05.01.2023 •

Das THW-Jahr 2022: Außergewöhnliche Herausforderungen, große Erfolge

Bonn. Wachstum und Großeinsätze für das Technische Hilfswerk (THW) im Jahr 2022: Ein Rekordhoch von 86.000 Helferinnen und Helfer, rund 500 neue Fahrzeuge, sechs neue Logistikzentren sowie Einsätze beim G7-Gipfel in Bayern, nach Zyklonen auf Madagaskar, im Zuge des Ukraine-Krieges und als Folge von Starkregen „Bernd“. Trotz vieler Herausforderungen geht das Jahr für das THW positiv zu Ende. Mit ihrem beständigen Einsatz für den Bevölkerungsschutz erzielten die ehren- und hauptamtlichen Kräfte zahlreiche Erfolge. THW-Präsident Gerd Friedsam freut sich über die Entwicklung:

 „Gut 86.000 Ehrenamtliche, die sich im THW engagieren, erfüllen mich mit Stolz! Die Gesellschaft sieht, wie wichtig die Arbeit des THW ist und wie erfüllend es ist, als Teil dieser tollen Gemeinschaft Menschen in Not zu helfen.“ 

Das THW-Jahr 2022: Außergewöhnliche Herausforderungen, große Erfolge
Quelle: THW

Das Engagement des THW begeistert. Immer mehr Menschen wollen sich hier ehrenamtlich engagieren. Rund 8.000 Interessierte traten ihm 2022 bei. Damit setzt sich der positive Trend aus dem Vorjahr fort. Damals hatten besonders der Einsatz gegen die Corona-Pandemie, der Starkregen-Einsatz und eine Werbe-Kampagne viel Interesse an der Arbeit des THW und der Möglichkeit eines eigenen Engagements geweckt. 

Zufriedenheit im Ehrenamt: 86.000 Helferinnen und Helfer

Im Jahr 2022 war es vor allem der Einsatz im Zuge des Ukraine-Krieges, der das THW mit seinen zahlreichen Fähigkeiten in das Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Das Besondere in diesem Jahr: Zum dritten Mal in Folge kann das THW auf ein Gesamtwachstum von mehr als 3.000 Helferinnen und Helfer blicken und erreicht damit die Marke von 86.000 Ehrenamtlichen. Damit ist es so groß wie nie zuvor. Auch der Frauen- und Mädchenanteil gibt Grund zur Freude: Wie bereits im vergangenen Jahr steigt er erneut an. Inzwischen engagieren sich rund 14.500 Helferinnen im THW, das sind rund 800 mehr als 2021. 

„Ohne unsere ehrenamtlichen Kräfte gäbe es das THW nicht. Deshalb freue ich mich über jede und jeden Einzelnen, die oder der sich dazu entschließt, sich bei uns zu engagieren. Zusammen können wir Großes schaffen“, bekräftigt THW-Präsident Gerd Friedsam. 

Dass ein Ehrenamt im THW attraktiv ist, zeigte sich bei den freiwilligen Helferinnen und Helfern auch bei einer bundesweiten internen Befragung, die das THW diesen Sommer durchführte. Dabei sagten knapp 80 Prozent der Befragten, dass sie mit ihrem Ehrenamt im THW zufrieden seien. Ihre größte Motivation ist dabei die Möglichkeit, in toller Gemeinschaft anderen Menschen helfen zu können.

Mehr als eine Million Einsatzstunden

Im Jahr 2022 stellte das THW seine vielseitigen Fähigkeiten erneut unter Beweis: Zahlreiche Einsätze im In- und Ausland beschäftigten die Einsatzkräfte in insgesamt mehr als einer Million Einsatzstunden. Nach vergangenem Jahr, in dem die Einsatzstunden mit rund 3,75 Millionen Stunden aufgrund des großen Starkregen-Einsatzes außergewöhnlich hoch waren, bewegen sie sich dieses Jahr wieder auf dem Niveau des Jahres 2020. „Jede Einsatzstunde ist nicht nur eine Zahl, sie bedeutet das Aufstehen einer Einsatzkraft mitten in der Nacht, die Organisation des Alltags mit der Familie und die Abstimmung mit dem Arbeitgeber. Deshalb betone ich immer wieder – mein Dank für ihr Engagement gilt unseren Helferinnen und Helfern. Mein Dank gilt aber auch ihren Familien sowie den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die Kompromisse eingehen, Aufgaben neu verteilen und die Einsatzkräfte in ihrem Tun unterstützen“, unterstreicht Präsident Friedsam. 

Fluthilfe-Medaille für Einsatz nach Starkregen „Bernd“

Für ihr herausragendes Engagement im Starkregen-Einsatz seit Mitte Juli 2021 zeichnete Bundesinnenministern Nancy Faeser die ersten von mehr als 17.000 THW-Einsatzkräften im Oktober mit der Fluthilfe-Medaille aus. Gestiftet wurde sie von der Bundesregierung als Anerkennung für die enormen Leistungen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bei der Bekämpfung der durch die Wassermassen entstandenen Schäden. Ein Ende des Einsatzes ist auch nach diesem Jahr noch nicht in Sicht: Durch sechs im Jahr 2022 gebaute Brücken steigt die Zahl der „THW-Brücken“ in den betroffenen Regionen auf insgesamt 30 Stück an. 

