13.10.2023 •

Gut jede fünfte Brandmeldeanlage und jedes vierte Rauchabzugssystem hat wesentliche Mängel

Gut jede fünfte Brandmeldeanlage und jedes vierte Rauchabzugssystem hat wesentliche Mängel. Über alle Anlagetypen höchste Mängelquote seit Jahren. Hohe Komplexität und zunehmende Digitalisierung machen Brandschutzsysteme störanfälliger. Eigentümer dürfen Wartung und Instandhaltung nicht vernachlässigen. TÜV-Verband veröffentlicht „Baurechtsreport 2023“.

Berlin, 13. Oktober 2023 – Der TÜV-Verband warnt angesichts hoher Mängelquoten bei sicherheitsrelevanter Haustechnik vor Defiziten beim Brandschutz wichtiger Gebäudetypen. Zu diesen so genannten Sonderbauten gehören unter anderem Hochhäuser, Beherbergungsstätten wie Hotels oder Jugendherbergen, Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Kitas oder auch Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Deren für den Brandschutz wichtige Elektro- und Gebäudetechnik wie Brandmeldeanlagen, Rauch- und Wärmeabzugsanlagen, Lüftungsanlagen oder die Sicherheitsbeleuchtung müssen von unabhängigen Sachverständigen regelmäßig geprüft werden. Über alle Anlagentypen hinweg ist im Jahr 2022 gut jede vierte Anlage mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet worden (26,5 Prozent). Das ist ein Zuwachs von 0,6 Punkten im Vergleich zum Vorjahr und der höchste Wert, seitdem der TÜV-Verband den „Baurechtsreport“ vor zehn Jahren erstmals herausgegeben hat. 

Im Vergleich zu 2017 ist die Mängelquote um 3,7 Punkte angestiegen. Weitere 45 Prozent der Anlagen wiesen „geringfügige Mängel“ auf und nur 28,5 Prozent waren „mängelfrei“. „Der Brandschutz in Deutschland ist auf einem hohen Niveau. Dennoch ist der Trend bei den Mängeln der Sicherheitstechnik seit einigen Jahren negativ“, sagte Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des „TÜV Baurechtsreports 2023“. Bei sieben von neun Anlagentypen sind die Mängelquoten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Mit 22, 1 Prozent wurde gut jede fünfte Brandmeldeanlage (plus 0,4 Punkte), mit 26,7 Prozent gut jedes vierte Rauch- und Wärmeabzugssystem (plus 1,0 Punkt) und mit 34,6 Prozent sogar gut jede dritte Lüftungsanlage (plus 0,5 Punkte) mit „wesentlichen Mängeln“ beanstandet. Die Anlagen erhalten in dem Fall keine Prüfbescheinigung. Die Mängel müssen in Abhängigkeit von der Gefährdung unverzüglich oder innerhalb einer angemessenen Frist behoben werden.

Als Gründe für die steigenden Mängelquoten macht der TÜV-Verband verschiedene Ursachen wie die immer komplexer werdende Gebäudetechnik, den Zeit- und Kostendruck auf den Baustellen und den Fachkräftemangel aus. Dabei müssten die Bauausführenden zahlreiche Vorgaben aus unterschiedlichen Rechtsgebieten berücksichtigen.

 „Die Gebäudetechnik wird immer komplexer und digitaler, was sie anfälliger für Störungen macht“, sagt Bühler. 

So müssen im Brandfall die einzelnen Komponenten wie Brandmeldung, Entrauchung, Lüftung oder Notbeleuchtung reibungslos miteinander kommunizieren. Das könne schon vor der Inbetriebnahme für Probleme sorgen, da die Anlagen zum Teil von unterschiedlichen Gewerken und Fachfirmen eingebaut und aufeinander abgestimmt werden müssen. Aber auch im laufenden Betrieb komme es immer wieder zu Störungen. 

„Steigende Anforderungen an den Brandschutz und komplexere Technik treffen auf einen zunehmenden Fachkräftemangel und einen intensiven Zeit- und Kostendruck auf den Baustellen“, sagte Bühler. 

Bei Neubauten sollten sich die Bauausführenden in der Planungsphase frühzeitig an die Sachverständigen wenden. Verbesserungen könnte eine stärkere digitale Bauplanung bringen, mit der die beteiligten Gewerke ihre jeweiligen Anlagen einfacher aufeinander abstimmen können. 

„Aber auch die Politik ist gefordert“, sagte Bühler. „Vorgaben aus unterschiedlichen Rechtsgebieten sollten zusammengeführt und vereinfacht werden, ohne an der Sicherheit zu sparen.“

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