22.08.2023 •

Klimaschutz mit Naturschutz verbinden

Bundesumweltministerin Steffi Lemke
BUMV/ Sascha Hilgers

Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Wälder und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer, naturnahe Grünflächen in der Stadt und auf dem Land binden Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre und speichern es langfristig. Natürlicher Klimaschutz verbindet den Schutz von Klima und Natur. So wirkt er der ökologischen Doppelkrise aus Erderhitzung und Artenaussterben gezielt entgegen. Dafür hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke das "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" vorgelegt.

Klimaschutz mit Naturschutz verbinden
Quelle: Herbert Aust/ pixabay

Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz

Das "Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz" (ANK) sorgt dafür, dass Ökosysteme wie Wälder und Meere gestärkt, wiederhergestellt und bewahrt werden. Damit bleiben sie gleichzeitig Klimaschützer und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bis 2026 stehen für die verschiedenen Maßnahmen insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung. Ein wesentlicher Bestandteil ist unter anderem die Wiederherstellung und Wiedervernässung von Mooren.

BMUV: Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz | Download

Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Wälder und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer, naturnahe Grünflächen in der Stadt und auf dem Land binden Kohlendioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig. Sie wirken zudem als Puffer gegen Folgen der Klimakrise, indem sie Hochwasser aufnehmen und bei Hitze für Abkühlung sorgen. Und schließlich erhalten sie unsere Lebensgrundlagen, bieten wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, speichern Wasser und sind Rückzugsorte für Menschen. Mit dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) machen wir deshalb Ökosysteme stark und verbinden Klimaschutz mit Natur- und Artenschutz. Eine Vielzahl von Maßnahmen sorgt dafür, dass degradierte Ökosysteme wieder gesund, widerstandsfähig und vielfältig werden.

BMUV: Fragen und Antworten zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz

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Quelle: BMUV

Hintergrundinformationen:

Das Programm enthält 69 Maßnahmen in insgesamt zehn Handlungsfeldern: zum Beispiel zu Mooren, Waldökosystemen, Meeren und Küsten, Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie zu Forschung und Kompetenzaufbau. Für die Umsetzung stehen bis 2026 vier Milliarden Euro bereit.

Für eine zügige Umsetzung sollen erste Maßnahmen rasch anlaufen. Bis zum Sommer soll das Kompetenzzentrum für Natürlichen Klimaschutz eingerichtet werden, damit sich Interessierte wie beispielsweise Landbesitzende über passende Fördermöglichkeiten informieren können. Eine erste Förderrichtlinie für Natürlichen Klimaschutz in kommunalen Gebieten im ländlichen Raum soll in den nächsten Wochen veröffentlicht werden. In kommunalen Projekten sollen Flächen gezielt so genutzt werden, dass sie Klimaschutz und biologische Vielfalt fördern, ländliche Gebiete attraktiver machen und zur Vorsorge gegen die Folgen der Klimakrise beitragen. Und ein Maßnahmenpaket Stadtnatur soll noch in diesem Jahr starten, zum Beispiel um städtische Flächen zu entsiegeln, bestehende Grünflächen naturnah umzugestalten und Stadtbäume zu pflanzen.

Das ANK ist Ergebnis eines umfassenden Beteiligungsprozesses aus dem letzten Herbst. Rund 120 Stellungnahmen und über 1.000 Online-Kommentare wurden inhaltlich eingehend geprüft. Zur Umsetzung wurden die Grundlagen für eine breite Allianz mit Landbesitzenden, Naturschützerinnen und -schützern und Verantwortlichen vor Ort gelegt. Die Maßnahmen des ANK setzen insbesondere auf finanzielle Anreize, um eine freiwillige Umsetzung von Maßnahmen des Natürlichen Klimaschutzes zu unterstützen. Flankiert werden diese Maßnahmen unter anderem durch eine Überprüfung des Rechtsrahmens, insbesondere um die Umsetzung der geförderten Projekte zu erleichtern, Beratungs- und Bildungsangebote, moderne Vorhaben aus Forschung und Innovation sowie ein umfassendes Monitoring.

