Notfallvorsorge und Motivation zur Vorsorge in der Bevölkerung Deutschlands
Dr. Daniela Knuth, Diana Kietzmann, Prof. Silke Schmidt
Während eines Notfalls könnten im Vorfeld getroffene Vorkehrungen negative Auswirkungen abschwächen bzw. vermeiden. Doch warum entscheiden sich einige Personen zur Notfallvorsorge und was könnte andere zu ebensolcher motivieren?
Um mehr über die Motivation zur Vorsorge sowie die bereits erfolgten Notfallvorsorgemaßnahmen in der Bevölkerung zu erfahren, wurde eine bundesweite telefonische Repräsentativbefragung durchgeführt (N=2 225). Diese erfolgte im Rahmen des Forschungsprojektes Rettung, Hilfe und Kultur II – Interkulturelle Kompetenz im Bevölkerungsschutz der Universität Greifswald, welches durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gefördert wurde (FKZ: BBK-III. 1-413-10-00-396).
In Anlehnung an die Empfehlungen des BBK wurden bereits getroffene Vorsorge und Motivation in Bezug auf das Vorhandensein bzw. die Anbringung 1) eines Feuerlöschers, 2) eines Rauchmelders, 3) einer Löschdecke, 4) eines Verbandskasten bzw. dessen Inhalts und5) eines Radios (mit zugehörigen Batterien oder Kurbel) untersucht. Die Motivation zur Vorsorge wurde sowohl bei Personen mit bereits erfolgter Vorsorgemaßnahme (Was hat zur Anschaffung motiviert?) als auch bei Personen ohne diese (Was könnte zur Anschaffung motivieren?) erfasst. Auch mögliche Einflüsse von Geschlecht, Alter und/oder dem Migrationsstatus wurden einbezogen.
Ergebnisse
Es zeigte sich (s. Grafik), dass insbesondere ein Verbandskasten in den meisten Haushalten vorhanden ist, wo hingegen nur etwa jeder fünfte Haushalt mit einer Löschdecke ausgestattet ist. Das eigene Sicherheitsbedürfnis war bei fast allen Vorsorgemaßnahmen der häufigste Grund für eine Anschaffung. Personen ohne die jeweilige Vorsorgemaßnahme nannten am häufigsten die Kategorien Nichts, Eigene Betroffenheit und Sicherheitsbedürfnis als mögliche Motivation für eine zukünftige Anschaffung. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere der Faktor Alter sowohl die Gründe für Vorsorge als auch die zukünftige Motivation beeinflusste.
Gründe für getätigte Vorsorge
Brandschutzwissen war vor allem bei Personen über 25 Jahren ein häufiger Grund (ca. 20%) für die Anbringung eines Rauchmelders. Jüngere Teilnehmer (18 - 35 Jahre) gaben vorwiegend an, dass Rauchmelder bzw. Feuerlöscher durch andere gestellt / angebracht wurden (20% - 30%). In der Altersgruppe der 36- bis 45-Jährigen wurde insbesondere eine veränderte Lebenssituation (z. B. Eltern werden, Umzug) häufig als Grund für die Anschaffung eines Verbandskastens (13,4%), Rauchmelders (12%) oder einer Löschdecke (6%) genannt. Darüber hinaus war für ältere Teilnehmer (> 65 Jahre) auch die einfache Handhabung (Radio: 15%) und der Rat von anderen Personen (Löschdecke: 12%) ein wichtiger Grund für Vorsorge.
Motivation für zukünftige Vorsorge
Die eigene Erfahrung mit einem Brand gilt als ein Motivator, der insbesondere die jüngeren Teilnehmer (18 - 36 Jahre) zur Anschaffung eines Rauchmelders, einer Löschdecke oder auch eines Feuerlöschers motivieren könnte (bis zu 40%). Die Einführung einer gesetzlichen Vorschrift könnte vor allem in der Gruppe der 36- bis 45-Jährigen (10,4%) zur Anschaffung eines Feuerlöschers motivieren. Das Bedürfnis nach Sicherheit wurde in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen (33,3%) und der über 65-Jährigen (25%) besonders häufig als möglicher Motivationsgrund für die Anschaffung eines Verbandskastens angegeben.
Fazit und Ausblick
Die Ergebnisse zeigen, dass einzelne Notfallvorsorgemaßnahmen bereits weit verbreitet sind (z.B. Verbandskasten) während andere nur bei einer Minderheit der Bevölkerung vorhanden sind (z. B. Löschdecke). Die Gründe für getätigte Vorsorge sind dabei in erster Linie das eigene Sicherheitsbedürfnis, können jedoch vor dem Hintergrund des Alters stark variieren.
Auffällig ist, dass insbesondere junge Teilnehmer als zukünftige Motivation für Brandschutzvorsorge, das eigene Erleben einer solchen Situation angeben. Hier könnten realitätsnahe Übungen die entsprechende Motivation erhöhen. Insgesamt zeigte sich jedoch, dass Personen ohne Vorsorge nach eigenen Angaben nur schwer zu motivieren sind.
Allerdings zeigten die Ergebnisse auch, dass diese Extremgruppe häufig noch nicht über Vorsorge nachgedacht hat, so dass in Hinblick auf eine Sensibilisierung für Notfallvorsorge in erster Linie das Sicherheitsbedürfnis angesprochen werden sollte.
Crisis Prevention 1/2016
Dr. Daniela Knuth
Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald
Institut für Psychologie
Lehrstuhl Gesundheit und Prävention
Robert-Blum-Str. 13, 17487 Greifswald
E-Mail: daniela.knuth@uni-greifswald.de