Frisches Trinkwasser für den Notfall

THW/Michael Bauer

Trinken, Essenszubereitung, Hygiene: Wenige Dinge braucht der Mensch so dringend wie Trinkwasser. In Deutschland ist das kostbare Nass eigentlich meist verfügbar – doch was passiert, wenn die Versorgung mal ausfällt? In ganz Deutschland hat das THW Expertinnen und Experten stationiert, die in kürzester Zeit sauberes Trinkwasser von höchster Qualität bereitstellen können. Seit 2019 ist ein solches Team auch im thüringischen Erfurt zu finden und dessen Ausstattung hat eine besondere Geschichte. 

18 Helferinnen und Helfer, zwei LKW, zwei Anhänger und eine Trinkwasseraufbereitungsanlage, ein Trinkwasserlabor, ein Tankcontainer für Trinkwasser sowie Ausstattung zur Wasserverteilung und zum Rohrleitungsbau – aus diesen Bestandteilen setzt sich im THW eine „Fachgruppe Trinkwasserversorgung“ zusammen. Dieses Team kann im Notfall innerhalb kürzester Zeit bis zu 20.000 Menschen mit Trinkwasser versorgen. Im THW sind diese Expertinnen und Experten besonders, bundesweit gibt es lediglich 13 dieser Fachgruppen. Die neuste unter ihnen sitzt in der Mitte Deutschlands, in Erfurt, und ihre Trinkwasseraufbereitungsanlage kann bereits auf Einsätze auf der ganzen Welt zurückblicken.

ine THW-Helferin hält ein blaues Stäbchen in ein rotes, mit Wasser gefülltes...
Auf den höchsten Trinkwasserstandard überprüfen die Helferinnen und Helfer stets das produzierte Wasser. Eine THW-Helferin hält ein blaues Stäbchen in ein rotes, mit Wasser gefülltes Becken. Sie hält ein schwarzes Gerät in der Hand, das mit dem Stab verbunden ist.
Quelle: THW/Berit Kreibich

Anlage mit Erfahrung

Ab dem  Jahr 2012 wurden im THW neue Anlagen zu ersten Testzwecken ausgeliefert. Während zwölf Anlagen in alle acht Landesverbände des THW gingen, wurde eine des selben Typs durch die Bundeswehr zum Einsatz im Ausland beschafft. Für die Bundeswehr war die Anlage zuerst in Afghanistan und dann im Kosovo im Einsatz. Dort produzierte sie insgesamt mehr 550 Millionen Liter Trinkwasser für Soldatinnen und Soldaten. Im Jahr 2020 überlies die Bundeswehr die Anlage dem THW.

Trinkwasser in Thüringen

Als erste in Thüringen startete vor zwei Jahren die Fachgruppe Trinkwasserversorgung im Ortsverband Erfurt. Der Hersteller der Anlagen hatte die Produktion der mobilen Anlagen mittlerweile eingestellt. Im THW ist es jedoch wichtig, dass die Geräte und Fahrzeuge bundesweit einheitlich sind, denn nur so können sie angepasst an den Einsatz aus allen Teilen Deutschlands zusammengezogen werden. Um das auch in Erfurt zu gewährleisten, kam die Anlage der Bundeswehr gerade recht. Frisch gewartet und gereinigt überführte sie die Bundeswehr in vier Überseecontainern vergangenen September zum THW.

Übung im Team

Doch die speziell ausgebildeten THW-Kräfte aus Erfurt warteten nicht bis September, um ihre Fähigkeiten im Einsatz anzuwenden. Gemeinsam mit Helferinnen und Helfern aus anderen Fachgruppen Trinkwasserversorgung erledigten sie erste Einsätze. So versorgten sie zum Beispiel Teile der Stadt Jena bei Bauarbeiten am lokalen Wasserwerk sowie ein Corona-Testzentrum in einem der Pandemie-Hotspots in 2020 Gütersloh in Nordrhein-Westfalen.

Hier in Mosambik waren mehr als 40 Kräfte der SEEWA über neun Wochen nach dem...
Im Ausland werden THW-Kräfte oft „Water people“ genannt, da sie die Bevölkerung nach Katastrophen mit Trinkwasser versorgen. Hier in Mosambik waren mehr als 40 Kräfte der SEEWA über neun Wochen nach dem Zyklon für die Menschen vor Ort im Einsatz.
Quelle: THW/ Jörg Eger

Vielseitige Expertise

Vom Finden der Rohwasserquelle, zum Beispiel einem See, über das Vorbehandeln und Filtern mit nachfolgender Desinfektion bis zur professionellen Kontrolle im Trinkwasserlabor: Die Fachgruppe Trinkwasserversorgung übernimmt ganz unterschiedliche Aufgaben, bis aus „Rohwasser“ hochqualitatives Trinkwasser wird. Bei Bedarf transportieren die Helferinnen und Helfer das Trinkwasser auch direkt zu der Bevölkerung. Die Fachgruppen gibt es im THW bereits seit den 1960er Jahren. Im Ausland kann das THW dieselben Aufgaben erfüllen, wenn Naturkatastrophen, wie ein Erdbeben oder ein Sturm, das Wasserversorgungssystem zerstören. Dafür ist die Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland zuständig, die zuletzt in Mosambik im Einsatz waren.

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