Interview mit dem Netzwerker im "Blaulichtmilieu"

Interschutz

Für die Serie "Stories of INTERSCHUTZ" haben wir Matthias Ludwig, INTERSCHUTZ-Koordinator in der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) sowie Mitglied im INTERSCHUTZ-Beirat, zu seinen Aufgaben befragt.

Lieber Matthias, stell Dich doch bitte einmal selbst kurz vor. Wer bist Du?

Ein rüstiger Endsechziger bin ich. Verheiratet, zwei Kinder, vier Enkelkinder. Von Jugend an bin ich in einer Hilfsorganisation im Rettungsdienst tätig gewesen. In verschiedenen Funktionen – überwiegend leitend – und auf verschiedenen Ebenen, also Kreis, Land und Bund. Bis 2000 war das, danach habe ich mich als Inhaber eines privaten Rettungs- und Krankentransportbetriebes mit etwa 140 Mitarbeitern selbstständig gemacht. Das ging bis 2018. Heute bin ich das, was ich eigentlich schon immer war: Netzwerker im "Blaulichtmilieu".

Eigentlich hätten wir auch mit der Frage einsteigen können: Wer bist Du – und wenn ja, wie viele? Hast Du einen Überblick, in wie vielen Funktionen Du aktiv bist?

Da kommt schon einiges zusammen. Das ist richtig. Durch meine vielen Kontakte bin ich in verschiedenen Gremien als Fachberater und Sachkundiger in der Rettungsbranche unterwegs. Aktiv übe ich zurzeit etwa zwölf unterschiedliche Funktionen aus, das heißt in Ausschüssen, Vereinen und Beiräten – unter anderem im INTERSCHUTZ-Beirat.

Matthias Ludwig-vfdb
Matthias Ludwig und Katja Wohlers
Quelle: Interschutz

Was davon ist Deine wichtigste Aufgabe? Und warum ist das so?

Klare Antwort: An erster Stelle steht für mich immer meine Familie. Meine Frau, die Kinder und Enkelkinder. Ohne sie, ohne den Rückhalt und die Geborgenheit könnte ich all das, was ich mache, nicht schaffen. Auf die INTERSCHUTZ 2020 bezogen ist meine wichtigste Aufgabe die als einer der INTERSCHUTZ-Koordinatoren bei der vfdb. Dazu gehört auch, die Wünsche und Anforderungen der ideellen Aussteller bestmöglich zu managen. 

Und noch etwas ist für mich wichtig – nicht nur auf der INTERSCHUTZ: Ich möchte dazu beitragen, dass Menschen zusammenfinden, ins Gespräch kommen und das Zusammenleben ein Stück unkomplizierter und lebenswerter gestalten.

Wie bist Du in den Bereich Feuerwehr/Rettungswesen gekommen? Und warum bist Du dabeigeblieben? 

Die Geschichte ist mehr als ein halbes Jahrhundert alt, da war ich noch Jugendlicher. Die Menschen um mich herum erkannten offenbar ziemlich schnell ein gewisses Organisationstalent bei mir. So habe ich aktiv in Hannover für die Johanniter den Rettungsdienst zunächst ehrenamtlich dann hauptberuflich in verschieden leitenden Positionen aufgebaut. Schon damals gab es enge freundschaftliche Kontakte zur Feuerwehr und anderen Hilfsorganisationen. Und so entstand damals 1974 ohne rechtlichen Druck oder Vorgaben die erste gemeinsame Rettungsleitstelle Deutschlands in Hannover. 

Alle beteiligten Dienste hatten sich unter einer Rufnummer freiwillig zusammengefunden. Ich habe sehr früh erkannt, dass sinnvolle und zielführende Arbeit nur im Team und nur in der Gemeinschaft möglich ist. Feuerwehr und Rettungsdienst – das ist wie eine große Familie. Die Gemeinschaft profitiert nur, wenn nicht jede Institution vor sich hinarbeitet, sondern wenn alle an einem Strang ziehen. Diesen Gedanken voranzutreiben, sehe ich als große, wenn auch schwierige Aufgabe. Aber es lohnt sich.

Du bist ein Phänomen. Wir erleben Dich als ständig bestens informiert und sprühend vor Ideen. Gibt es auch mal einen Tag, an dem Du mit weniger Energie unterwegs bist?

Selbstverständlich! Wie schon gesagt, meine Familie steht immer an erster Stelle. Sie kommt, zugegeben, mitunter schon einmal etwas kurz. Aber zwischendurch lasse ich auch gern einmal die anderen Dinge hinter mir und bin dann ganz zu Hause, mit dem Hund, oder ich mache kurze Städtereisen mit meiner Frau.

Deine große Stärke ist das Netzwerken. Konntest Du das immer schon? 

Das ist schwer von sich selbst zu sagen. Aber ich glaube schon. Gremienarbeit und viele sogenannte Nicht-Gespräche sind nötig, um Dinge voranzubringen.