BMUV: Lemke: Mit Natürlichem Klimaschutz Ökosysteme stärken und gegen Klimakrise angehen | Pressemitteilung

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Quelle: BMUV

Natürlicher Klimaschutz ist wichtig

Die Klimakrise ist längst auch in Deutschland angekommen. Extreme Wetterereignisse werden häufiger: Hitzewellen und Dürren auf der einen, Starkregen und Überflutungen auf der anderen Seite. Und immer mehr Arten gehen unwiederbringlich verloren, die Natur hat immer weniger Raum, Ökosysteme sind stark gestört. Die menschengemachte ökologische Doppelkrise aus Erderhitzung und Artenaussterben gefährdet unsere Lebensgrundlagen. Und die Krisen verstärken sich gegenseitig. So setzen niedrige Pegelstände und hohe Temperaturen in Gewässern Tiere und Ökosysteme unter enormen Stress - und können damit Umweltkatastrophen wie das dramatische Fischsterben an der Oder unter Umständen sogar noch verstärken.

Durch die Erderhitzung verändern sich Lebensbedingungen schneller als sich Ökosysteme anpassen können. Umgekehrt setzen degradierende Ökosysteme, wie Wälder oder Moore, innerhalb kurzer Zeit große Mengen Kohlenstoff frei, den sie zuvor über Jahrtausende gebunden haben. Das verstärkt die Klimakrise.

Deshalb gilt es, beide Umweltkrisen entschlossen zu bekämpfen und gleichzeitig für die unvermeidbaren Auswirkungen der Klimakrise vorzusorgen. Genau das leistet das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz – an der Schnittstelle von Biodiversitätsschutz, Klimaschutz und Anpassung an die Klimakrise.

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Quelle: BMUV

Ökosysteme schützen und stärken – Die Maßnahmen

Der Entwurf des "Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz" umfasst alle notwendigen Schritte, um Ökosysteme wie Wälder und Meere zu schützen und zu stärken. Als Speicher für Kohlendioxid und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die Maßnahmen reichen von der Erfassung des Zustands der Ökosysteme über die Erforschung der Ursachen für diesen Zustand, die Entwicklung geeigneter Gegenmaßnahmen bei einem schlechten Zustand bis zur dauerhaften Umsetzung von Maßnahmen. Insgesamt werden 64 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern vorgeschlagen.

1. Schutz intakter Moore und Wiedervernässungen

In Mooren werden über lange Zeiträume große Mengen an Kohlenstoff in den Boden eingebunden: Die Reste abgestorbener Pflanzen werden nicht – wie an trockenen Standorten – unmittelbar zersetzt, sondern verwandeln sich unter der Wasseroberfläche langsam zu Torf, in dem der Kohlenstoff gespeichert bleibt. Als Ökosysteme bieten Moore Lebensraum für eine ganz eigene Tier- und Pflanzenwelt, die auf diese besonderen Lebensbedingungen angewiesen sind.

In Deutschland sind derzeit jedoch 92 Prozent der Moorböden entwässert. Meist werden sie als Acker- oder Weideland oder zum Torfabbau genutzt. Durch den Kontakt mit der Luft beginnen sich die über Jahrhunderte und Jahrtausende angesammelten Pflanzenreste in kurzer Zeit zu zersetzen und setzen dabei den eingebundenen Kohlenstoff als CO2 frei. Diese Emissionen beliefen sich in 2020 auf rund 53 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, ein Anteil von etwa 7,5 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgas-Emissionen.

Neben den erheblichen Emissionen bedeutet die Entwässerung eines Moores aber auch den Verlust der dort heimischen Tier- und Pflanzenwelt und der ausgleichenden Wirkung im Wasserhaushalt. Moore können Wasser in der Landschaft speichern.

2. Naturnaher Wasserhaushalt mit lebendigen Flüssen, Seen und Auen

Intakte Gewässer – Flüsse und Seen – sowie ihre Auen sind Zentren der biologischen Vielfalt. Besonders Fließgewässer und ihre Auen können einen großen Beitrag zum Biotopverbund leisten. Viele Flüsse sind jedoch begradigt und kaum noch mit ihren Auen verbunden. Zu gut einem Drittel werden überflutbare Auen heute als Ackerflächen sowie als Siedlungs-, Verkehrs- und Gewerbeflächen genutzt. Nur noch neun Prozent der Auen sind ökologisch weitestgehend intakt.

Beim Schutz von Gewässern lassen sich Synergien des Natürlichen Klimaschutzes in besonderer Weise nutzen: Die Renaturierung von Gewässersystemen und die Wiederanbindung von Auen sichert Rückzugsgebiete für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig filtern Auen das Oberflächenwasser, halten es in der Landschaft, beugen dadurch Dürren vor und bieten Rückhalteräume als vorbeugenden Hochwasserschutz.

