Generalleutnant Martin Schelleis berichtete im Rahmen einer Jahrespressekonferenz im September von der Amtshilfe in Rheinland-Pfalz, NRW und anderen vom Starkregen betroffenen Städten. Im Vordergrund stand vor allem im Ahrtal in den ersten Stunden während und nach der Katastrophe die Menschenrettung, teilweise aus höchster Lebensgefahr. Soldatinnen und Soldaten brachten mehrere hundert Personen in Sicherheit.
Vom Wasser, aus der Luft und auf dem Landweg kam die Hilfe zu den Menschen ins Katastrophengebiet. Bergepanzer, geländegängige und watfähige Sanitätskrankenwagen bahnten sich auf dem Land Wege zu den Betroffenen. Aus der Luft setzte die Bundeswehr Transporthubschrauber aller Größen zur Rettung und später zur Versorgung der auf dem Landweg von der Außenwelt abgeschlossenen Hochwasseropfer ein. Noch während Lebensmittel und Medikamente die Betroffenen über mehrere Tage nur auf dem Luftweg erreichten, barg schweres Gerät auf den Wasserwegen querliegendes Material, beispielsweise weggeschwemmte Container.
Um einen erneuten Wasserstau an den Engstellen der Fließgewässer zu verhindern und zeitgleich schnellstmöglich Zuwegungen zu den abgeschotteten Orten zu ermöglichen, kamen neben Brückenlege-, Berge- und Pionierpanzern, Pionierraupen, Schwerlasttransportern, Kränen und Schreitbaggern alle Arten von Flugzeugen von der kleinen Drohne über Hubschrauber, Tornados und Eurofighter für Luftbilder sowie ein Airbus A 319 zum Einsatz. Letzterer vervollständige das Lagebild in den Einsatzgebieten aus der Luft und lieferte verifizierte Daten für die Einsätze. Als neue Landverbindung bauten Soldatinnen und Soldaten beispielsweise von Osten her nach Mayschoß mit einem Pionierpanzer Dachs einen Behelfsweg. Dieser diente in den Folgetagen anstatt der komplett unter- oder weggespülten Landstraße 267 als geschotterte Zuwegung zum Ort. In Schleiden und Bad Münstereifel sorgten die Kräfte mit einem Tanklastwagen und einer Trinkwasseraufbereitungsanlage für die Versorgung der Bevölkerung. Weiterhin beteiligten sich die Streitkräfte am Aufbau einer zentralen Versorgungsstation für die Hilfskräfte am Nürburgring unter der Federführung des THW.
Wegen des großflächig zerstörten Kommunikationsnetzes war die Satellitenkommunikation in vielen Bereichen über einen langen Zeitraum die einzige Möglichkeit, Informationen schnell über längere Wege zu transportieren. Informationen der Behörden übermittelte die Bundeswehr mithilfe von Lautsprecherwagen an die Bewohner des Katastrophengebiets. Im Einsatz waren insgesamt 2300 Soldatinnen und Soldaten. Weitere rund 100 Zivilbeschäftigte, unter anderem von der Feuerwehr, unterstützten als helfende Hände vor Ort. Zusätzlich trafen innerhalb kurzer Zeit Reservisten zur Unterstützung ein.
Auch wenn die Hochwasserhilfe der Bundeswehr zwei Monate nach der Unwetterkatastrophe weitgehend abgeschlossen war, stehe die Bundeswehr unverändert bereit, um Amtshilfe zu leisten, führte der Generalleutnant aus. Einsätze seien dann möglich, wenn ein Bedarf entstehe, der anderweitig nicht gedeckt werden könne. Als Lessons identified bezeichnete Schelleis die Notwendigkeit der Erweiterung der Ausbildungsangebote der BABZ sowie Strukturen zur Einbindung von Spontanhelfern und die strategische Planung von Bevorratung mit Blick auf erwartbare Risiken.
Crisis Prevention 4/2021