In Zeiten steigender Mobilität, rasant zunehmender technischen Entwicklung und steigender Nutzung technischer Hilfsmittel in der Gesellschaft erhöht sich automatisch auch die Abhängigkeit von Energie. Die Abhängigkeit von elektrischem Strom ist heute allgegenwärtig spürbar.
Im ganz Kleinen betrifft es z. B. das Aufladen des Smartphones oder die selbstverständliche Nutzung des PCs am Arbeitsplatz, im ganz Großen betrifft es die Versorgung eines ganzen Landes zur Gewährleistung und Aufrechterhaltung einer Infrastruktur. Welchen Stellenwert diese Versorgung im Leben hat, spürt sicher jeder in seinem eigenen Mikrokosmos. Besonders deutlich wird es jedoch, wenn es in Folge fehlender elektrischer Energie zu einer ernsten Gefahr für Sachgüter, oder – im schlimmsten Fall – zu einer ernsthaften Gefahr für Leib und Leben kommt.
In einem technisch sehr fortschrittlichen und weitentwickelten Land wie der Bundesrepublik Deutschland sind wir bisher von größeren Katastrophen, wie z. B. Erdbeben etc., verschont geblieben. Hochwasserlagen, wie z. B. das Elbe-Hochwasser 2002 und 2013 bzw. das Oder-Hochwasser 1997, oder aber der flächendeckende Stromausfall im Münsterland 2005 machen jedoch deutlich, dass auch eine sehr weitentwickelte Gesellschaft schnell an den Rand einer funktionierenden Infrastruktur gelangen kann.
Mögliche Einsatzszenarien
Die Feuerwehr besitzt verschiedene Geräte für die Stromversorgung von Gebäuden, großen Maschinen, Beleuchtungsgeräten, Rettungsgeräten, Werkzeugen und Pumpen. Damit ist sie, ihren Aufgaben entsprechend, aufgestellt um
- bei langanhaltenden Stromausfällen (über mehrere Tage hinweg) eine zwingend erforderliche Infrastruktur zu gewährleisten bzw. zu unterstützen,
- dem Amtshilfeersuchen anderer Behörden mit Beleuchtungskomponenten (z. B. Beleuchtung von Tatorten, Beleuchten und Betreiben von Sammel- und Versorgungsstellen) zu entsprechen,
- den Erfordernissen der Einsatzstellen (z. B. Be- und Entlüften, Umpumpen von Gefahrenstoffen, allg. Beleuchtung, Einsatz verschiedener elektrischer Werkzeuge, Einsatz von Tauchpumpen etc.) zu entsprechen.
Mobile Stromversorgung
Am Beispiel der Berliner Feuerwehr sollen im Folgenden kurz die verschiedenen Arten der mobilen Stromversorgung, die entsprechende Ausstattung und der taktische Einsatzwert mit Beispielen erläutert werden.
Fest im Fahrzeug verbaut
Zum einen ist die Energieerzeugung durch einen über den Nebenabtrieb des Fahrzeugmotors betriebenen Generator (20 kVA) möglich. Von diesen Fahrzeugen verfügt die Berliner Feuerwehr über vier Stück, von denen zwei im regulären Einsatzdienst fahren und zwei als Reserve vorgehalten werden. Der Generator hat eine Nennleistung von 20 kVA. Mit diesem Aggregat werden verschiedene Geräte, wie z. B. der fest verbaute Lichtmast, der hydraulische Rettungssatz, diverse Elektrowerkzeuge für die technische Hilfeleistung und elektrische Pumpen für Flüssigkeiten und Gefahrstoffe, betrieben.
Einen Sonderfall stellt in diesem Bereich der ELW 3 dar. Dieses Fahrzeug verfügt über einen fest verbauten 20 kVA Generator mit eigenem Verbrennungsmotor, der ausschließlich zur Deckung des elektrischen Eigenbedarfs an Einsatzstellen verwendet wird.
Abrollbehälter
Im Bereich der Abrollbehälter müssen bei der Berliner Feuerwehr zwei unterschiedliche Einsatzbereiche betrachtet werden. Zum einen gibt es drei Abrollbehälter AB Generator mit Nennleistungen von 1 x 300 kVA und 2 x 350 kVA. Diese Abrollbehälter werden zur Fremdeinspeisung in fremde Stromnetze vorgehalten bzw. sind für den Betrieb des AB Ventilator (Belüftung von Tunnelanlagen der öffentlichen Verkehrsmittel) notwendig.