Ziel ist es, das Wasser wieder stärker in der Landschaft zu halten und die schnelle Entwässerung großer Flächen zurückzufahren. Ein größeres und gleichmäßigeres Wasserangebot in der Fläche macht auch die dort bestehenden Ökosysteme widerstandsfähiger. Häufig ist es sogar die Grundvoraussetzung für weitergehende Renaturierungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen, z.B. die Wiedervernässung von Moorböden.

3. Meere und Küsten

Meeres- und Küstenökosysteme einschließlich ihrer Habitate wie Seegraswiesen, Salzmarschen und Algenwälder sowie Sedimente am Meeresboden binden auf natürliche Weise Kohlenstoff und fungieren langfristig als CO2-Senken und -Speicher – weltweit sogar mehr als an Land. Als Lebensraum und Kinderstube für viele marine Arten leisten intakte marine Ökosysteme einen Beitrag zum Natürlichen Klimaschutz.

Der Zustand unserer Meere ist jedoch schlecht. Nord- und Ostsee leiden neben teils intensiver Nutzung, Verschmutzung und der Anreicherung von Nährstoffen auch unter der Klimakrise. Durch die Klimakrise werden sie nicht nur wärmer und sauerstoffärmer, sondern auch saurer. Das hat Folgen für die marine Flora und Fauna und die Lebensbedingungen im Wasser, wodurch sich die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme ändert und ihre Widerstandsfähigkeit abnimmt.

Wir müssen die Meere und ihre Küsten als Lebensgrundlage und essentiellen Teil des Klimasystems verstehen. Ihre natürlichen Funktionen können wir stärken, indem wir Meere und Küsten schützen, ihre Nutzung naturverträglich gestalten und ihre Resilienz gegenüber den klimabedingten Änderungen erhöhen. Hier setzt die Meeresoffensive der Bundesregierung an, die Maßnahmen zu Meeren und Küsten des ANK leisten hierzu einen wichtigen Beitrag.

4. Wildnis und Schutzgebiete

Flächen, auf denen sich die Natur dauerhaft nach eigenen Regeln entwickeln kann, sind unverzichtbar für die Erhaltung der biologischen Vielfalt und wertvoll für den Natürlichen Klimaschutz. Es gilt, Lebensräume durch ausreichend große Schutzgebiete zu sichern. Darüber hinaus ist eine enge Vernetzung der Schutzgebiete untereinander wichtig für die Resilienz des gesamten Schutzgebietsnetzes. Dabei können auch kleinere Flächen mit eigendynamischer Entwicklung und Schutzgebiete einen wichtigen Beitrag leisten. Der Globale Biodiversitätsrahmen sieht vor, dass 30 Prozent der weltweiten Flächen an Land und im Meer bis 2030 geschützt sind. Maßnahmen für den Natürlichen Klimaschutz sollen dazu beitragen, die Qualität bestehender Schutzgebiete zu verbessern und das globale Ziel national umzusetzen.

Nach der EU-Biodiversitätsstrategie sollen bis 2030 zehn Prozent der europäischen Landesund Meeresfläche unter strengen Schutz gestellt werden. Wildnisgebieten und kleineren Flächen, die vollständig der natürlichen Dynamik überlassen werden, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Es können aber auch nutzungsabhängige Lebensräume, wie zum Beispiel extensiv genutzte, artenreiche Wiesen oder großflächige extensive Weidelandschaften, zum Erreichen des Zehn-Prozent-Ziels beitragen.

Geschützte Lebensräume entfalten vor allem dann positive Wirkungen, wenn sie in einem günstigen Erhaltungszustand sind. In vielen deutschen Schutzgebieten ist das noch nicht vollumfänglich der Fall. Um hier wirksamer handeln zu können, werden wir die planerischen Rahmenbedingungen und konzeptionellen Grundlagen für die Betreuung und den Unterhalt von Wildnis- und Schutzgebieten verbessern.

5. Waldökosysteme

Wälder können große Mengen an Treibhausgasen binden: Bäume nehmen wie alle Pflanzen CO2 aus der Luft auf, wandeln es durch Photosynthese um und geben Sauerstoff ab. Die dabei entstehenden Kohlenstoffverbindungen werden eingelagert, aus ihnen bildet sich Holz – der Baum wächst. Das ist die Grundlage für die Bindung großer Mengen an Kohlenstoff im Wald. Gleichzeitig sind naturnahe Waldökosysteme wichtige Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und verbessern außerdem das lokale Klima sowie den Wasserhaushalt in der Landschaft.

