Tag Digitalisierung der Dimensionen

Mit der Digitalisierung der Dimensionen auf die Zeitenwende der Operationsführung reagieren

Erstmals hat AFCEA Bonn e.V. sich mit einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zur Digitalisierung in den militärischen Dimensionen gewidmet. Damit standen nicht, wie in den vergangenen Jahren, die einzelnen Teilstreitkräfte, sondern die Dimensionen im Mittelpunkt. Die Dimensionen der Bundeswehr sind Land, Luft/Weltraum, See und Cyber. Konflikte werden über diese Dimensionen hinweg ausgetragen. Daher ist es erforderlich, dass die Streitkräfte handlungsfähige Kräfte und militärische Fähigkeiten für alle Dimensionen vorhalten und diese in einem Multi-Domain-Ansatz zur Wirkung bringen. Die Grundlage für die Unterteilung militärischer Fähigkeiten entlang der vier Dimensionen Land, Luft/Weltraum, See und Cyber ist in der NATO harmonisiert und in ersten Überlegungen bereits implementiert. Bereits im Jahr 2018 wurden diese Grundlinien in die „Konzeption der Bundeswehr“ übernommen.

Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Vorstand von AFCEA Bonn e.V. und Beauftragter für Digitalisierung in der Luftwaffe, stellte in seiner Einführung fest: 

„Die Dimensionen stehen zusammen.“ Zwar habe man unterschiedliche Ausgangslagen und Bedarfe, aber man sei gemeinschaftlich auf den Weg zu dem gemeinsamen Ziel eines Multi-Domain-Warfighting sowie des dazugehörigen Command and Control. Ein schrittweises Vorgehen zu diesem Ziel führe – vor allem technologisch – über verschiedene Ansätze von Systemverbünden (System of Systems), zu einem ganzheitlichen dimensionsgemeinsamen Ansatz, strategisch, operativ und in Teilen auch taktisch. Die politisch angekündigte Zeitenwende sei auch eine militärische: eine Zeitenwende der Operationsführung mit neuen Technologien, fähigen Gegnern und einem neuen Fokus auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Dafür sei die Veranstaltung „Digitalisierung der Dimensionen“ eine Eröffnungs- und auch eine Zukunftsveranstaltung, um das Thema fachlich, technologisch und prozessual „am scharfen Ende“ der Bundeswehr zu begleiten. Die Veränderung sehe man auch daran, dass die operative Idee, gegen einen gut aufgestellten Gegner bestehen zu können, zuerst entwickelt wurde, und nun die Technologie zur Realisierung dieser Idee aufgefordert sei. In den vergangenen Jahren habe man neue Technologien in ein bestehendes Fähigkeitsportfolio integriert. Die Herausforderung sei, diese neue „Reihenfolge“ nun gemeinsam zwischen Forschung und Entwicklung, Beschaffung und nutzenden Operateuren/Dimensionen ins Leben zu führen.

Für die Dimensionen führten Brigadegeneral Frank Pieper, Chief Digital Officer Heer, Flottillenadmiral Ulrich Reineke, Abteilungsleiter Planung/Konzeption Marinekommando, Oberst i.G. Peter Kraus, Büroleiter Digitalisierung Kommando Lw und Generalmajor Dr. Michael Färber, Kommandeur Kommando ITBw, in Forderungen und Bedarfe ein. Sie stellten ihre spezifischen Ausgangspunkte und Herausforderungen dar – General Färber wies vor allem auf den Cluster-Ansatz von CIR hin, zielgerichtet digitale Werkzeuge zentral zur Nutzung durch die Anwender zur Verfügung zu stellen. Alle Vorträge zusammengenommen zeigten auf, dass in der Betrachtung der Zukunft eine hohe Konvergenz in der digitalen Ausrichtung zwischen den Dimensionen besteht. Dies ermöglicht nicht nur ein gemeinsames Vorgehen, sondern „erfordert“ es. Eine wichtige Erkenntnis der AFCEA Veranstaltung war diese gemeinsame Erkenntnis.

Die Multi-Domain-Sicht und die damit verbundene Konzentration auf eine künftige Datenwelt wurden durch Firmenvorträge technisch in Einzelaspekten dargestellt und erläutert. Herr Mannheim von AIRBUS deutete dabei auf die Entwicklungen eines System of Systems in der militärischen Luftfahrt (Stichwort „Future Combat Air System“) hin.

Herr Quak von T-Systems wies auf die Wirkungsüberlegenheit durch Informationsüberlegenheit hin. Dazu sei ein kriegstaugliches Datenmanagement ebenso wichtig, wie die Nutzung geeigneter Künstlicher Intelligenzen.

Herr Weber von HEXAGON sprach darüber hinaus über die Fusion von Daten zum Aufbau eines gemeinsamen Lagebilds. Hier gingen die Ansätze auch über die Streitkräfte hinaus in die BOS Welt hinein (Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben).

Die Veranstaltung schloss mit einem Podium zum Gesamtthemenbereich der „Digitalisierung der Bundeswehr am ‚scharfen Ende‘ – vom Heute zum gemeinsamen Morgen“. Dabei diskutierten die Stellvertreter der Inspekteure und der für Digitalisierung in den Dimensionen zuständigen Verantwortlichen: Generalleutnant Andreas Marlow, Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Generalmajor Jürgen Setzer und Flottillenadmiral Ulrich Reineke. Digitalisierung in den Dimensionen sei eine Sache, die von der Spitze der Verantwortlichen ausgehen müsse, so der Moderator des Podiums, Oberst a.D. Wirsching.

Fregattenkapitän d.R. Schillings, der durch den „Tag der Dimensionen“ moderierend führte, bedankte sich am Ende bei den zahlreichen Mitdiskutanten und Interessierten. Die lebhafte und sehr inhaltsreiche Diskussion zeige die Zukunftsorientiertheit des Themas auf. Alle Bereiche hätten sich auch weiterhin mit dem Multi-Domain-Ansatz zu befassen. AFCEA Bonn e.V. habe damit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion der digitalen Zukunftsentwicklung der Streitkräfte geleistet


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