30.08.2021 •

Sichere Unterkunftszelte bei jeder Witterung

Kann ein Zelt Windböen von bis zu 120 km/h aushalten? Bleibt es bei hohen Temperaturen ausreichend kühl? Welche Auswirkungen haben hohe Regenmengen oder Schneelasten auf das Zelt? Um für die Unterbringung von vielen Menschen geeignet zu sein, muss ein Unterkunftszelt viele Kriterien erfüllen. Im Rahmen des seit April 2020 laufenden Pilotprojektes „Labor Betreuung 5.000“ wurden verschiedene Zelte erprobt und auf ihre Leistungsfähigkeit getestet.

Infolge von politischen Spannungen, Konflikten und komplexen Bedrohungslagen kann es zu spontanen Bevölkerungsbewegungen innerhalb Deutschlands kommen. Die lebenswichtigen Grundbedürfnisse nach Obdach, Wärme, Wasser und Verpflegung der Betroffenen müssen in jedem Fall gewährleistet werden. Eine schnell verfügbare angemessene Unterkunft ist dabei entscheidend. Diese muss Schutz und Sicherheit bieten, ist aber auch der Schlüssel zur Wiederherstellung der Privatsphäre, der psychologischen Gesundheit und Würde.

Unterkunftszelte werden beim Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ getestet:
Unterkunftszelte werden beim Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ getestet: Eine Windmaschine im Einsatz
Quelle: BBK

Ein Einsatz von Unterkunftszelten in Deutschland muss bestimmten Anforderungen genügen, beispielsweise was zu erwartende Wetterlagen angeht. Außerdem müssen Zelte, die als Reserve für den Zivilschutz des Bundes beschafft werden sollen, für einen länger andauernden Einsatz als Notunterbringung geeignet sein. Im Rahmen des Pilotprojekts „Labor Betreuung 5.000“ wurden verschiedene Unterkunftszelte daher ausführlich getestet.

 Die Ergebnisse der einige Wochen lang dauernden Tests helfen dabei, unterschiedliche Aspekte einer geeigneten Unterkunft zu beurteilen – vom Einfluss klimatischer Verhältnisse, über Struktur und Materialien der Zelte bis hin zu logistischen Details. Konkret wurde unter anderem getestet, wie schnell sich ein Zelt auf- und abbauen lässt, wie gut es gelagert und transportiert werden kann, wie gut es sich reinigen lässt, aber auch welche Wind- und Schneelasten das Zelt aushalten kann und ob es ein Mindestmaß an Privatsphäre und Komfort bieten kann.

Um die Erprobung möglichst realistisch und praxisnah zu gestalten, kamen verschiedene technische Hilfsmittel zum Einsatz. So wurde beispielsweise die Tauglichkeit bei hohen Mengen von Schnee getestet, indem Sandsäcke auf die Unterkunftszelte gelegt wurden. Die Widerstandsfähigkeit bei hoher Regenlast sowie die Wasserdichtigkeit wurden mit Hilfe einer Beregnungsanlage überprüft; für die Erhebung des Verhaltens der Zelte bei hohen Windlasten wurde eine Windmaschine genutzt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Kernanforderungen an die Zelte insbesondere einen geringen Zeit-, Material- und Personalaufwand beim Aufbau, Modularität und Flexibilität sowie eine hohe Qualität des Materials umfassen. Auch die räumliche Ausgestaltung, der damit gebotene Komfort und die Privatsphäre sowie das subjektiv empfundene Sicherheitsgefühl spielen eine wichtige Rolle. Bei allen Überlegungen stehen immer die Bedürfnisse der Betroffen im Vordergrund.

Dank der ausführlichen Erprobungen im Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ wird sichergestellt, dass die beschafften Materialien und Gegenstände der Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz den heutigen Anforderungen an die Daseinsvorsorge entsprechen und dem sich wandelnden Sicherheitsumfeld Rechnung tragen.

Das Pilotprojekt Labor Betreuung 5.000

Im Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ wird ein Mobiles Betreuungsmodul aufgebaut, in dem bei Bedarf bis zu 5.000 Menschen kurzfristig, gleichzeitig und weitgehend autark für einen Zeitraum von bis zu einem Jahr untergebracht und betreut werden können. Es ist geplant, in den nächsten Jahren zehn solcher Betreuungsmodule aufzubauen. Um im Ernstfall schnell einsatzbereit zu sein, wird benötigtes Material beschafft und vorgehalten. Im Pilotprojekt werden diese Materialien erprobt, entsprechende Einsatz- und Personalkonzepte entwickelt, sowie Standards gesetzt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Planung und Entwicklung der weiteren Betreuungsmodule ein. Zusammen bilden sie die Betreuungsreserve des Bundes für den Zivilschutz.

Das vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) koordinierte Pilotprojekt „Labor Betreuung 5.000“ wird von 2020 bis Ende 2024 federführend durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gemeinsam mit den anerkannten deutschen Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD) durchgeführt.


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