30.09.2021 •

BKA: Deutlich mehr Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte im Corona- Jahr

Bundeslagebild Gewalt gegen
Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte 2020

Im Berichtsjahr 2020 wurden mit 38.960 Gewalttaten gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und -beamte (PVB) 325 mehr Fälle als im Jahr 2019 registriert (+0,8 Prozent). Bei der Anzahl der als Opfer von solchen Gewalttaten erfassten PVB fiel der Anstieg noch deutlicher aus: Hier wurden in 2020 84.831 betroffene PVB gezählt, also 4.474 Opfer mehr als im Vorjahr (+5,9 Prozent; 2019: 80.084), wie aus dem am 30. September vom Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlichten Bundeslagebild Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte hervorgeht.

Damit erreichen sowohl die Fall- als auch die Opferzahlen im Bereich der Gewaltkriminalität gegen PVB erneut Höchstwerte - der negative Trend der letzten Jahre setzte sich auch 2020 fort. So stieg die Anzahl der Gewalttaten gegen PVB seit 2012 um 20 Prozent und die Anzahl der als Opfer registrierten PVB sogar um 42 Prozent. Diese Entwicklungen verdeutlichen die zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber PVB in der Bevölkerung und zeugen von einer sinkenden Wertschätzung der Einsatzkräfte, welche immer häufiger ihre Gesundheit ernsthaft riskieren müssen, um ihre Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, erfüllen zu können.

2020 wurden Polizeivollzugsbeamte vermehrt Opfer von Gewalt.
2020 wurden Polizeivollzugsbeamte vermehrt Opfer von Gewalt.
Quelle: Pixabay/Ingo Kramarek

Besorgniserregend ist darüber hinaus vor allem der sprunghafte Anstieg der Anzahl von PVB, die Opfer von versuchten und vollendeten Tötungsdelikten wurden. Insgesamt zählte das BKA im Berichtsjahr 2020 bei 63 Mord- und Totschlagdelikten 114 PVB als Opfer, damit wurden bundesweit 42 mehr PVB als Opfer registriert als im Vorjahr (2019: 72 PVB). Bis auf einen Mordfall blieben die Tötungsdelikte im Versuchsstadium. Im Bereich der Gewaltkriminalität gegen PVB gab es weitere prozentual signifikante Anstiege der Opferzahlen bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikten, die gegenüber 2019 um 20,6 Prozent zunahmen (2019: 2.280; 2020: 2.749 PVB) sowie bei den tätlichen Angriffen, bei welchen mit 29.247 PVB insgesamt 11,7 Prozent mehr als Opfer registriert wurden als im Vorjahr (2019: 26.176 Fälle). Die meisten Opfer gab es wie schon 2019 im Zusammenhang mit Widerständen gegen Vollstreckungsbeamtinnen und Vollstreckungsbeamte - hier wurden 2020 44.213 PVB als Opfer gezählt.

Der Großteil der bei Gewalttaten gegen PVB ermittelten Tatverdächtigen ist männlich (84,5 Prozent) und deutsch (69,8 Prozent). Von den Verdächtigen waren viele zudem polizeilich bekannt (75,5 Prozent) und mehr als jeder zweite stand während der Tat unter Alkoholeinfluss (52,4 Prozent).

Auch wenn es im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie deutlich weniger Einsatzlagen im Zusammenhang mit Großveranstaltungen wie beispielsweise Fußballspielen oder Konzerten gab, nahm die körperliche Gewalt gegen PVB zu. Diese Entwicklung zu stoppen und den gegenseitigen respektvollen und wertschätzenden Umgang bei Einsatzlagen der Polizei wieder gesellschaftlich zu etablieren und stärken, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Angriffe auf Repräsentanten des Staates dürfen nicht als vermeintlich erforderliches Mittel zur Meinungsäußerung gerechtfertigt werden und sind entschieden zu verurteilen.

Weiter Informationen finden Sie im aktuellen Bundeslagebild unter: www.bka.de/BLB-Gewalt-gg-Polizei2020.



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