Baden-Württembergs größter Bundeswehrstandort wächst weiter
Soldatinnen und Soldaten müssen zur Herstellung und Wahrung ihrer Dienstfähigkeit Sport treiben und sich zu jeder Jahreszeit fit halten. Hierfür sind sie witterungsbedingt nicht nur auf der Schwäbischen Alb regelmäßig auf Fitnessräume angewiesen. In Stetten am kalten Markt entstand dazu der Neubau eines Interim-Konditionsraumes.
Der bestehende Konditionsraum in der Bundeswehrliegenschaft Stetten am kalten Markt, für die das dortige Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZB) zuständig ist, gelangte durch die Stationierung verschiedener, weiterer Truppengattungen in den letzten Jahren an seine Kapazitätsgrenze. Um die fehlenden Räumlichkeiten bis zur Fertigstellung anderer Baumaßnahmen zu kompensieren, war ein behelfsmäßig nutzbarer Raum zwingend erforderlich. Die Bundeswehr hat das Staatliche Hochbauamt Stuttgart mit dem Neubau eines Konditionsraumes beauftragt, der angemessene Trainingsmöglichkeiten bietet und schnell Abhilfe schafft.
Städtebau und Entwurf
Der Konditionsraum liegt innerhalb der Kaserne, im Bereich des ältesten Teils der Truppenunterkunft Heuberg. Die umgebenden Gebäude sind ein- bis zweigeschossig und wurden um 1910 entlang eines rechtwinklig verlaufenden Straßengitternetzes errichtet. Die historischen Sattel- und Walmdächer liegen entlang alleeartig bepflanzter Straßenzüge. Der Neubau des Interim-Konditionsraumes orientiert sich an dieser historischen Bausubstanz und führt diese in einem modernen Kontrastbau mit reduzierter Höhe und angemessenen Gestaltung fort. Das Bauwerk tritt als flacher, eingeschossiger Baukörper mit leicht geneigtem Satteldach in Erscheinung.
Entwurf, Konstruktion, Gestaltung
Der visuelle Kontrast der dunkelgrauen, holzverkleideten Giebelseiten zur umlaufenden, asymmetrischen Hülle des Daches mit ebenfalls grau glänzender Blechbekleidung betont den Bau innerhalb seines historischen Umfeldes. Für die Grundkonstruktion des Gebäudes wählte das Projektteam des Staatlichen Hochbauamtes Stuttgart eine moderne Holzständerbauweise. Das asymmetrische Dach besteht aus teilvorgefertigten Dachelementen aus Sparren mit einer unteren Beplankung aus Grobspanplatten. Die Zwischendämmung sowie der restliche Dachaufbau wurden vor Ort angebracht.
Als Hülle des Gebäudes hat das Bauamt eine abgewandelte Tonne in Form eines Fünfecks gewählt. Das Material des Daches wird wie ein einfassendes Band über die Nordwest- sowie die Südostfassade fortgeführt. Die Giebelseiten aus Fensterflächen und Holzschalung setzen sich von der übrigen Fassade ab und treten durch die dunklere Farbgebung in den Hintergrund. Das gesamte Gebäude ist mit einer hinterlüfteten Fassade verkleidet. Der in die Dachhaut eingeschnittene, überdachte Eingangsbereich ist mit anthrazitfarbenen Fassadenplatten an den Wänden und an der Decke verkleidet. Der Zugang zum Gebäude hebt sich dezent, aber dennoch eindeutig aus der homogenen Fläche der Blechfassade hervor. Die Tür zum Technikbereich ist verdeckt, als sogenannte „Tapetentür“, ausgeführt und verschwindet in der Holzschalung der Fassade.
Im Fitnessraum sind Wände und Decke mit sichtbar gehaltenen rohen Grobspanplatten bekleidet. Die industrieartigen Oberflächen werden durch einen Kautschukboden, offen geführte technische Installationen und Beleuchtungselemente schlüssig fortgeführt. Die Gestaltung unterstreicht den temporären Charakter des Gebäudes. Die Umkleide- und Sanitärbereiche sind schlicht in Weiß und Grau gehalten.
Ina Neusch und Michael Bienzle