Im Jahr 5 des Bestehens des ABC-Abwehrkommandos der Bundeswehr in Bruchsal und gleichzeitig zum Dienstende des Kommandeurs, Oberst Henry Neumann, wurde die Entwicklung zum „Fähigkeitskommando“ für ABC-Abwehr der Bundeswehr gekrönt mit der multinationalen Übung CORONAT MASK. Über 1500 Soldaten aus 13 Nationen übten im September in 4 Ländern – Deutschland, Tschechische Republik, Slowakei und Italien – gleichzeitig unter einer einheitlichen Lage – die größte ABC-Abwehrübung, die jemals in der NATO durchgeführt wurde.
In einem sog. Non-Article-5 Szenario, also in einer Krisensituation, in der Anschläge auch mit CBRN Schadstoffen erfolgten, reichten die gestellten Situationen von forensischer Probeentnahme zur Identifizierung von CBRN Gefahren über das Aufbieten von Kräften mit rechtzeitiger Warnung vor der Anwesenheit von CBRN Bedrohungen bis hin zum Gefahrenmanagement bei Terrorismus-Lagen, damit nach der Dekontamination die betroffenen Truppenteile ihren eigentlichen Auftrag fortsetzen konnten.
Für die Übung in 4 Ländern wurde ein Skript geschrieben, in dem alle Handlungsstränge zu einer Gesamtlage zusammengeführt wurden. Geübt wurde auf der taktischen Einheitsebene, auf der die spezialisierten ABC (oder CBRN)-Abwehrkräfte mit den anderen unterstützenden Einheiten zusammenarbeiten mussten, um interdisziplinäre CBRN-Antworten zu erzielen. Hierzu wurden herausfordernde Szenarien vorbereitet, wie
- Angriffe durch mit belastetem Material ausgestatteten Drohnen
- Un- und Zwischenfälle in Chemiefabriken
- Unfälle mit Hubschraubern, welche mit Antennen zur radiologischen Untersuchung bestückt waren
- Gammaspektroskopie in Verbindung mit landbasierten radiologischen Erkundungsteams sowie der Betrieb von radiologischen Laboratorien
- Vorbeugemaßnahmen für illegalen Menschenhandel, Drogen-/Drogenlabor-Inspektionen
- Erkennung von chemischen Kampfmitteln, einschließlich deren Vorläufer, Sprengstoffen und auch Sprayangriffe von landwirtschaftlichen Flugzeugen.
In vielerlei Hinsicht war „Coronat Mask“ einzigartig: Die Anzahl der beteiligten Kräfte (1500) aus insgesamt 13 Nationen war ungewöhnlich, dabei waren auch Spezialkräfte zum Entdecken von improvisierten Sprengfallen, medizinische und Sondereinsatzkräfte; es wurden große Entfernungen zurückgelegt. Das Übungsszenario war abwechslungsreich mit großer Bandbreite und war angelehnt an bekannte NATO Response Force (NRF) Szenarien, in denen insgesamt ca. 300 CBRN Spezialfahrzeuge zum Einsatz kamen, dabei wurde auch die neue Wasseraufbereitungsanlage in Betrieb genommen.
Die Übung wurde abgeschlossen mit einem „Visitor’s Day“ in Bruchsal, bei dem in mehreren Szenen Ausschnitte aus der Übung im Gelände vorgeführt wurden. Zum Abschluss konnten die verschiedenen Einsatzfahrzeuge beteiligter Nationen in einem „Static Display“ besichtigt werden.
Oberst Neumann bewertete die Übung im Gespräch mit der Presse während der Vorführung: „Wir haben am 14./15.09. mit der Übung angefangen und seitdem durchgängig geübt. Ich habe mir das in Bergen (Niedersachsen), in Süddeutschland, in Stetten, in der Tschechischen Republik und zuletzt noch in Civitavecchia bei Rom angesehen, nicht nur berichten lassen: Es war ein voller Erfolg. Ich habe hochmotivierte und gut ausgebildete Soldaten, Kompaniechefs und Kommandeure gesehen, und was mich besonders begeistert hat, war die internationale Zusammenarbeit, die funktioniert wirklich.“
Und zum ABC-Abwehr Bataillon 750, das in Süddeutschland eingesetzt war: „Ich habe mir das am Samstag angeschaut, ich muss sagen, auch das war ein voller Erfolg, und was mich besonders gefreut hat, war, dass die Soldaten überall mit offenen Armen empfangen worden sind. Wir haben sogar von einem Flugzeugbesitzer ein Flugzeug bekommen, um damit ein Sprühflugzeug darzustellen, um dann anschließend Proben entnehmen zu können, also eine fantastische Unterstützung...“ Und auf den Hinweis, dass die Materiallage in der Bundeswehr allgemein so sei, dass nichts mehr funktioniert: „Das ABC-Abwehrkommando hat den Vorteil, eine Vollausstattung zu besitzen; d. h., wir haben im Wesentlichen unser Großgerät zusammen. Natürlich haben wir auch immer mal Ausfälle, aber so eine Übung kriegen wir immer noch vernünftig geschultert. Wir haben diese Probleme mit einsatzwichtigem Gerät nicht.“
Zum Abschluss stellte Oberst Neumann fest, dass die Truppenteile einsatzbereit seien und eine ausgezeichnete Leistung abgeliefert hätten, „we are quite good now, however, there is always room for improvement“. Den verantwortlichen Bataillonskommandeur zeichnete er stellvertretend für alle teilnehmenden Soldaten mit einer Anerkennungsurkunde aus mit dem Titel: „Finis coronat opus“.
1 FINIS CORONAT OPUS Das Ende krönt das Werk
Crisis Prevention 4/2018
HHS