Zum anderen existieren Abrollbehälter, wie z. B. zwei AB DEKON, zwei AB Gefahrgut, ein AB ManV, die mit sowohl fest verbauten als auch tragbaren Stromaggregaten ausgerüstet sind. Diese werden für die Gewährleistung eines autarken Betriebs (Beleuchtung, Wasserbereitung, Pumpen, etc.) dieser jeweiligen taktischen Einheit benötigt.
Anhänger
Die Mobilität der vorgenannten Varianten stößt natürlich aufgrund der Fahrzeuggröße schnell an natürliche Grenzen. Weitaus größere Mobilität erlangt man hier mit einer Anhängerlösung. In diesem Bereich unterhält die Berliner Feuerwehr neun Anhänger Notstrom und zwei FwA-Lichtmast. Die Anh. Notstrom haben eine Leistung von 66 kVA und werden als Netzersatzanlage (NEA) verwendet um Feuerwachen, im Falle eines Stromausfalls, mit Strom zu versorgen. Die FwA-Lichtmast werden zur Ausleuchtung von Einsatzstellen verwendet, können aber durch das 20 kVA Aggregat auch weitere elektrische Arbeits- und Beleuchtungsmittel an der Einsatzstelle versorgen.
Tragbare Stromerzeuger
Die größte Flexibilität im Bereich der mobilen Stromerzeuger erlangt man jedoch zweifellos mit tragbaren Stromerzeugern. In verschiedenen Leistungsstufen (2 kVA, 8 kVA, 14 kVA) finden sich diese mobilen Stromerzeuger auf allen LHF der Berliner Feuerwehr. Die vielseitige Verwendbarkeit des LHF (Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug) begründet sich in der umfangreichen Beladung für Brandbekämpfung und Technische Hilfeleistung. Hier können mobile Beleuchtungseinheiten, Tauchpumpen, das Motorpumpenaggregat des hydraulischen Rettungssatzes und verschiedene elektrische Werkzeuge betrieben werden.
Aufgrund der schnellen Entnahmemöglichkeit können der mobile Stromerzeuger und die entsprechenden elektrischen Verbraucher somit an nahezu jedem Einsatzort in Stellung gebracht werden. Weitere Stromaggregate dieser Art finden sich auf Sonderfahrzeugen, wie zum Beispiel dem Klef, dem TM50 und dem GW-Wasserrettung. Hier werden in erster Linie zusätzliche Beleuchtungskomponenten mit Strom versorgt, um autarkes, sicheres Arbeiten auch bei Dunkelheit zu ermöglichen.
Eine Sonderposition nehmen die sogenannten Alarmpaletten Licht und Alarmpaletten Wasser ein. Hier wurden jeweils neun EURO-Paletten für den sofortigen Einsatz vorkonfektioniert. Ausgerüstet mit einem 8 kVA Stromerzeuger, Kabeltrommel mit Zubehör, Kraftstoffkanister und entsprechend der Bezeichnung einer kompletten tragbaren Beleuchtungseinheit oder einer Tauchpumpe, stehen diese Paletten im Pionierlager dem Einsatzdienst sofort zur Verfügung.
Fazit
Elektrischer Strom und die vielfältigsten elektrischen Verbraucher sind aus dem heutigen Leben nicht mehr weg zu denken. Um diesem Bedarf gerecht zu werden und im Falle von Notlagen Hilfe leisten zu können bzw. einen Grundbedarf an elektrischer Energie zur Verfügung zu stellen, werden die Hilfsorganisationen auch zukünftig auf mobile Stromaggregate angewiesen sein.
Diese dienen in erster Linie der Versorgung der eigenen Einsatzmittel, können mit zunehmender Größe und Kapazität aber auch für Fremdeinspeisung verwendet werden. Die notwendigen Kapazitäten, aber auch die Anzahl an vorgehaltenen Geräten, muss dabei natürlich an die entsprechenden Einsatzzwecke angepasst werden.
Ein weiteres logistisches Problem stellt die Versorgung dieser Aggregate mit Kraftstoffen dar. Tragbare Stromerzeuger haben i. d. R. eine Betriebszeit von 1,5 h, Anhänger gebundene Aggregate eine Betriebszeit von 12 h, bevor ein Tankvorgang erforderlich wird. Hierfür müssen geeignete Lager und Transportkomponenten zur Versorgung, bzw. auch Einsatzpläne vorhanden sein um das System der mobilen Stromversorgung am Leben zu erhalten!
Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung ist beispielsweise das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt „TankNotStrom“ und dessen Ergebnisse.
Crisis Prevention 4/2015
Christoph Stiller
Berliner Feuerwehr
ZS Fahrzeuge und Geräte
Planung und Beschaffung
Nikolaus-Groß-Weg 2
13627 Berlin
Tel.: 030/387-30312
E-Mail: Christoph.Stiller@Berliner-Feuerwehr.de