Ob jung, ob alt: Früh (bis spät) übt sich

THW

THW/Alexander Steinruck

Einsätze lassen sich nicht planen. Für die THW-Kräfte heißt das, dass sie mit den unterschiedlichsten Bedingungen zurechtkommen müssen. Am vergangenen Wochenende fanden mehrere größere Übungen statt – für insgesamt rund 550 THW-Kräfte die Chance, Handlungsketten und Manöver zu wiederholen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. 

Erfahrungen austauschen und dabei von- und miteinander lernen: Das galt etwa für die etwa 230 Einsatzkräfte aus verschiedenen Fachgruppen Wassergefahren des Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, die an diesem Wochenende auf dem Wasserübungsplatz der Bundeswehr in Speyer gemeinsam mit der Wasserwacht Hessen unterschiedliche Szenarien und Manöver übten.

Kühle Köpfe trotz der Hitze für die Fachgruppen Wassergefahren

Mithilfe von Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern simulierten die Einsatzkräfte des THW auf dem Rhein beispielsweise eine Gefahrenlage mit mehreren Verletzten auf einer Fähre. Die Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) versorgten diese und die Ehrenamtlichen des THW brachten sie an Land. Und weil üben so viel Spaß macht, sorgten die Helferinnen und Helfer dafür, dass die bereits „Geretteten“ in einem logistischen Kreislauf vom Land direkt wieder zur Fähre gebracht wurden. So konnten sie wieder als Verletzte in die Übung einsteigen – und stellten so eine erneute Herausforderung an die Rettungskräfte.

Bei der Übung hatten die Helferinnen und Helfer aus dem THW-Ortsverband...
Die Helferinnen und Helfer aus dem THW-Ortsverband Forchheim hatten bei ihrer Übung viel Spaß.
Quelle: THW/Nicole Endres

In einem weiteren Ausbildungs- und Übungsblock koppelten und entkoppelten THW-Kräfte Pontons und bauten so großflächige Fähren, mit denen sie unter anderem einen Kran und einen Unimog der Wasserwacht transportierten. Für die verantwortlichen Bootsführerinnen und Bootsführer bedeutete die zusätzliche Last, dass die Fähre träger und damit schwieriger zu steuern war.

Wie unterschiedlich Boote reagieren, konnten die Einsatzkräfte auch an anderer Stelle ausprobieren: Außer den fünfzehn verschiedenen Fachgruppen Wassergefahren des THW (Typ A und B) mit ihren Mehrzweck(arbeits)booten, Fähren und Pontons standen auch die kleineren Boote der Wasserwacht und der Prototyp eines Amphibienfahrzeugs zur Verfügung. Das nutzen die Einsatzkräfte, um sich an unterschiedlichem Gerät auszuprobieren.

Neben den Fachgruppen Wassergefahren aus Bingen, Frankenthal, Ludwigshafen, Offenbach, Seligenstadt, Wiesbaden, Bad Wildungen, Kassel, Perl-Obermosel, Saarlouis, Germersheim, Saarbrücken und Trier waren die THW-Ortsverbände Wörrstadt und Lampertheim mit ihren Booten der Örtlichen Gefahrenabwehr (ÖGA) dabei.

Thematisch ähnlich nutzten in Bayern die THW-Ortsverbände Forchheim und Straubing mit rund 40 Kräften das lange Wochenende für eine Sonderausbildung ihrer Fachgruppe Wassergefahren auf der Donau, möglich dank der Unterstützung des 1. Motorboot und Wasserskiclubs Straubing. Der hohe Wasserstand der Donau als Fließgewässer war für die Ehrenamtlichen aus Forchheim, die zuhause auf einem Kanal üben, eine besondere Herausforderung. Auch hier „tauschten“ die Bootsführerinnen und Bootsführer der unterschiedlichen Fachgruppen ihre Boote, um sich auszuprobieren und Erfahrung mit den jeweils anderen Voraussetzungen zu sammeln. 

Von der Wasserrettung zum Trinkwasser

Ebenfalls mit Wasser – allerdings mit Trinkwasser – setzten sich rund 40 Einsatzkräfte der beiden Fachgruppen Trinkwasserversorgung in Nordrhein-Westfalen von Donnerstag bis Sonntag auseinander. In einer landesweiten Übung betrieben die Einheiten aus den THW-Ortsverbänden Ibbenbüren und Lemgo eine à Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWAA). 

Übung für den Aufbau einer Trinkwasseraufbereitungsanlage aus der...
Das Trainingsgelände in Ibbenbüren in der Draufsicht: Damit auch im Einsatzfall alles so gut klappt, üben die THW-Fachkräfte regelmäßig den Aufbau der Trinkwasseraufbereitungsanlage.
Quelle: THW/Daniel Claus

Die Fachgruppen der Ortsverbände Brühl, Coesfeld, Havixbeck, Lengerich, Münster, Oelde, Ratingen und Warendorf/Ostbevern übten vier Tage lang am Aasee im westfälischen Ibbenbüren. Für die Fachgruppen Trinkwasserversorgung bedeutet das den Aufbau von 34 Paletten Material. Die Fachgruppe Elektroversorgung stellte die notwendige Stromversorgung mittels eines Stromaggregats mit 200 Kilovoltampere Leistungsfähigkeit sicher.

Denn: Sollte im Einsatzfall die Infrastruktur betroffen sein, müssen die THW-Fachgruppen der Trinkwasserversorgung auch funktionieren, wenn die Stromversorgung zusammengebrochen ist. 

