Studie zu Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes: Jede und jeder Vierte erlebt Gewalt

Anlässlich der Vorstellung einer Studie zu Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser heute gemeinsam mit dem Vorsitzenden des dbb Beamtenbund und Tarifunion, Ulrich Silberbach, und der DGB-Bezirksvorsitzenden für Berlin und Brandenburg, Katja Karger, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ordnungsamtes in Berlin-Mitte besucht, die von eigenen Gewalterfahrungen berichten konnten.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser: "Einer von vier Beschäftigten im öffentlichen Dienst hat schon Gewalt erlebt. Das ist das erschütternde Ergebnis einer Befragung von mehr als 10.000 Beschäftigten. Mein Austausch mit von Gewalt Betroffenen hat meine Entschlossenheit nur noch verstärkt: Wir müssen mehr tun, um die Menschen zu schützen, die unser Land jeden Tag am Laufen halten – ob auf dem Amt oder als Retter in der Not. Das gebietet die Fürsorgepflicht für die Beschäftigten. Und das ist eine Frage des Schutzes unserer Demokratie vor Verrohung, Hass und Gewalt. Wichtig ist, jeden Übergriff ernst zu nehmen, zu melden und zur Anzeige zu bringen. Hier darf es keine falsche Scham und keine Hürden geben. Die Täter müssen hart verfolgt werden – und die Betroffenen brauchen Unterstützung. Wir werden uns mit den Gewerkschaften gemeinsam für eine bessere Gewaltprävention und einen besseren Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzen."

Für die Studie wurde bereits vorhandenes Datenmaterial ausgewertet und durch eine umfangreiche Beschäftigtenbefragung ergänzt. Danach gaben 23 Prozent der Beschäftigten an, bereits Gewalterfahrungen gemacht zu haben, 12 Prozent sogar mehrere Vorfälle innerhalb eines Jahres. Dabei unterscheidet sich das Aufkommen stark nach Beschäftigungsbereich: Während bei Feuerwehr, Rettungskräften, Justizvollzug und Ordnungsamt sogar ein Drittel der Beschäftigten innerhalb eines Jahres eine Gewalterfahrung machen mussten, sind es bei Beschäftigten in der Sozial- und Arbeitsverwaltung weniger als 10 Prozent. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Die Zahlen sind während der Corona-Pandemie – mit Ausnahme bei Beschäftigten in der Bildungs- und Sozialverwaltung – angestiegen. 

Bundesvorsitzender des dbb, Ulrich Silberbach:

"Die Daten bestätigen unsere langjährigen Forderungen nach einer systematischen Erfassung der Angriffe auf die Beschäftigten und der Methoden der Prävention, Reaktion und Nachsorge. Es muss aufhören, dass die Ahndung der Fälle weitgehend volatilen Bewältigungsmustern vor Ort folgt. Neben dem breiten Konsens, dass eine Attacke auf Repräsentantinnen und Repräsentanten des Staats ein Angriff auf unsere demokratischen Institutionen und Werte und damit auf uns alle ist, brauchen wir bundesweit umfängliche Handlungsempfehlungen, um die Kolleginnen und Kollegen nachhaltig zu schützen. Und ihnen in dem Fall, der dann trotz bestmöglicher Prävention doch eintritt, konsequent und sofort zur Seite zu stehen."

Yasmin Fahimi, Vorsitzende des DGB: "Die Ergebnisse der Studie untermauern, worauf der DGB seit mehreren Jahren mit seiner Initiative „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“ hinweist: Gewalt gegen Beschäftigte ist kein Randphänomen, gerade im öffentlichen Dienst. Deutlich wird aber auch, dass es enorme Lücken gibt: Oft fehlt den Beschäftigten die Unterstützung ihrer Vorgesetzten. Viele Gewaltvorfälle werden deshalb erst gar nicht gemeldet und ein Großteil der Befragten fühlt sich nicht sicher im Dienst. Das sind unhaltbare Zustände, die die Arbeitgeber beseitigen müssen. Dabei geht es auch darum, die Führungskräfte für die Wichtigkeit von Präventiv- und Nachsorgemaßnahmen zu sensibilisieren – und dafür, möglichst unkomplizierte Meldeverfahren einzurichten."

Die Studie wurde 2020 vom Bundesinnenministerium beim Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung (FÖV) in Speyer in Auftrag gegeben. Sie trägt erstmals vorhandenes Datenmaterial zusammen und ist in diesem Umfang einmalig. Insgesamt wurden über 10.000 Beschäftigte und mehr als 1600 Behörden befragt. Die Polizei wurde in die Untersuchungen nicht einbezogen.


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