle Vorhaltung/Kapazitätsplanung von Krankenhäusern und Rettungsstellen in der Fläche
- Verteilung und Organisation der rettungsdienstlichen Versorgung und -kapazität in Stadt und Land
All das lässt sich in FUTURA vordenken und simulieren. Der Vorteil: Experimente können beliebig oft wiederholt und variiert werden. Der Wert von FUTURA reicht jedoch noch weit darüber hinaus: Indem nationale und internationale Akteure unterschiedlichster Disziplinen auf dieser Plattform zusammenkommen, entstehen neue Verbindungen, neue Ideen und der Blick für weitere Herausforderungen – offen und transparent. Disruptives Denken und Spielen sind ausdrücklich erwünscht. Der Hintergrund ist ernsthaft genug. FUTURA hilft dabei, Herausforderungen konkret zu machen und daraus reale Handlungsmöglichkeiten abzuleiten. Zukunft wird sichtbar, Zukunft wird gestaltbar.
Dass der Bedarf nach Kollaboration und einem Dialog über die Zukunft da ist, zeigt das große Interesse. Partner aus Software und Digitalisierung, Fahrzeughersteller und Produzenten von Sicherheitstechnik haben sich dem Projekt genauso angeschlossen wie Experten für Stadtplanung, Smart Cities, technische Hilfeleistung oder Brandschutz.
matchbox – Mögliche Szenarien vor Ort erleben
Geboren wurde matchbox 2014 mit dem Ziel, Brandschutzanforderungen plausibel zu machen. Anhand von physikalischen Experimenten konnten Brandschutzplaner, Architekten und andere Akteure aus dem Baubereich bei den jährlichen matchbox-Events direkt erleben, wie ein Sprinklerkopf funktioniert, welches Brandgas sogar Wände durchdringt oder warum es bei Abstandsvorgaben bei Gebäuden auf wenige Zentimeter ankommen kann. Die Sendung mit der Maus für den Brandschutz. Mittlerweile stehen mehr als 100 Experimente bereit, um theoretisches Wissen praktisch zu erfahren.
Seit 2018 bildet matchbox nicht mehr nur bestehende Szenarien ab, sondern blickt auch mit „Was wäre, wenn“-Szenarien auf künftige Herausforderungen. Aus diesem Ansatz ist FUTURA entstanden. Von der kleinen Fläche zur virtuellen Stadt, weg vom Fokus allein auf physikalische Funktionen und Brandschutz, hin zur Gesamtperspektive auf öffentliche Sicherheit. Der Grundgedanke aber bleibt der gleiche:
„Wir müssen etwas sehen, um es zu begreifen“, sagt Truthän. „Mit FUTURA/matchbox machen wir die Herausforderungen der Zukunft genauso wie mögliche Lösungen sichtbar. Auf dieser Basis können wir dann diskutieren, wie wir künftig in der Stadt leben wollen.“
FUTURA löst matchbox nicht ab, sondern weitet die Möglichkeiten in die virtuelle Sphäre aus. matchox wird es daher auch weiter analog geben. Ein erstes Arbeitstreffen unter Expertinnen und Experten läuft im Juni 2021 in Berlin. Bei „matchbox findet Stadt“ geht es in die Planung weiterer Live-Events, um den interdisziplinären Dialog unter Akteuren aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, Akteuren der Stadtplanung, Architekten, Smart-City-Experten, Politik, Wirtschaft und Vordenkern der Digitalisierung voranzubringen.
„Es erfordert Mut, offen über die Probleme und Herausforderungen zu sprechen, nachzudenken und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten“, so Truthän. „Mit FUTURA entsteht eine nachhaltige und dauerhafte Partizipationsfläche, die diesen Mut belohnt, weil wir jenseits von bisherigen Strukturen agieren und Themen ganz neu angehen können. Mit matchbox sprechen wir alle Sinne an, gehen in den Dialog vor Ort und bringen damit Zusammenarbeit auf den Weg.“
Bei FUTURA/matchbox geht es um Erklärung, Weiterentwicklung und Debatte – nicht um kommerzielle Interessen. Das wichtigste Ziel ist die aktive Beteiligung von Partnern, die ihre Ideen in FUTURA umsetzen und zur Diskussion stellen. Jeder ist als Bürger (Citizen) von FUTURA willkommen. Mit dem Beitritt zu FUTURA entstehen weder Kosten noch Verpflichtungen. Aber der Wunsch ist, dass sich die Citizens aktiv einbringen. Die Währung in FUTURA ist Engagement – gern in Form von Ideen oder Datenspenden, damit die Stadt wachsen und gedeihen kann.
Alle wichtigen Infos und Termine rund um FUTURA/matchbox stehen auf der FUTURA-Website. Wer mitmachen will, um die sichere und lebenswerte Stadt der Zukunft zu gestalten, der kann sich dort direkt als Citizen von FUTURA registrieren und einen ersten Blick in die Stadt werfen: futura.town
Über hhpberlin
hhpberlin ist „Next Generation Fire Engineering”. Seit dem Jahr 2000 entwickelt hhpberlin maßgeschneiderten und schutzzielorientierten Brandschutz für Projekte jeder Größenordnung. Mit 200 Expertinnen und Experten und von sechs Standorten aus ist hhpberlin bundesweit und international tätig. Unter anderem stammen die Brandschutzkonzepte für die DFB-Akademie, das DomRömer-Quartier und die Roche-Hochhäuser in Basel von hhpberlin. Inzwischen steht das Unternehmen für weit mehr als Ingenieurleistungen. Der Anspruch: die Städte der Zukunft sicherer und planbarer zu machen. http://www.hhpberlin.org
Pressekontakt FUTURA/matchbox:
Katja Wohlers, Pressesprecherin FUTURA/matchbox#
Mail: k.wohlers@hhpberlin.de
Phone: +49-171-64 07 562