Führung trainieren

Erlernen und Weiterentwickeln von technischen und nicht-technischen Fähigkeiten im Bereich von Leitstellen

Dominic Gißler

D. Gißler

Leitstellen fungieren gerade im Umfeld privater Sicherheitsdienstleister neben reinen Alarmierungsstellen auch als Einsatzführungsstelle. Im öffentlichen Bereich sind Integrierte Leitstellen von Feuerwehr und Rettungsdienst bzw. polizeiliche Führungs- und Lagezentren für die Einsatzleitung verantwortlich, bis ein Einsatzleiter vor Ort ist bzw. der Polizeiführungsstab übernimmt. Hierbei fallen auch in Leistellen Aufgaben an, die sonst typischerweise eher von den operativen Einsatzleitern wahrgenommen werden. Der Beitrag gibt Einblick in ein Buch, in dem eine ganzheitliche Trainingsmethode für Führung vorgestellt wird.

Führung trainieren
Quelle: Wikipedia

Führungsarbeit ist im Grunde universal. Bis auf fachliche Aspekte kommen bei allen Organisationen aus Gefahrenabwehr, Bevölkerungsschutz, Verwaltung oder Wirtschaft sehr ähnliche Instrumente zum Einsatz. Dies gilt auch für die unterschiedlichen Ebenen der Führungssysteme. So wendet ein Zugführer des THW mit seiner Führungsstaffel dieselben Methoden an, um seinen Zug zu führen, wie ein Einsatzleiter mit seinem Führungsstab für die Leitung des gesamten Einsatzes. 

Großeinsätze nehmen ihren Anfang zuallermeist in irgendeiner Form in der Leitstelle. Stichworte wie Busunfall, Gefahrstoffaustritt oder ein schlagartiges Unwetter lassen das Potential für den Einsatzumfang bereits erkennen. Je nach Organisation kann es sein, dass Leitstellenpersonal die Keimzelle für einen anwachsenden Stab darstellt. Wenn die Einsatzleitung, wie oft bei privaten Notruf- und Serviceleitstellen gänzlich bei der Leitstelle verbleibt, ist es elementar wichtig, dass auch das Instrumentarium für größere Fälle beherrscht wird.

Günstiges Verhalten für gute Führung

Führungsarbeit ist nicht nur Einsatzarbeit, sondern gleichzeitig auch Teamarbeit. Deswegen sind soziologische Prozesse ein elementarer Bestandteil der Arbeit. Sie sind die Voraussetzung für die buchstäbliche „Zusammenarbeit“ der Mitarbeiter in der Leitstelle, der Führungsgruppe oder des Stabes. Die Teamarbeit muss daher ständig gefördert werden. Zudem laufen Wahrnehmungs- und Kommunikationsprozesse ab. Sie sind wichtig, um Informationen korrekt wahrzunehmen, zu verarbeiten und weiter zu geben. Gleichzeitig liefern sie den Stoff für das Informationsmanagement. Die permanente Förderung des Lagebewusstseins ist daher eine wichtige Verhaltensweise. Anders ausgedrückt kann dies auch als das sich-bewusst-über-die-Lage-Sein verstanden werden. Es beschreibt die Fähigkeit und den Vorgang, Informationen wahrzunehmen, zu verarbeiten und daraus eine Vorstellung entwickeln zu können. Das Entscheiden kann als Kernprozess der Führungsarbeit verstanden werden und speist sich aus Informationen. Es beschäftigt sich zwar mit berufsständischen bzw. technischen Inhalten über das Ereignis und dessen Bewältigung, jedoch sind der Ablauf und die Effekte beim Entscheiden auch psychologischer oder gruppendynamischer Natur. 

