47 unbegleitete Kinder und Jugendliche sind heute Vormittag per Flugzeug aus Athen in Hannover (Niedersachsen) eingetroffen. Damit unterstützt das Bundesinnenministerium in einem ersten Schritt Griechenland im Rahmen einer europäischen Hilfsaktion für minderjährige Flüchtlinge auf den griechischen Inseln.
Die 42 Kinder und 5 Jugendlichen (davon 4 in Begleitung jüngerer Geschwisterkinder) werden nun zunächst für eine zweiwöchige Quarantäne in Niedersachsen untergebracht, bevor sie auf die Bundesländer verteilt werden.
Bundesinnenminister Horst Seehofer: "Ich freue mich, dass wir heute die ersten unbegleiteten Kinder empfangen können - trotz der schweren Belastungen durch die Corona-Krise. Dies ist das Ergebnis monatelanger Vorbereitungen und intensiver Gespräche mit unseren europäischen Partnern. Deutschland steht zu seiner Zusage. Wir setzen damit ein konkretes Zeichen europäischer Solidarität. Ich gehe davon aus, dass unsere europäischen Partner damit beginnen, ihre Zusagen nun ebenfalls sobald wie möglich umzusetzen."
Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport Boris Pistorius: "Ich bin heute sehr froh, dass wir die ersten unbegleiteten Kinder aus Griechenland in Niedersachsen in Empfang nehmen können. Dies ist ein Anfang. Die Situation in den Lagern auf den griechischen Inseln war schon bei meinem letzten Besuch vor fünf Monaten unerträglich.
Die Koalition der Willigen zeigt, dass es europäische Solidarität mit Griechenland und in Not geratenen Flüchtlingen gibt. Die Kinder werden jetzt mindestens zwei Wochen in Niedersachsen bleiben, um Kraft zu tanken und natürlich medizinisch durchgecheckt zu werden. Ich danke in diesem Zusammenhang auch dem Landkreis Osnabrück, der die Kinder nun erst einmal aufnimmt."
Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen waren zuvor in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln Lesbos, Samos und Chios untergebracht. Sie stammen aus Afghanistan, Syrien und Eritrea. Unter ihnen befinden sich 4 Mädchen und einige Geschwisterpaare.
Zuständig für die EU-weite Koordinierung ist die EU-Kommission in Zusammenarbeit mit den griechischen Behörden, UNHCR und der Europäischen Asylagentur EASO. Alle Kinder und Jugendlichen wurden vor ihrer Abreise auf eine mögliche Infektion mit dem COVID-19-Virus getestet.
Um Griechenland bei der schwierigen humanitären Lage auf den griechischen Inseln zu unterstützen und insbesondere die Situation der Kinder in den Hotspots zu verbessern, hatte der Koalitionsausschuss am 08. März 2020 beschlossen, einen humanitären Beitrag zu leisten. Insgesamt sollen im Rahmen eines europäischen Vorgehens mindestens 350 Minderjährige nach Deutschland übernommen werden.
Insgesamt haben sich zehn EU-Mitgliedstaaten bereit erklärt, minderjährige Migranten und Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufzunehmen. Wegen der innerstaatlichen Herausforderungen im Umgang mit der Corona-Pandemie kommt es in einigen Ländern derzeit zu Verzögerungen. Bereits am Mittwoch dieser Woche waren 12 unbegleitete Kinder und Jugendliche in Luxemburg eingetroffen.
An Bord des Flugzeuges befanden sich außerdem zwei Kinder, die von ihrem Vater nach Griechenland entführt und zu ihrer in Deutschland lebenden Mutter zurückgeführt wurden.