Lagebericht aus Afghanistan: Dramatische Szenen vor dem Flughafen Kabul
Die Lage am Flughafen Kabul spitzt sich zu. Zeitweise mussten alle Tore geschlossen werden. Auch die humanitäre Situation ist dramatisch. Brigadegeneral Jens Arlt, Kontingentführer der deutschen Evakuierungsoperation, berichtet aus dem Einsatzgebiet.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesministerin der Verteidigung, hat heute in einer digitalen Pressekonferenz über die Lage und den derzeitigen Stand der Evakuierungsoperation in Afghanistan informiert. Live zugeschaltet war Brigadegeneral Jens Arlt, Kontingentführer der deutschen Evakuierungsoperation in Kabul. Er sprach über die dramatische Lage im Umfeld des Flughafens.
„Jede Entspannung ist nur eine Momentaufnahme“
Die Situation um den Flughafen Kabul hat sich gestern weiter zugespitzt. Zwischenzeitlich mussten erst Nord- und Osttor, dann auch das Südtor geschlossen werden. Der Druck der Menschenmassen, die sich Zugang zum Flughafengelände verschaffen wollten, war zu groß geworden. Die Schließung des Nord- und des Osttors löste eine Massenbewegung zum Südtor aus.
„Wenn Menschen auf engstem Raum in Panik geraten, geschehen schreckliche Dinge – alles, was man sich bildlich vorstellen kann“, berichtet Brigadegeneral Arlt vom Flughafen Kabul.
Inzwischen habe sich die Lage zwar beruhigt, sei aber weiterhin dramatisch. Unter den Wartenden hat sich herumgesprochen, dass derzeit kein Zugang zum Flughafen möglich ist. Doch die Anspannung der Menschen bleibt hoch.
„Jede Entspannung im Umkreis des Flughafens ist nur eine Momentaufnahme“, ergänzt der Kontingentführer. Wesentlich für die Wahrnehmungslage der Wartenden sei, dass sich immer wieder Menschen an den von den USUnited States-Streitkräften kontrollierten Schleusen registrieren und das Flughafengelände betreten können.
Versorgungsflüge nach Taschkent gestartet – auch Babynahrung, Windeln und Hygieneartikel
Angesichts der dramatischen humanitären Lage im Umfeld des Flughafens – Bilder kranker Babys, die über die Mauer an Soldaten übergeben wurden, gingen bereits um die Welt – fliegt die Bundeswehr seit heute Lebensmittel insbesondere Babynahrung, Windeln, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter über Taschkent nach Kabul.
Bundeswehr/Simona Boyer