Die letzte Bundeswaldinventur weist jedoch nur 36 Prozent der Waldfläche in Deutschland als naturnah aus. Insbesondere die nicht naturnahen Wälder haben sich in den vergangenen Jahren besonders anfällig für Dürreschäden und Schädlingsbefall gezeigt. Durch den gezielten Umbau nicht klimaresilienter Wälder und die Wiederbewaldung bereits geschädigter Waldflächen sollen sich naturnahe und klimaresiliente Waldökosysteme entwickeln. Deren Biodiversität und Strukturreichtum sind die Grundvoraussetzung für die Klimaanpassungsfähigkeit und die Resilienz von Wäldern.

Darüber hinaus wollen wir die Waldfläche in Deutschland ausdehnen. So können wir die Fähigkeit der Wälder zur Einbindung von Kohlenstoff langfristig erhöhen und zudem langfristig wertvolle Lebensräume schaffen. Das trägt auch zum Ziel der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und der EU-Waldstrategie bei, in Europa drei Milliarden Bäume zusätzlich zu pflanzen. Außerdem erhöht eine Mehrung der Waldfläche die Vielfalt der Landschaft und die Lebensraumqualität für viele Arten und kann so in bestimmten Fällen auch die Biotopvernetzung verbessern.

6. Böden als Kohlenstoffspeicher

Böden sind die zentralen landgebundenen Kohlenstoffspeicher. Sie übernehmen eine wichtige Funktion bei der Freisetzung und Einbindung von Treibhausgasen, vor allem CO2. Gesunde Böden stärken auch die Resilienz der Ökosysteme gegenüber der Klimakrise. Der Schutz der Böden und eine bodenschonende und humusmehrende Bewirtschaftung vermeiden bodenbürtige Treibhausgasemissionen und stabilisieren oder erhöhen den Gehalt an organischem Kohlenstoff in den Böden.

Der Landwirtschaft als die größte Flächennutzung in Deutschland kommt dabei eine besondere Rolle zu. Die Art der landwirtschaftlichen Nutzung wirkt sich besonders stark auf die Böden aus. Die Bodenbewirtschaftung soll berücksichtigen, dass natürliche Klimaschutzleistung der Böden als Kohlenstoffspeicher, aber auch Wasserspeicher und Stofffilter, gestärkt sowie die Bodenbiodiversität erhalten und gefördert werden. Dies gilt auch für die Forstwirtschaft. Nicht zuletzt ist ein sorgsamerer Umgang mit unseren Böden entscheidend für die langfristige Sicherung unserer Ernährungsgrundlagen.

7. Natürlicher Klimaschutz auf Siedlungs- und Verkehrsflächen

In Städten und Gemeinden sind Grünflächen wichtige Erholungszentren. In Parks, Stadtwäldern, Grüngürteln und begrünten Straßen ist spürbar, was Pflanzen für das Stadtklima leisten: sie sorgen für bessere Luft, indem sie Schadstoffe und CO2 binden. An heißen Sommertagen spenden sie Schatten und sorgen durch Verdunstung für zusätzliche Kühlung. Zusammenhängende Grünflächen sorgen für Kalt- und Frischluftschneisen. Diese Stadtnatur bietet vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebens- und Rückzugsraum. Diese Natur im direkten Wohnumfeld gilt es zu erhalten, zu fördern und das Wissen darüber in der Fachwelt und der Stadtgesellschaft zu verbreiten.

Deutlich größere Ökosysteme finden sich außerhalb unserer Siedlungen. Meist sind diese aber von linearen Infrastrukturen wie Straßen oder Schienenwegen durchschnitten, die Städte und Dörfer an ihren Rändern dehnen sich immer weiter in die Fläche aus. Dieser zunehmenden Zerschneidung und Zersiedelung unserer Landschaft wollen wir entgegenwirken. Eingriffe in Natur und Landschaft durch Siedlung und Verkehr werden wir so reduzieren, dass unter anderem die Flächenneuinanspruchnahme für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis zum Jahr 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag gesenkt werden kann. Bereits zerschnittene Lebensräume wollen wir wieder besser miteinander vernetzen und die ökologische Durchlässigkeit wiederherstellen. Dies stärkt die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme und dient so dem Natürlichen Klimaschutz.