Bei anstehenden Entscheidungen ist es allgemein wichtig, unvoreingenommen und frei zu denken. Dazu gehört sich ggf. frei von Emotionen zu machen und so seine eigenen Vorlieben ein Stück weit auszublenden. Das schließt daran an, dass man seine eigenen Entscheidungstendenzen kennen sollte. Gerade wenn es um komplexe Sachverhalte geht, kann es sinnvoll sein, sich das Problem als „Netz“ vorzustellen und sich damit die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zu veranschaulichen (Vgl. Dörner, 2003). Hierbei ist es einerseits wichtig, nicht allzu stark zu vereinfachen und somit wichtige Zusammenhänge mit „weg-zu-vereinfachen.“ Aus fehlender Systemkenntnis kann eine Unbestimmtheit resultieren – genau wie auch aus unsicheren oder unklaren Lagebildern. In der zur Verfügung stehenden Zeit wird man es kaum schaffen, alle unklaren Aspekte aufzulösen. 

Deswegen sollte man sich dazu anhalten, Unbestimmtes in gewissen Teilen zu ertragen und sich klar zu machen, dass es momentan nicht besser zu durchschauen geht. Da sich Situationen jederzeit ändern können, sollte man im Geiste flexibel bleiben. Das meint natürlich nicht, die Strategie permanent umzuwerfen. Vielmehr ist es wichtig, seine Wahrnehmung nicht auf Erwartetes zu verengen, sondern auch sensibel für Unerwartetes zu bleiben. Der Kommunikation kommt bei der Führungsarbeit eine zentrale Bedeutung zu. Durch sie realisiert sich alles, was bewirkt werden soll. Da Informationen das Gut der Führungsarbeit sind, ist die Kommunikation als Übermittlungsprozess die Grundlage für quasi „alles.“ Die Kommunikation verknüpft also sinnbildlich das Team und sein Handeln miteinander. Das eindeutige Kommunizieren-Können ist deswegen eine wichtige nicht-technische Fähigkeit.

Verhaltenstraining für die Praxis

Es ist deutlich erkennbar, dass diese Abläufe allesamt eher „weiche“ Faktoren sind. Angesichts ihrer Wichtigkeit ist klar, dass sie entscheidend sind um überhaupt als Führungsorgan zusammenarbeiten zu können. Führungstraining ist deswegen immer auch eine Art Verhaltenstraining. Das Erlernen der vorgestellten Verhaltensweisen erfordert geeignete Methoden. Hierfür eignen sich Trainingsstrategien auf Basis des Crew Resource Managements. Generell sollten die Methoden bedeutungsorientiert sein. Hierdurch erkennt der Trainee selbst den Mehrwert des Gelernten und konstruiert das Ergebnis der Lerneinheit selbst. Diese Art des Lernens erfordert die Begleitung bzw. Instruktion durch einen Trainer. Idealerweise ist dieses Training in den allgemeinen Aus- und Fortbildungsablauf eingebunden.

Im Buch „Führung und Stabsarbeit trainieren“ (Kohlhammer Verlag, 2019) wird die Gesamtheit der Abläufe von Führung von der fachlichen und spezifischen Leistungsfähigkeit mit dafür erforderlichen Werkzeugen und Verhaltensweisen bis hin zur Überprüfung der erreichten Ergebnisse betrachtet. Von zentraler Bedeutung sind die Werkzeuge, die für eine erfolgreiche Stabsarbeit notwendig sind und vom Autor speziell für die Stabsarbeit entwickelt wurden. Die praxisnahe Anwendung der vorgestellten Werkzeuge wird in eigens für dieses Buch produzierten Tutorial-­Videos illustriert.

Tutorial-Videos

Führen kann man lernen. Das gilt auch und gerade im Bezug auf Einsatzleitung und Stabsarbeit bei Einsatzorganisationen, Verwaltungen und Wirtschaftsorganisationen zum Zwecke der Gefahrenabwehr und des Krisenmanagements. Die Tutorial-Videos in dem verlinkten Channel illustrieren Führungswerkzeuge und Verhaltensweisen für „gute“ Führung an imaginären Beispielen. Der folgende QR-Code verweist direkt auf die Lernvideos auf YouTube.

Der vorliegende Beitrag ist Teil einer losen Serie zur Stabsarbeit. Bereits erschienen: CP 2/2016, CP 4/2016, CP 1/2017, CP 3/2017, CP 4/2017, CP 2/2018 und CP 2018/04.  


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