Worauf kommt es beim Netzwerken aus Deiner Sicht besonders an?

Da ließe sich ein ganzer Katalog von Tipps zusammenstellen. Am Anfang aber sollte die Erkenntnis stehen, dass ohne Netzwerk nichts geht. Ein alter Spruch in dem Zusammenhang ist: ‚Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat‘. Aber im Ernst: Zunächst kommt es darauf an, Vertrauen aufzubauen. Andere Menschen werden an einem Kontakt nur Interesse zeigen, wenn sie darin auch einen Wert für sich erkennen. Wichtig ist auch, auf andere zuzugehen, und nicht erst darauf zu warten, dass jemand dich nach deiner Visitenkarte fragt.

Welches sind die wichtigsten Kommunikationskanäle für Dein Engagement? Direkte Gespräche? Telefon? Facebook? WhatsApp?

Das ist eine Mischung aus allem. In den vergangenen Jahren sind zu den klassischen Möglichkeiten bekanntlich Facebook und Co. dazugekommen. Um das alles sinnvoll zu nutzen, braucht man natürlich ein gutes Zeitmanagement. Und trotzdem – bei allen technischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten: Unterm Strich ist das direkte Gespräch von Angesicht zu Angesicht durch nichts zu ersetzen. Gern auch in geselliger Runde mit langen Abenden und kurzem Schlaf.

Wann schaust Du morgens als erstes auf Facebook? Und wie oft am Tag ckeckst Du Deine Timeline? 

Das beginnt, ehrlich gesagt, schon morgens kurz vor dem Frühstück. Ich bin Frühaufsteher. Ansonsten über den Tag verteilt, in Sitzungspausen oder in der sonstigen Freizeit.

Bist Du auch manchmal heimlich online oder unterstützen Deine Familie und Dein direktes Umfeld Deinen Einsatz aus vollem Herzen?

Also verstecken muss ich mich nicht, um ins Netz zu gehen. Meine Frau ist ebenfalls online unterwegs wie ich, wenn auch nicht so oft. Aber sie versteht das. Und ich versuche auch, es nicht zu übertreiben. Wie gesagt, ich versuche es.

Woran erinnerst Du Dich besonders von Deiner ersten INTERSCHUTZ?

Meine erste INTERSCHUTZ – das war 1980 in Hannover. Schon damals war für mich natürlich die große Schau an Fahrzeugen und Gerät zusammen mit den Vorführungen spannend. Ebenso hat mir aber die große Gemeinschaft der Feuerwehrkameraden und Retter aus aller Welt imponiert. Heute würden wir sagen: die Community.

Was bedeutet Dir die INTERSCHUTZ und wie bewertest Du den Wandel dieser Messe über die Jahre?

Natürlich ist sie für alle aus der Branche eine perfekte Info-Möglichkeit und ein Schaufenster für Innovationen. Hier habe ich die gesamte Bandbreite zum Thema Schutz, Rettung und Sicherheit an einem Ort. Das ist das eine. Aber die Interschutz ist wie keine andere Messe ein Treffpunkt zum Netzwerken für Forschung, Industrie und Anwender – ein Ort, um Erfahrungen auszutauschen, mit Herstellern zu fachsimpeln, neue Kontakte zu knüpfen und auch Freundschaften zu schließen.

Worauf freust Du Dich auf der INTERSCHUTZ 2020 besonders?

Seit der letzten INTERSCHUTZ 2015 hat sich technisch enorm viel entwickelt. Stichwort Digitalisierung. Alles ist total digital. Insofern wird es sehr viel Neues geben. So wird sich auch unser Messestand der vfdb ausgiebig mit diesem Thema beschäftigen. In den letzten Jahren hat sich viel getan in unserer Vereinigung. Das wird sich bemerkbar machen. 

Hervorragend finde ich auch, dass die INTERSCHUTZ 2020 mit dem 29. Deutschen Feuerwehrtag zusammenfällt. Das wird noch mal zusätzliche Impulse geben. Ein tolles Zusammenwirken des DFV und der vfdb zeichnet sich schon jetzt bei den Vorbereitungssitzungen ab. Außerdem: Ich freue mich sehr darauf, viele Bekannte wiederzutreffen.

Zum Schluss: Was muss passieren, damit Du am 20. Juni 2020 sagst: Ja, diese Messe war ein voller Erfolg?

Wir sind ja alle immer auf der Suche nach neuen Superlativen. Das gilt bei jeder INTERSCHUTZ auch immer für die Besucherzahlen. Schon die 157.000 Besucher von 2015 waren ein riesiger Erfolg. Toll wäre es, wenn wir diese Zahl toppen. Ich wünsche mir 200.000. Wenn das alles zusammenpasst und alles harmonisch und ohne Störungen verläuft, dann bin ich glücklich.                                                                             

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