8. Datenerhebung, Monitoring, Modellierung und Berichterstattung

Um Natürlichen Klimaschutz effektiv zu gestalten, müssen wir den Zustand und die Entwicklung unserer Ökosysteme zielgerichtet erfassen. Nur so sind wir in der Lage, Entwicklungen zeitnah zu erkennen und gegebenenfalls gegenzusteuern. Auch die Berichterstattung über die Emissionsbilanz im LULUCF-Sektor ist nur so präzise wie die Daten, die über die in diesem Sektor erfassten Ökosysteme vorliegen.

Die vielen Stellen, die bereits heute verschiedenste Daten zu den Ökosystemen in Deutschland erheben, werden wir besser miteinander vernetzen. Denn Zusammenhänge lassen sich oft erst erkennen, wenn Beobachtungen aus unterschiedlichen Bereichen verknüpft werden. Wir werden aber auch neue Datenquellen, zum Beispiel aus der Satellitenfernerkundung, weiter erschließen und in die bereits vorhandenen Strukturen einbinden.

Mit der verbesserten Datenlage wollen wir auch die Werkzeuge zur Modellierung von Ökosystemen überarbeiten und verfeinern. Eine solidere Beschreibung des Ist-Zustands ermöglicht verlässlichere Prognosen zur zukünftigen Entwicklung der Ökosysteme, auch im Hinblick auf die Ziele des Klimaschutzgesetzes.

9. Forschung und Kompetenzaufbau

In Ökosystemen bestehen vielfältige und teils sehr komplexe Zusammenhänge. Klimatische Voraussetzungen, Landschaftsform, Art und Methodik ihrer Nutzung durch den Menschen, Nährstoffangebot sowie viele weitere Faktoren haben Einfluss auf das Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten und anderen (Kleinst-)Lebewesen. Diese wirken aber auch zurück auf die Lebensbedingungen in dem jeweiligen Ökosystem und seine Umgebung. Die beschleunigte Klimakrise und nicht nachhaltige Nutzungsformen bringen unsere Ökosysteme jedoch in Schieflage und zwingen sie dazu, sich innerhalb kurzer Zeit an die neuen Bedingungen anzupassen. Zu diesen Wechselwirkungen in den sich verändernden Ökosystemen besteht umfassender Forschungsbedarf. Je besser wir die Zusammenhänge verstehen, desto zielgerichteter können wir daraus Handlungsoptionen für den Natürlichen Klimaschutz ableiten.

Viele Maßnahmen, die den Natürlichen Klimaschutz wirksam voranbringen, kennen wir bereits – dieses Aktionsprogramm ist Ausdruck davon. Entscheidend ist aber, dass dieses Wissen dort verfügbar ist, wo Maßnahmen vor Ort umgesetzt werden können. Diejenigen, die die entsprechenden Flächen besitzen oder bewirtschaften, brauchen Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von Natürlichem Klimaschutz und Anlaufstellen, die ein breites Wissensspektrum abdecken.

10. Zusammenarbeit in der EU und international

Natürlicher Klimaschutz kann nur in enger Zusammenarbeit auf internationaler und EU-Ebene gelingen. In der internationalen Zusammenarbeit, auf bi- und multilateraler Ebene sowie in allen relevanten EU-Prozessen werden wir als Bundesregierung den Natürlichen Klimaschutz weiter vorantreiben und uns für eine ambitionierte Ausgestaltung stark machen.

Deutschland hat das Thema Stärkung von naturbasierten Lösungen (Nature-based Solutions – NbS) und damit auch den Natürlichen Klimaschutz zu einem Querschnittsthema für die G7- Verhandlungen im Umwelt- und Klimaschutzbereich gemacht. Auf europäischer Ebene zielen viele Regelungsentwürfe und Initiativen der EU-Kommission, die auf den Green Deal und insbesondere sein Fit for 55-Paket zurückgehen, auf den Natürlichen Klimaschutz bzw. naturbasierte Lösungen.

Auch auf internationaler Ebene werden wir uns für naturbasierte Lösungen einsetzen und unseren Beitrag zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt und dessen Umsetzung, zur Umsetzung des Übereinkommens von Paris, zum Übereinkommen zur Bekämpfung der Wüstenbildung, zur Unterstützung der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen, zur Umsetzung der UN Agenda 2030 sowie zu vielen weiteren für den Natürlichen Klimaschutz wichtigen Regelungen und Initiativen fortsetzen.

Zur Themenseite des BUMV "Natürlicher Klimaschutz"

Mehr Informationen:

https://www.bmuv.de/natuerlicher-klimaschutz


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