23.01.2023 •

    Exportschlager Ehrenamt: THW bildet irakischen Katastrophenschutz aus

    Bonn. Besuch aus der Region Kurdistan-Irak: Rund 20 irakische Katastrophenschützerinnen und -schützer absolvierten diese Woche ein „First Responder Training“ (FRT) beim Technischen Hilfswerk (THW). Seit dem Jahr 2016 unterstützt das THW die Partnerorganisation Joint Crisis Coordination Centre (JCC) in Erbil aktiv beim Aufbau eines ehrenamtlichen Katastrophenschutzes. Im Training lernen die Ehrenamtlichen wie sie grundlegende Kenntnisse des Katastrophenschutzes vermitteln können – insbesondere auch an Menschen mit niedrigem Bildungsstand. Im Zuge des Trainings traf sich der Generaldirektor des JCC, Hussein Kalary, am Mittwoch in Bonn mit THW-Präsident Gerd Friedsam.

     „Ich freue mich sehr, dass ein Katastrophenschutz mit haupt- und ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteuren in der Region Kurdistan-Irak so gut angenommen wird. Es zeigt, dass dieses Konzept, unser Konzept, nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt einen Mehrwert für die Gesellschaft bietet“, betont Friedsam.

    Diese Woche fand auf dem THW-Übungsgelände in Wesel das dritte „First Responder Training“ mit 19 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Die ersten Trainings dieser Art wurden erfolgreich im Jahr 2019 durchgeführt. Die Irakerinnen und Iraker engagieren sich bereits ehrenamtlich im JCC, manche arbeiten dort auch hauptamtlich. „First Responder“ bedeutet, dass sie als Ersthelferin oder Ersthelfer vor Ort sind – sie sind sozusagen die erste Antwort nach einem Erdbeben. Dabei geht es nicht nur um die Hilfe für andere, sondern auch für sich selbst und die eigene Familie, denn die Region im Nordirak ist besonders erdbebengefährdet.

     „Das Wissen, wie man sich mit einfachsten Gegenständen nach einer Katastrophe selbst hilft, ist vor allem in abgelegenen Gebieten überlebenswichtig“, unterstreicht Friedsam. 

    Die FRT sind bei den Ehrenamtlichen begehrt, es gibt mehr Interessierte als Plätze. Im Training lernten sie diese Woche deshalb vor allem auch, wie sie Inhalte an andere vermitteln können.

     „Je mehr Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wir haben, desto mehr Menschen können wir erreichen und desto mehr Menschen haben eine bessere Chance, das nächste Erdbeben, unbeschadet zu überstehen“, so Friedsam. 

    Damit auch bildungsferne Bevölkerungsgruppen die Inhalte umsetzen können, müssen die Ausbilderinnen und Ausbilder diese so einfach wie möglich aufbereiten. Das Training legt deshalb auch einen Fokus auf leicht verständliche Lehrmöglichkeiten.

    Schon seit dem Jahr 2013 engagiert sich das THW im Irak im Bereich der Nothilfe und leistete Unterstützung in den Camps für Binnenvertriebene und Flüchtlinge. Im Jahr 2016 startete schließlich das unter anderem vom Auswärtigen Amt finanzierte „Capacity Development Projekt“. Zusammen mit dem JCC arbeitet das THW darin am Aufbau einer operativen ehrenamtlichen Struktur in der Region Kurdistan-Irak. Dafür errichtete es bis heute vier Logistikzentren, baute fünf ehrenamtliche „Rapid Response Units“ (RRU, auf Deutsch: Schnelleinsatzeinheit) auf und führte Trainings für die irakischen Einsatzkräfte durch.

    Nach rund sieben Jahren intensiver Arbeit gibt es dank der Unterstützung des THW in der Region Kurdistan-Irak mittlerweile einen einsatzfähigen ehrenamtlichen Katastrophenschutz. Das Treffen des JCC-Generaldirektors Kalary mit THW-Präsident Friedsam läutete nun die nächste Phase des Projektes ein, denn mit dem Aufbau eines eigenen „Operation Rooms“ möchte das JCC ein weiteres Merkmal des deutschen Katastrophenschutzes und insbesondere des THW etablieren. Die auf Deutsch „Leitungs- und Koordinierungsstab“ (LuK) genannte Struktur wird im Einsatzfall aktiv. Von zentraler Stelle aus koordinieren speziell geschulte Kräfte alle Aspekte des Einsatzes und sorgen so für einen möglichst effizienten und erfolgreichen Einsatz. Neben Unterstützung in der Planung der Räume wird das THW voraussichtlich noch in diesem Jahr Personal für die neuen „Operation Rooms“ ausbilden und so seine große Erfahrung in diesem Bereich an das JCC weitergeben.  

    „Zusammen haben wir bis hierher schon Unglaubliches geschafft. Ich danke Ihnen und dem gesamten JCC für die gute Zusammenarbeit. Katastrophenschutz ist Gemeinschaftsaufgabe. Je enger wir zusammenrücken, je mehr wir uns austauschen und je mehr wir voneinander lernen, desto besser werden wir. Ich bin gespannt, was wir in den nächsten zwei Jahren zusammen erreichen können und freue mich darauf, den ehrenamtlichen Katastrophenschutz in der Region Kurdistan-Irak in die nächste Phase zu begleiten“, bekräftige Friedsam am Ende des Treffens.

    Das THW ist die ehrenamtliche Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit mehr als 85.000 Freiwilligen, davon die Hälfte Einsatzkräfte, ist die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinem Fachwissen und den vielfältigen Erfahrungen ist das THW gefragter Unterstützer für Feuerwehr, Polizei, Hilfsorganisationen und andere. Das THW wird zudem im Auftrag der Bundesregierung weltweit eingesetzt. Dazu gehören unter anderem technische und logistische Hilfeleistungen im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von UN-Organisationen.

    Mehr Informationen zum Engagement des THW im In- und Ausland finden Sie hier: www.jetzt.thw.de 


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