Technische-logistische Kompetenzen vielfältig gefragt

Mit 20 Prozent der diesjährigen Einsatzstunden spielte vor allem der Einsatz im Rahmen des Ukraine-Krieges die zentrale Rolle im In- und Ausland. Seit Februar waren tausende Einsatzkräfte aus mehr als 530 Ortsverbänden im Einsatz und errichteten Notunterkünfte in Deutschland, leisteten Soforthilfen in Nachbarländern und lieferten Hilfsgüter, momentan vor allem Stromgeneratoren. Mit einem Volumen von rund 70 Millionen Euro, finanziert durch Mittel des THW und des Auswärtigen Amtes, ist es einer der größten Logistik-Einsätze in der Geschichte des THW. Darüber hinaus waren die Kräfte außerdem in verschiedensten Einsätzen eingebunden, ob während des Fischsterbens auf Rügen und an der Oder, während der großen Waldbrände im Sommer, bei diversen Unfällen wie dem schweren Zugunglück in Garmisch-Partenkirchen oder dem G7-Gipfeltreffen auf Schloss Elmau in Bayern, bei dem das THW mit rund 1.000 Einsatzkräften vor Ort war. 

Weltweit im Einsatz

Im Ausland waren die Helferinnen und Helfer unter anderem sechs Wochen nach mehreren Zyklonen auf Madagaskar im Einsatz. Dort bereiteten sie 370.000 Liter Trinkwasser für rund 20.000 betroffene Menschen auf. Im September bedankten sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bei einem Empfang bei rund 250 THW-Kräften für ihr Engagement bei Auslandseinsätzen. Allein seit dem Jahr 2019 war das THW in rund 40 Ländern tätig.

 „Das THW ist ein wichtiger Partner und eine zuverlässige Stütze bei Katastrophen im In- und Ausland. Gerade im Zuge des Ukraine-Krieges zeigen wir wieder, wie leistungsfähig wir besonders auch im Bereich der Logistik sind“, sagt Präsident Friedsam. 

Wachstum im THW: neue Logistikzentren und neue Fahrzeuge

Die Fachkompetenz des THW im Bereich der Logistik kam bereits im Einsatz gegen die Corona-Pandemie zum Tragen. Um seine Fähigkeiten in diesem Bereich optimal einsetzen zu können, strebt das THW den Aufbau von insgesamt acht Logistikzentren an, in denen Material für den Bevölkerungsschutz gelagert werden soll. Durch eine Verteilung der Standorte auf alle acht THW-Landesverbände sollen kurze Wege sichergestellt werden. Neben vier Zentren, die sich im Aufbau befinden oder bereits betriebsbereit sind, startete in diesem Jahr mit der Erkundung der erste Schritt für zwei weitere Logistikstandorte. Dazu kamen rund 500 Fahrzeugübergaben, über die sich die THW-Ortsverbände in ganz Deutschland freuten. Mehrzweckgerätewagen (MzGW), Führungs- und Kommunikationskraftwagen (FüKomKW), mobile Werkstattcontainer und multifunktionale Anhänger modernisieren den Fuhrpark der Ortsverbände und stärken die technisch-logistische Hilfe. Insgesamt umfasst der Fuhrpark des THW mehr als 11.000 Fahrzeuge. Auch bei der Erneuerung und Vergrößerung der Unterkünfte für die Ortsverbände geht es voran. Das THW plant, neue Gebäude unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der THW-Ortsverbände einheitlich zu bauen, um so die Planungszeit zu verkürzen. Ab dem Jahr 2024 soll mit den ersten 60 Projekten begonnen werden. 

Verbesserte Fähigkeiten durch neue Einheiten und internationale Kooperationen

Aber auch in anderen Bereichen baut das THW seinen Fähigkeitskatalog aus. In drei Fachgebieten baut es neue Einheiten auf. Das „Virtual Operations Support Team“ (VOST) zeigte seine Stärke in der digitalen Einsatzunterstützung bereits in mehreren Einsätzen. In Zukunft werden die Fachgruppen „Bergungstauchen“ und die „Media Teams“ die Kompetenzen des THW ausweiten. Kooperationen mit anderen Organisationen ermöglichen zudem verbesserte Einsatzmöglichkeiten. Das gemeinsame Auslandsmodul „Flood Rescue using Boats“ (FRB) vereint die technische Hilfe des THW mit den Fähigkeiten der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) - ein echter Gewinn für die Wasserrettung. Die internationale Zusammenarbeit förderte unter anderem das Projekt „European Neighbourhood Policy – Civil Protection” (ENP-CP), das dieses Jahr zu Ende ging. In ihm arbeiteten zwölf Organisationen aus zehn verschiedenen Ländern unter der Leitung des THW an einer Verbesserung des Zivil- und Katastrophenschutzes in Algerien, Marokko und Tunesien. In bilateralen Projekten pflegt das THW weiterhin mit verschiedenen Ländern den Kontakt und Austausch. So reiste THW-Präsident Gerd Friedsam zum Beispiel im September in die tunesische Region Manouba und besuchte eine Hochwasser-Übung der tunesischen Partnerorganisation „Office National de la Protection Civile“ (ONPC). 

Fortschritt durch Forschung

Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinaus findet vor allem auch bei der Forschung statt. Auf der Fachmesse Interschutz präsentierte das THW in Hannover auf seinem Stand unterschiedlichste Forschungsprojekte, von der Unterstützung bei der Bergung mit dem Roboter SMURF aus dem Cursor-Projekt oder mit Radar und Drohnen, wie es das LUPE+-Projekt entwickelte, über das neue Pontonboot-System, welches das THW zusammen mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft entwickelte, bis hin zu großen Drohnen des Larus-Pro-Projekts, die zur Suche von Vermissten sowie der Erkundung bei Hochwasser und Waldbränden genutzt werden können. 

„Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, verändern sich und wir als Bevölkerungsschutz müssen uns mit ihnen verändern. Mit kontinuierlicher Entwicklung, Forschung und neuen Kooperationen werden wir als THW auch zukünftig auf Katastrophen gut vorbereitet sein“, resümiert Präsident Friedsam.

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