Was macht eigentlich…National Air Cargo?

Heinz Neumann

National Air Cargo

Die meisten Menschen halten Luftfracht wahrscheinlich für keine besonders spannende Angelegenheit. Es werden eben Güter in Flugzeuge verladen und an ein Ziel geflogen. Das geschieht meistens nachts. Die Flugzeuge sind sehr groß und spärlich mit Personal besetzt. Das Einzige, was der Normalbürger darüber hinaus noch mit dem Begriff Luftfracht verbindet, ist vielleicht, dass man wegen des nächtlichen Fluglärms besser nicht in der Nähe eines Fracht-Drehkreuzes wohnt. 

Für die üblichen Luftfracht-Anbieter treffen diese mageren Fakten womöglich zu, aber es gibt auch auf diesem Gebiet Arbeit jenseits der Routine, exotische Herausforderungen und außergewöhnliche Lösungen, und es gibt ein Unternehmen, das für so etwas zuständig ist. 

Es heißt National Air Cargo (kurz NAC) und wurde 1991 von dem US-Amerikaner Chris Alf gegründet. Das Unternehmen entstand aus der Feststellung, dass es zahlreiche Problemstellungen bei der Luftfracht gibt, die die Möglichkeiten herkömmlicher Anbieter sprengen. Naturgemäß kommen solche heiklen Aufträge oft aus dem militärischen Bereich, und genau dort nahm das Unternehmen auch seinen Anfang. Sehr schnell hatte der Gründer in US Air Force-Kreisen den Ruf, Sendungen schneller, besser und ideenreicher zu transportieren als andere. 

Dirk Verheijden ist der Geschäftsführer von National Air Cargo Deutschland in Frankfurt. Er beschreibt das Erfolgsrezept des Unternehmens so: „Wir gehen nicht mit einer großen Produktpalette an den Kunden heran, sondern fragen, was genau seine Bedürfnisse im heutigen Markt sind und richten uns dann komplett darauf ein. 

Ein gutes Beispiel für dieses Vorgehen ist die Betreuung des Medical Material Centers Europe der US-Armee in Pirmasens, welches aus Europa die weltweite medizinische Versorgung, also für Afrika, den Mittleren Osten und Asien, verantwortet und in Krisengebieten unter anderem für das Rote Kreuz und weitere Organisationen unterstützend tätig ist.

 "Wir sorgten federführend für die nötige Logistik, indem wir vor Ort schon Güter mit dem Militär zusammen verpackt hatten. Unsere Leute, die z. B. im Handling von Gefahrgut geschult sind, arbeiten mit im Logistikprozess bis hin zur Auslieferung von sogenannten Dead or Alive-Sendungen, bei denen es innerhalb eines 24-Stunden-­Rahmens darum geht, Medikamente auch noch an den abgelegensten Punkt der Erde zu bringen, wo halt gerade ein spezielles Medikament oder Operationsmaterial benötigt wird, um Leben zu retten.“

Geschäftsführer in Deutschland Dirk Verheijden
Deutschland-Geschäftsführer Dirk Verheijden.
Quelle: National Air Cargo

Der Alltag bei einem solchen Unternehmen kann nicht von Routine bestimmt sein. Jeder Auftrag ist anders. Diese Beweglichkeit drückt sich auch in einer eigenen Flugzeug-Flotte aus. Das Rückgrat besteht aus Boeing 747 - 400. Dazu werden je nach Anforderung kleinere und größere Maschinen dazu-gechartert. NAC verfügt über einen Pool verschiedenster Flugzeuge, wie zum Beispiel Boeing 747, Airbus A-300, ­Lockheed L-100, Iljuschin IL-76, Antonov AN-12, AN-26,  AN-124 und sogar Antonov AN-225 – größtes Flugzeug der Welt, das bereits von NAC eingesetzt wurde. 

Das gesamte Konzept des Carriers ist auf möglichst große Flexibilität ausgerichtet. Nicht nur die Flotte ist vollkommen auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet, sondern auch das eigene Personal. Dirk Verheijden beschreibt das so: „Wenn ein Kunde in einem unserer Büros weltweit anruft, ist unsere Maxime, dass jeder Mitarbeiter, der ans Telefon geht, ihn sofort kompetent beraten kann, gleichgültig um welche Problemstellung es sich handelt. Wir sehen das als Herausforderung, die wir mit großem Ehrgeiz umsetzen. Das ist sicher auch ein Grund für unseren Erfolg. Dieser Aufwand ist hoch, denn die Basis dafür ist natürlich permanente Schulung jederzeit und überall. Aber was nützt es, wenn ein Luftfrachtunternehmen eine riesige Flugzeugflotte hat, aber Ihnen niemand zeitnah garantieren kann, dass das Flugzeug, das Sie brauchen, auch wirklich in zwei Stunden startbereit ist?“

NAC ist in Orlando/USA beheimatet und verfügt über fünf Niederlassungen weltweit, unter anderem in Amsterdam, Frankfurt und Dubai. Man ist bewusst davon abgerückt, möglichst zahlreiche Büros in jedem Winkel des Planeten einzurichten, da es sich erwiesen hat, dass einheimische Kräfte lokale Herausforderungen beispielsweise bei Zoll- und Genehmigungsfragen zumeist schneller und besser lösen können, als entsendete Europäer oder Amerikaner. Letztere können jahrelang in afrikanischen oder asiatischen Ländern leben und arbeiten, aber sie werden mit hoher Wahrscheinlichkeit schwierige Situationen bei Ein- oder Ausfuhr nicht so geschmeidig lösen können wie einheimische Partner. Deshalb unterhält NAC ein Netz von über 2 000 nach Aussage Verheijdens „handselektierter“ Partner vor Ort.

Der Kunde selbst merkt von diesem weitverzweigten Netzwerk nichts. Er wendet sich an eines der National-Büros in seiner Nähe, schildert sein Problem und bleibt während der gesamten Abwicklung sozusagen in einer Hand. Ein Zuständiger kümmert sich um den kompletten Auftrag, von der ersten Anfrage bis zur pünktlichen Zustellung. Zu diesem Komplett-Service gehört natürlich auch die Lösung aller Sicherheitsfragen.

Im Einsatz für das Unternehmen ist das größte Flugzeug der Welt, die Antonow...
Das Unternehmen hatte schon die Antonow AN-225 im Einsatz – das größte Flugzeug der Welt.
Quelle: Wikipedia Commons, Dmitry A. Mottl

NAC befördert jedoch nicht ausschließlich Güter. Wenn Passagiere mit ungewöhnlichen Anforderungen reisen wollen, findet man auch dafür die entsprechenden Lösungen. Beispielsweise werden häufig ganze Symphonieorchester mit ihren Instrumenten transportiert. Auch Fußballnationalmannschaften oder NHL Profiteams sind Kunden ebenso wie Task Forces der US Streitkräfte.

Um die Zukunft macht sich bei NAC niemand Sorgen. Das Geschäft mit internationaler Luftfracht ist ein Wachstumsegment und auch die damit verbundenen Herausforderungen werden nicht weniger. Das Know-how zur Lösung dieser Herausforderungen wächst bei den National-Experten dagegen täglich. 

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