Multinationaler Meilenstein: Eine fliegende Intensivstation entsteht

Bundeswehr/Stephan Ink

Geschäftiges Treiben, rund um einen grauen Riesen: Bau- und Zeitpläne werden abgeglichen, der Klang von Akkuschraubern erfüllt den Hangar. Paletten und Kisten werden nach und nach angeliefert und in den Airbus vom Typ A330 MRTT der Multinational Multirole Transport Tanker Unit (MMU) verladen. Der Abschluss des nächsten großen Schrittes dieses militärischen Gemeinschaftsprojektes steht kurz bevor: Ein Flugzeug des Verbandes wird erstmals auf die Rolle MEDEVAC umgebaut.

Training an neuester Technik: Ein Patiententransporteinheit wird in den Airbus...
Training an neuester Technik: Ein Patiententransporteinheit wird in den Airbus A330 eingebaut
Quelle: Bundeswehr/Stephan Ink

Komplexer Umbau mit genauer Planung

Hierbei muss jeder Handgriff sitzen: Ein so umfassender Umbau eines Flugzeuges ist auf die Stunde genau getaktet. „Wir arbeiten zwei Wochen lang rund acht Stunden am Tag“, erklärt Hauptmann Frank Walgenbach. Er ist als technischer Projektoffizier für die Organisation des Umbaus verantwortlich und steuert somit die Maßnahmen. „Bei einem solchen Erstumbau ist jeder einzelne Arbeitsschritt eine hervorragende Möglichkeit zur Ausbildung. Diese Zeit nutzen wir effektiv und gerne.“

Walgenbach berichtet von seinen Erfahrungen der letzten Tage: „Der Standort Köln ist für uns eine ideale Wahl. Durch die jahrelange Stationierung des Airbus A310 in der MedEvac-Version der Luftwaffe können wir auf das enorme Fachwissen und die Infrastruktur vor Ort zurückgreifen. Hier sind Experten unter sich.“ Ein vollausgerüstetes Flugzeug dieser Art kann mit Intensivbetten, sogenannten Patienten-Transport-Einheiten (PTE), Krankenbetten und speziellen Sitzen für medizinisches Personal ausgestattet werden.

Schritt für Schritt zum multinationalen Lufttransportverband

Bereits im November des vergangenen Jahres ging es mit der ersten Landung eines A330 MRTT dieser besonderen Einheit auf dem Kölner Flughafen vorwärts.  Der im niederländischen Eindhoven stationierte Verband wird den Standort Köln künftig als sogenannte Forward Operating Base Plus (FOB+) nutzen. Sechs Nationen (Niederlande, Belgien, Deutschland, Luxemburg, Norwegen und Tschechien) fassen in dieser besonderen Einheit die Fähigkeiten des militärischen Lufttransportes, der Luftbetankung, sowie MedEvac zusammen. Eine besondere Bedeutung hat hierbei die Fähigkeit zur luftmedizinischen Evakuierung. Vier der A330 MRTT werden dauerhaft in Köln stationiert werden, ein MedEvac-Flugzeug wird rund um die Uhr für Rettung- und Evakuierungseinsätze bereitstehen.

Eine Erstumrüstung ist für die Soldaten ein echtes „Learning-by...
Eine Erstumrüstung ist für die Soldaten ein echtes „Learning-by doing“-Projekt. Dabei haben sie den Zeit- und Bauplan jederzeit im Blick.
Quelle: Bundeswehr/Stephan Ink

Nächstes Ziel: Lizenz

Als nächster wichtiger Schritt stehen umfassende Tests an. Diese ebnen die Zielgerade zur sogenannten Zertifizierung des A330 MRTT als MedEvac-Flugzeug. Diese muss erfolgreich abgeschlossen werden, denn nur so erhält das Flugzeug in dieser besonderen Variante seine Betriebserlaubnis: Eine weltweit gültige Grundlage, um Starten und Landen zu dürfen. Mit dieser wird dann ein neues Kapitel Luftfahrtgeschichte am Standort Köln Wahn begonnen, zugleich ein altes Kapitel geschlossen: Der Airbus A310 der Luftwaffe wird seinen MedEvac-Auftrag an den A330 MRTT der MMU übergeben.

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