Ziel war es die Trinkwasseraufbereitungsanlage aufzubauen, in Betrieb zu nehmen und im 24-Stunden-Betrieb laufen zu lassen. Dazu bauten die THW-Kräfte zunächst ein Becken auf, in dem sie das Wasser vorbehandelten, bevor die Laborantinnen und Laboranten des THW erste Tests durchführten. Mittels dieser Tests bestimmten sie die Menge des benötigten Flockungsmittels, das sie im Anschluss zur Reinigung des Wassers nutzten. Nachdem die Fachkräfte die Trinkwasseranlage erfolgreich in Betrieb genommen hatten, bestätigten die Einsatzkräfte des mobilen Labors schließlich die Wasserqualität.

Rundumschlag in Lohr

Thematisch divers ging der THW-Ortsverband Lohr das Wochenende an. Zunächst verlegten die mehr als 30 Einsatzkräfte ihr Material an den Übungsplatz – verbunden mit der ersten Übungsaufgabe des Wochenendes für die Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer: Fahren im geschlossenen Verband. Dabei koordinieren sich mehrere Fahrzeuge so, dass ihre Kolonne beispielsweise an Ampeln nicht aufgelöst wird. 

Am Freitag setzten die Ehrenamtlichen dann mit einem Ladekran das Boot des THW-Ortsverbandes aus Lohr ins Wasser. Mit diesem und zwei weiteren Booten übten die Bootsführerinnen und Bootsführer Manöver und testeten die verschiedenen Boote auf Unterschiede in der Fahrweise. Besonders deutlich zeigten sich diese, als die Helferinnen und -Helfer sich gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Burgsinn auf Löscheinsätze auf dem Wasser vorbereiteten. Dafür setzten die THW-Kräfte eine tragbare Pumpe der Feuerwehr auf eine von zwei Halbpontons getragene Plattform.

Übung für Brände auf dem Wasser
Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr übten die Einsatzkräfte aus dem THW-Ortsverband Lohr, wie für Brände auf dem Wasser die Löschwasserversorgung hergestellt und eine Arbeitsplattform genutzt werden kann.
Quelle: THW/Katrin Brendolise

An Land legte die Fachgruppe àWasserschaden/Pumpen zeitgleich eine 600 Meter lange Schlauchleitung rund um das Hafenbecken. Als Schwerpunkt für ihren Teil der Übung wählten die Einsatzkräfte dabei, wie sie die Motorkreiselpumpe vom Typ Hannibal betreiben müssen, wenn Höhenunterschiede überwunden werden müssen oder Schlauchstreckenlängen variieren.

Ähnlich verlief eine Übung im schweizerischen Sempach mit Kräften aus sieben THW-Ortsverbänden. Auch hier übten die Ehrenamtlichen zunächst, im geschlossenen Verband zu fahren. Angekommen starteten die rund 50 Einsatzkräfte dann mit ihrem toughen Programm: Sie orteten Verschüttete, retteten Personen und übten Lasten fachgerecht zu bewegen sowie den korrekten Umgang mit den Großpumpen des THW. Zusätzlich fand eine Führungsausbildung des Zugtrupps und eine Ausbildung künftiger THW-Köche und -Köchinnen statt.

Ebenfalls ohne Wasser, dafür aber bei Nacht nutzten die Einsatzkräfte der THW-Ortverbände Kirchheim/Teck, Ofterdingen, Horb und Pforzheim sowie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Deutschen Roten Kreuz die heißen freien Tage. Ihr Szenario: Nach einer Gasexplosion suchten sie in einem einsturzgefährdeten Gebäude nach Vermissten. Dazu trugen sie Atemschutzgeräte. Diese richtig anzulegen ist im Einsatzfall elementar. 

Zudem stellten sie sich an Stationen unterschiedlichen Aufgaben. Sie retteten beispielsweise Verletzte aus einem Silo mit Schüttgut oder orteten Verschüttete unter Trümmern. Um bei einem möglichen Ausfall der Telekommunikation die Nachrichtenübermittlung aufrechtzuerhalten, schloss der Fernmeldetrupp der Fachgruppe Führung und Kommunikation aus dem Ortsverband Pforzheim mehrere Gebäude mit Feldkabeln wieder an das Fernsprechnetz an.

Übung zur Anwendung von unterschiedlichen Geräten für verschiedene...
Die Jugend war fleissig: Übungen mit verschiedenen Schwerpunkten ermöglichten Junghelferinnen und Junghelfern mit unterschiedlichem Gerät zu arbeiten.
Quelle: THW/Stefan Jörger

Auch der Nachwuchs trainiert

Gleich 120 angehende Katastrophenschützer und Katastrophenschützerinnen gingen hochmotiviert in eine Übung auf dem eigenen Übungsgelände in der Nähe des baden-württembergischen Achern. Das Szenario war eher ungewöhnlich: ein angenommener Vulkanausbruch, dadurch verursachte Nachbeben und eine vom Lavastrom bedrohte Stadt mit brennenden und einsturzgefährdeten Häusern. 

Gemeinsam mit knapp 30 Kräften der Jugendfeuerwehr aus Achern und rund 50 Betreuenden stellten sich die Jugendlichen Aufgaben an acht verschiedenen Stationen. Sie leuchteten simulierte Gefahrenstellen aus, stellten die Stromversorgung her und sicherten Einsatzstellen ab. Sie versorgten die Feuerwehr mit Löschwasser, retteten Menschen und Tiere und borgen Zielobjekte. Die Feuerwehrkräfte erklärten den Junghelferinnen und Junghelfer außerdem wie Brandherde richtig gelöscht werden können und den damit verbundenen richtigen Umgang mit den verschiedenen Feuerlöschern.

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