Die überwältigende Resonanz und das Interesse an den Themen des letzten Jahres, die sich an dem roten Faden orientierten, die digitale Zukunft intelligent, vernetzt und sicher zu gestalten, haben AFCEA Bonn e. V. als gemeinnützig agierenden Verein bestärkt, im Jahr 2019 nicht nur den technologischen Entwicklungen Rechnung zu tragen sondern mit dem Jahresthema „Digitale Kompetenz und Konvergenz – im Zeitalter intelligenter Systeme“ unsere Veranstaltungen auch weiterhin auf eine thematisch breite und zukunftsträchtige Basis zu stellen.
Die heutigen technischen Entwicklungen zur Digitalisierung gehen einher mit hohem Veränderungsdruck auf die Gesellschaft und führen zu einem grundlegenden Paradigmenwandel für die Sicherheitspolitik. Innere und äußere Sicherheit können nur noch gemeinsam wahrgenommen werden. Die vorhandene und die neu entstehende Technik lässt sich nicht in „zivil“ und „militärisch“ trennen, sondern bildet ein breites Spektrum von „Enablern“, die für die Sicherheitsvorsorge der Gesellschaft relevant sind und die geeignet sind, einem Konfliktgegner „seinen Willen aufzuzwingen“. „High-Tech“ ist schon lange keine Domäne der Militärtechnik mehr.
Insbesondere die alles durchdringenden IT-Systeme werden mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz (KI) immer selbstständiger und leistungsfähiger – dies gilt sowohl für militärische Anwendungen als auch für Lösungen der öffentlichen Verwaltung wie auch für den gesamten zivilen Sektor.
Künstliche Intelligenz im Verständnis des maschinellen Lernens und der Verarbeitung von Massendaten (Big Data) ist bereits heute schon ein starker Treiber von Veränderungen.
Mit 97 Prozent Genauigkeit bei der automatischen Bilderkennung oder 95 Prozent Genauigkeit bei der automatischen Spracherkennung ist das menschliche Vermögen bereits überflügelt worden. Es ist davon auszugehen, dass bereits ab 2025 mehr als die Hälfte von menschlichen Aufgaben automatisiert dargestellt werden können. Das heißt aber noch nicht, dass der Mensch überflüssig wird. In der Diskussion wird es zukünftig sehr darauf ankommen, zwischen Automatisierung und Autonomie zu unterscheiden.
Auch in der modernen Kriegsführung nimmt mit zunehmender Verbesserung der Leistungsfähigkeit „intelligenter“ Systeme der Grad der Automatisierung und damit die Geschwindigkeit des Wirkens zu. Doch erst vollständig autonome Waffen könnten eine Revolution in der Kriegsführung einleiten, ähnlich wie die Erfindung des Schießpulvers und der Atombombe. Vollständig autonome Waffen sind schnell und präzise, haben im Vergleich zum Menschen jedoch kein Gewissen. Wie darf eine zukünftige Kriegsführung aussehen, in der der „Human Factor“ keine Rolle mehr spielt?
Der Umgang mit intelligenten Systemen und ihrer Autonomie verlangt eine neue Kompetenz im Umgang mit ihnen, denn die Mensch-Maschine-Interaktion wird sich drastisch verändern. Der Einsatz von Pflegerobotern steht beispielhaft für diese drastische Veränderung.
Das Bestreben, die Leistungsfähigkeit von KI-basierten Systemen auf der Skala von der manuellen Steuerung bis zur vollständigen Autonomie immer weiter zu verschieben, erfordert einerseits Klarheit über zu erwartende technische Machbarkeit und andererseits Klarheit über die Verantwortung bei deren Verwendung. Die dadurch zu führende ethische Diskussion wird den Staat als Regulativ stärker fordern als es jetzt beispielsweise in der Diskussion des autonomen Fahrens der Fall ist.
Neben den neuen Technologien und Entwicklungen gilt es natürlich auch das Feld der daraus erwachsenden (neuen) Fähigkeiten und (neuen) Risiken zu betrachten. Wird es zukünftig neben einer Sicherheit 4.0 auch eine Ethik 4.0 bzw. eine Moral 4.0 geben müssen?
Auch 2019 ist es Anliegen von AFCEA Bonn e. V., wieder eine breite Plattform zu bieten, den Austausch, die Diskussion mit Bundeswehr, Behörden, Industrie und Wissenschaft in diesem zukunftsweisenden Thema zu ermöglichen. Digitale Kompetenz über digitale Konvergenz trägt entscheidend zum Fortschritt und zur digitalen Souveränität bei. Jeder Beitrag ist dabei notwendig.
Crisis Prevention 1/2019