THW Ausbildungszentrum Neuhausen: UNHCR WEM 2023
Flüchtlingskrise im Sauhag
Das THW-Ausbildungszentrum Neuhausen war im Oktober Ausrichter eines umfangreichen Simulationstrainings für das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen UNHCR.
Im Sauhag, dem Waldgebiet gleich hinter Neuhausen, wurde vergangene Woche wieder trainiert: Das THW-Ausbildungszentrum hatte dafür über 60 Vertreterinnen und Vertreter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR zum "Workshop on Emergency Management", kurz WEM, zu Gast. Dieser Lehrgang findet bereits seit mehr als 20 Jahren in Neuhausen statt. Die Teilnehmenden kamen aus aller Welt und trainierten für ihre Arbeit in sogenannten Emergency Response Teams, wie sie weltweit in Krisengebieten oder nach Naturkatastrophen zum Einsatz kommen. Die Emergency Response Teams planen und koordinieren in solchen Situationen die Erstversorgung mit Nahrung, Unterkunft, Medizin oder anderen Hilfsgütern.
„Weltweit gibt es fast 110 Millionen Geflüchtete, so schätzt das UNO-Flüchtlingshilfswerk – fast alle von ihnen sind dabei innerhalb ihrer Heimatländer auf der Flucht. Der Sauhag wird deshalb jedes Jahr für ein paar Tage zu einer fiktiven Bürgerkriegszone, in der die Teilnehmenden der Übung mit komplexen Szenarien für die Vor-Ort-Hilfe des UNHCR konfrontiert werden“, erklärt Jens Olaf Sandmann, der Leiter des THW-Ausbildungszentrums Neuhausen.
Enger Austausch mit dem THW
Die möglichst realitätsnahen Simulationsübungen im Wald waren wichtiges Element des einwöchigen Workshops. Trainiert wurden z.B. Verhandlungen mit Regierungen oder bewaffneten Gruppen, die Koordinierung von Hilfsangeboten, der Schutz besonders gefährdeter Menschen oder das Verhalten in kritischen Sicherheitslagen. Alessandro Pasta, seit 2015 weltweit für das UNHCR tätig, ist in diesem Jahr als Ausbilder dabei und erklärt:
„Ich selbst habe 2017 an einem WEM-Workshop des UNHCR teilgenommen und war seitdem bei zwei Nothilfeeinsätzen in Äthiopien und in Angola. In dem Training hier in Neuhausen gebe ich mein Wissen und meine bisherigen Erfahrungen weiter. Der enge Austausch mit den Kameradinnen und Kameraden des THW während der Einsatzsimulationen hat dabei wesentlich zum Erfolg der Ausbildung beigetragen."
Während der Feldübungen schliefen die Lehrgangsteilnehmer in einem vom THW errichteten Zelt-Camp, das mit einem simulierten Feueralarm, Nebelmaschinen und Sirenen schließlich frühmorgens evakuiert wurde. Anschließend kehrten die Teilnehmenden zur Übungsauswertung an das Ausbildungszentrum in Neuhausen zurück.
Stresstoleranz kann entscheidend sein
Eine der Teilnehmerinnen der Übung war in diesem Jahr Nelly Gachika Kabetu, die seit 2016 als Personalreferentin für das UNHCR in Somalia arbeitet. Sie sagt:
„Das Training von potenziell stressigen Situationen während unserer bis zu drei Monate andauernden Einsätze in den Emergency Response Teams hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, gut vorbereitet in einen Einsatz zu gehen. Zum Beispiel hätte ich nie gedacht, dass Koordinierungsmeetings mit verschiedenen Parteien so emotional geführt werden können. In solchen Situationen ruhig zu bleiben und den Überblick zu behalten, kann entscheidend für den Erfolg einer Mission sein.“ Angesprochen auf die Unterstützung der Übungsszenarien durch das THW ergänzt Nelly: „Ich war beeindruckend, wie tief und mit welchem Blick für die Details die THW-Kameradinnen und -Kameraden für die Simulationsübungen in ihre Rollen eingetaucht sind. Anschließend haben wir von ihnen ein so qualifiziertes Feedback erhalten, wie es nur wahre Experten mit viel Erfahrung geben können.“
Ehrenamt als weltweit gefragter Erfolgsfaktor
Unterstützt worden war die gesamte Übung von etwa 100 THW-Kameradinnen und Kameraden, meist Ehrenamtlichen aus umliegenden Ortsverbänden. Auch Schülerinnen und Schüler der Neuhausener Mozartschule beteiligten sich in verschiedenen Statistenrollen am WEM 2023. Mareike Harms, die den Workshop seitens des THW organisiert hat, unterstreicht deshalb, wie wichtig ehrenamtliches Engagement für die oft international ausgerichtete Arbeit des THW-Ausbildungszentrums in Neuhausen ist:
„Ohne den Einsatz der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer wären solch aufwändige Übungen in Neuhausen nicht möglich. Unsere Partner und Partnerinnen von verschiedenen UN-Organisationen wissen das zu schätzen und lassen ihre Einsatzkräfte für unterschiedliche Disziplinen der Katastrophenhilfe hier beim THW schulen. Ich bin mir sicher, dass wir so auch einen kleinen Beitrag dafür leisten, die Krisen dieser Welt für die Betroffenen etwas erträglicher zu machen.“
Stefan Richter
THW-Ausbildungszentrum Neuhausen