Jetzt schlägt das Herz des DRZ auch offiziell
Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum weiht „Living Lab“ virtuell ein – Anwender-Workshop mit rund 200 Gästen
Die Kombination von Kommunikations- und Digitaltechnologien mit robotischen Systemen eröffnet Feuerwehren und Rettungsdiensten künftig die Möglichkeit, Einsatzabläufe deutlich zu beschleunigen und zu verbessern. Darauf hat der Koordinator des Forschungsverbundes für das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum (DRZ), Dirk Aschenbrenner hingewiesen.
Bei der virtuellen Einweihung des sogenannten „Living Lab“, in dem das DRZ mobile Robotersysteme für die zivile Gefahrenabwehr erforscht und entwickelt, sagte Aschenbrenner, der auch Leiter der Feuerwehr Dortmund ist: „Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass Drohnen künftig im Alarmfall den Einsatzkräften vorauseilen, um sehr schnell ein möglichst genaues Bild von der Schadenslage zu erstellen.“ Dieses Lagebild könne dann die Basis für einen optimierten Einsatz der Rettungskräfte und eine Optimierung des Ressourceneinsatzes sein. Wegen der derzeitigen Corona-Einschränkungen soll die offizielle Einweihung des Living Lab am 28.Mai 2021 mit einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung nachgeholt werden. Im Anschluss ist ein wissenschaftliches Symposium als Hybrid-Veranstaltung geplant.
Als realistisches Zukunftsszenario bezeichnete Aschenbrenner im Interview mit dem Moderator der Veranstaltung, Dr. Hauke Speth vom Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen, den vollautomatisierten Einsatz von „Löschdrohnen" für Entstehungsbrände zum Beispiel in vollautomatisierten Lägern oder Produktionsstätten. „Insbesondere sogenannte menschenfeindliche Umgebungen mit Gefahrstoffen, radioaktiver Strahlung oder beispielsweise Trümmern nach Teileinstürzen von Gebäuden bedeuten immer noch große Herausforderungen für Einsatzkräfte“, so der Diplom-Ingenieur. „Robotische Systeme können in diesen Bereichen Einsatzkräfte unterstützen und Aufgaben übernehmen, damit Feuerwehrleute und Retter nicht den Gefahren ausgesetzt werden.“
Nach wie vor seien bei Feuerwehr- und Rettungseinsätzen Schnelligkeit, Sicherheit und Genauigkeit höchstes Gebot. „Hierzu bieten moderne Technologien vielfältige Möglichkeiten. Das DRZ leistet einen wichtigen Beitrag, solche Systeme nach den Bedürfnissen der Anwender zu entwickeln und marktfähig zu machen“, so Aschenbrenner, bevor DRZ-Geschäftsführer Robert Grafe den rund 200 anwesenden Online-Gästen die neue Halle vorstellte.
Mit der Einrichtung des Living Lab sei ein wichtiger Meilenstein erreicht, sagte Sabine ten Hagen-Knauer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in einem Grußwort. Damit fange das Herz des DRZ zu schlagen an. Deutschland solle zu einem führenden Anbieter der Rettungsrobotik werden. Oskar von Stryk, Professor an der TU Darmstadt und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des DRZ e.V., wies auf die Bedeutung der Einrichtung für den Austausch zwischen Einsatzkräften, Wissenschaftlern und der Industrie hin, bevor Projektkoordinator Stefan Grobelny vom Dortmunder Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie (IFR) einen umfangreichen Überblick über robotische Systeme in der Gefahrenabwehr gab.
In einem anschließenden Anwenderworkshop informierten Vertreter von Projektpartnern aus der Industrie (Minimax-Viking Research und Werkfeuerwehr BASF) und der Wissenschaft (Technische Universität Darmstadt) zunächst über bodengebundene Robotersysteme. Im zweiten Teil des Workshops standen die unterschiedlichen Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten von unbemannten Luftsystemen im Mittelpunkt. Dazu berichteten Vertreter der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, der Uni Bonn und der Berliner Feuerwehr über ihre Erfahrungen.
„Die fast vierstündige Veranstaltung hat das große Interesse am Thema Rettungsrobotik einmal mehr deutlich gemacht“, sagte Dirk Aschenbrenner zum Abschluss. „Das Erfolgsmodell DRZ wäre auch ein gutes Vorbild für ein schon länger von der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) gefordertes Kompetenzzentrum für die Digitalisierung in der zivilen Gefahrenabwehr.“
vfdb